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Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Titel: Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)
Autoren: Rachel Hartman
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Schnörkel in die Fischbrühe – »habe ich je etwas anderes behauptet?« Sie lächelte schelmisch und ging, nein, hüpfte den Korridor entlang.
    Ich half Meister Viridius in einen Stuhl. Meine Gedanken rasten. Er sah mich an und wirkte ungewohnt verlegen. »Sie hat es mir heute Morgen gesagt«, begann er. »Du warst die Einzige, der sie eine Chance geben wollte, und selbst dabei mochte sie sich nicht festlegen. Ich hatte keine Ahnung, was für Dummheiten sie sich für die anderen ausgedacht hatte und welcher Streich für dich vorgesehen war. Es tut mir wirklich leid. Unglücklicherweise muss man sie bei einer Anstellung bei Hof in Kauf nehmen.« Er seufzte schwer. »Ich schaffe es nicht mehr. Sie zu unterrichten treibt meinen Puls in die Höhe und beschert mir Herzrasen.«
    »Sie ist ein temperamentvoller Freigeist.« Ich wählte meine Worte mit Vorsicht, für den Fall, dass sie zurückgeschlichen war und uns belauschte. Zugetraut hätte ich es ihr.
    Meister Viridius versuchte aufzustehen. Ich half ihm auf die Füße. Er stützte sich auf seinen Stock und sagte: »Glückwunsch, Maid Dombegh. Melde dich in drei Tagen bei mir. Bis heute Abend habe ich dir ein Quartier besorgt, du kannst einziehen, wann immer du willst. Wichtig ist, dass man die Tür abschließen kann.« Er lächelte freudlos. »Dieser Frechdachs hat schon einmal Frösche in meinem Cembalo versteckt. Der Himmel weiß, wozu sie sonst noch fähig ist.«
    Fähig war eine zutreffende Beschreibung der Prinzessin. Ich würde es mir merken.
    Ich wollte ihm die Treppe hinaufhelfen, aber er wehrte mich ab. Während ich zusah, wie er davonhumpelte, hörte ich Schritte hinter mir. Ein Page – derselbe freche Spitzbube, der mich hierher geschickt hatte – brachte Orma zu mir.
    »Hier, gelehrter Mann«, sagte der Junge und breitete den Arm aus, wie um mich offiziell vorzustellen. »Eure Schülerin, wohlbehalten und munter.«
    »Daran habe ich nicht gezweifelt«, sagte Orma.
    Der Junge lachte. »Wie töricht«, sagte er und trollte sich davon.
    Ich sah Orma an. »Prinzessin Glisselda hat diesen Pagen zu dir geschickt, um dich wegzulotsen, stimmt’s? Und dann hat sich mich hierher gelockt.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich habe eine persönliche Einladung in die königliche Privatbibliothek erhalten. Was für ein glücklicher Zufall.«
    Letzteres bezweifelte ich. Die Prinzessin hatte offenbar unser Gespräch im Vorzimmer belauscht.
    Ormas Nasenflügel bebten; er hatte einen feinen Geruchssinn. »Ist bei dem Probeunterricht in irgendeiner Weise Fischsauce zum Einsatz gekommen? Das ist eine sehr exklusive Delikatesse in –«
    »Ja«, unterbrach ich ihn lachend. »Die Prinzessin hat so viel bei mir gelernt, dass sie nach einem kleinen Imbiss verlangte.«
    »Das heißt, du hast die Anstellung?«
    Ich sah ihn an. In seinem Blick zeigte sich keine überschäumende Freude – das konnte man von einem Drachen auch nicht erwarten –, aber ich las etwas anderes darin. Zufriedenheit vielleicht. Stolz und Zufriedenheit darüber, dass er mir etwas beigebracht hatte. »Ich habe sie«, sagte ich mit belegter Stimme.
    Falls meine Gefühlsanwandlung ihn überraschte, so zeigte er es jedenfalls nicht. Stattdessen sagte er: »Es erstaunt mich, dass ich mit meinen Berechnungen so falsch lag. Ich muss irgendetwas übersehen haben. Wenn ich nicht treffsicher vorhersagen kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit du meinen Erwartungen widersprichst, dann –«
    Ich verspürte einen heftigen Anflug von Zuneigung für den alten Drachen und schlang die Arme um ihn, obwohl ich genau wusste, dass er es nicht leiden konnte, angefasst zu werden. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass Menschenhaut keine Schuppen hatte. Er hielt ganz still und wartete darauf, dass ich ihn wieder losließ.
    »Da wir gerade von Überraschungen reden«, sagte ich und versetzte ihm einen leichten Schlag gegen die Brust, wo ich eine seltsame Erhebung unter seinem Wams gespürt hatte. »Du bist heute so rechteckig.«
    Ein Mensch wäre in Verlegenheit geraten, aber Orma zuckte nur die Schultern. »Ich hatte nicht mehr die Gelegenheit, das Buch zu Ende zu lesen. Aber das macht nichts. Jetzt, wo du die Anstellung hast, kannst du es ja jederzeit wieder zurückbringen, wenn ich fertig bin.«
    Ich lachte, denn ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Gemeinsam verließen wir das Schloss. Wirbelnde goldene Blätter begleiteten uns auf unserem langen Weg den Hügel hinunter in
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