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Serial

Serial

Titel: Serial
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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Autobahn Kokain geschnupft hätte. Als die ersten Sonnenstrahlen über die Bergketten lugten, war sie kurz vor Salt Lake City angelangt. Sie mietete sich im Red Roof Inn ein, nahm ein heißes Bad, säuberte die Seile vom frischen und verkrusteten alten Blut und weichte die Karabinerhaken und Ketten in Seifenwasser ein.
    Am späten Nachmittag erwachte sie und verspürte erneut diese düstere, unheimliche Last in ihrer Brust. Ihre Sachen waren so weit trocken, dass sie wieder in ihrem Gitarrenkoffer verstaut werden konnten. Danach zog sie sich an und machte sich auf den Weg. Das Motel war direkt an dem Interstate Highway gelegen, und ihre Auswahl an Lokalen war auf Applebee’s oder Chili’s beschränkt.
    Lucy entschied sich für Letzteres, denn Chili’s trumpfte mit besseren Nachspeisen auf.
    Nachdem sie gegessen hatte, ging sie hinaus auf den Parkplatz und starrte auf den Subaru. Das schwarze Gefühl bedrängte sie erneut– dieses unerbittliche, fürchterliche Verlangen, das nie ganz befriedigt werden konnte. Die wenigen Sekunden der Erfüllung waren nie gänzlich ausreichend, ähnlich wie das Trinken von Salzwasser. Sie wandte sich vom Subaru ab und folgte dem Verlauf der Straße, bis sie zu einem Loch im Zaun kam, durch das sie sich drängte, um auf der anderen Seite direkt am Highway zu stehen.
    Der Verkehr war mäßig, die Nacht kalt und der Himmel sternenklar. Eine Reihe von Autos, die einem Wohnmobil hinterherkrochen, näherte sich ihr.
    Sie ging bis zur Brücke, stellte den Gitarrenkoffer ab und streckte den Daumen aus.

3
    Donaldson bremste und hielt auf dem Seitenstreifen. Er kurbelte das Beifahrerfenster herunter. Das Mädchen war jung und zierlich und trug eine Wollmütze, obwohl es relativ warm war.
    » Wo soll es hingehen?« Er zwinkerte ihr zu, ehe er den Mund aufmachte, und sein Lächeln war diesmal nicht aufgesetzt.
    » Nach Missoula«, antwortete Lucy.
    » Gibst du da oben ein Konzert?«, wollte er wissen und wies mit dem Kinn auf den Gitarrenkoffer.
    Sie zuckte mit den Achseln.
    » Ich fahre Richtung Norden. Wenn du etwas Benzingeld springen lässt und mir versprichst, nicht zu singen, kannst du mitfahren.«
    Das Mädchen schien es sich zu überlegen, um dann bejahend zu nicken. Sie öffnete die Hintertür und verstaute den Gitarrenkoffer auf der Rückbank. Ehe sie einstieg, beäugte sie die Sitzbezüge.
    » Was hat das mit dem Plastik auf sich?«, wollte sie wissen.
    » Ich nehme manchmal meinen Hund mit.«
    Lucy schielte auf das Bild am Armaturenbrett– der dicke Fahrer und ein Langhaardackel.
    » Wie heißt er?«
    » Scamp. Ein netter kleiner Kerl. Hasst es, wenn ich fortfahre. Aber ich bin viel auf der Straße– als Kurier. Heute muss ich nach Idaho Falls, um eine Spenderniere abzuholen.«
    Sie blickte erneut auf die Rückbank und erspähte die Kühlbox mit dem Aufkleber auf dem Boden.
    » Mach dir keine Sorgen«, meinte er, nahm die Baseballkappe vom Kopf und fuhr sich mit der Hand durch seine schütter werdenden grauen Haare. » Ist noch leer.«
    Das Mädchen nickte und wollte schon einsteigen, hielt dann aber inne. » Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich hinten hinsetze? Ich möchte zwar nicht, dass Sie sich wie ein Chauffeur vorkommen, aber mir wird vorne immer schlecht, wenn ich nicht selbst hinter dem Steuer sitze.«
    Donaldson überlegte. » Normalerweise würde mir das nichts ausmachen, Miss, aber ich habe hinten keine Sicherheitsgurte, und ich bestehe darauf, dass man sich anschnallt. Sicherheit geht vor, sage ich immer.«
    » Selbstverständlich. Da kann man nie vorsichtig genug sein. Autos können ganz schön gefährlich sein.«
    » In der Tat«, stimmte Donaldson ein.
    Die Vordertür knarrte, als Lucy sie öffnete und einstieg. Donaldson achtete darauf, dass sie sich anschnallte, ehe er das Auto auf den Highway zurücklenkte.
    » Wie heißt du, kleine Lady?« Donaldson grinste sie an und rieb sich das Kinn.
    » Ich bin Lucy.« Sie warf einen Blick auf die Mittelkonsole und bemerkte einen großen Becher in dem Getränkehalter. Sie fuhr mit der Hand in ihre Tasche, blickte den Mann an und lächelte. » Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mich mitnehmen. Wie heißen Sie?«
    » Donaldson. Sehr erfreut.«
    » Ist das Ihr Nachname oder haben Sie einen Nachnamen als Vornamen?«
    » Nein, das ist tatsächlich mein Vorname.«
    Sie legten einige Kilometer zurück, ohne ein Wort auszutauschen, und Donaldson ließ seinen Blick zwischen dem Mädchen und der Straße hin und her
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