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Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Titel: Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)
Autoren: Rachel Hartman
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–«
    »Ganz und gar nicht«, unterbrach sie mich leichthin. »Ich habe noch keinen der von Viridius ausgesuchten Bewerber näher kennengelernt. Aber ich verachte sie alle. Für den ersten Kandidaten – einen verschrumpelten Lautenspieler – habe ich eine wilde Verfolgungsjagd durch die Keller veranstaltet, die für ihn auf einer Kohlenrutsche endete.«
    Bei allen Heiligen im Himmel!
    Ich zögerte, die nächste Frage zu stellen, aber ich musste Gewissheit haben. »Und was habt Ihr mit dem Troubadour gemacht?«
    Ihre Augen funkelten voller Übermut und sie wippte vergnügt auf den Zehenspitzen. »Ich zeige es dir!«
    Sie stieß die Flügeltür auf und führte mich in ein kleines Studierzimmer – oder vielleicht war es auch ein Unterrichtsraum –, in dem zwei Tische und ein Bücherregal standen. Auf einem der Tische war eine Landkarte ausgebreitet, die mit vielen Anmerkungen versehen war. Stifte, Bücher und kleine Holzpfeile lagen kreuz und quer darauf. Zielstrebig ging sie zum Fenster, von wo aus man einen Blick auf den ummauerten Garten und das Heckenlabyrinth hatte. Die Prinzessin ließ sich auf der Erkerbank nieder, öffnete einen Fensterflügel und klopfte einladend auf das bestickte Kissen neben sich. Ich nahm ganz am Rande Platz, den Kübel auf meinen Knien.
    »Achte auf die scheußliche Hutfeder«, sagte sie und deutete nach draußen. Ein Armband aus Flussperlen baumelte anmutig von ihrem schmalen Handgelenk.
    Tatsächlich erkannte ich auf den ersten Blick, wo mein musikalischer Waffenbruder zwischen den gestutzten Hecken stand. Nur seine Feder ragte darüber hinaus und wippte unentschlossen im herbstlichen Sonnenlicht hin und her, so als könne er sich nicht recht entscheiden, welche Richtung er einschlagen solle.
    Er entschied sich für den linken Pfad. »Jetzt ist es nicht mehr weit!«, rief Prinzessin Glisselda und schlug mit der Faust gegen den Fensterrahmen.
    »Prinzessin«, sagte ich mit trockener Kehle, »er hat eine Engelsstimme. Ihr hättet ihn beim Vorsingen hören sollen. Er würde einen hervorragenden Gehilfen für Meister Viridius abgeben und einen ausgezeichneten Tutor für Euch, wenn Ihr ihm nur die –«
    »Gelegenheit dazu geben würdet?«, vollendete sie meinen Satz und sah mich von der Seite an. »Das tue ich. Der Sänger und ich sind im Krieg; ich gebe ihm großzügig einen Vorgeschmack auf das, was ihn in der Schlacht erwartet. Auf den Morast, in den er sich wagt, falls er sich für die Anstellung entscheidet. Deshalb habe ich ihm einen echten Morast vorbereitet. Ich dachte mir, eine buchstäbliche Umsetzung würde ihm am ehesten die Augen öffnen. Und schon ist es so weit.«
    Die Feder verschwand abrupt und aus der Mitte des Labyrinths drangen laute Schreckensrufe. Ich blickte die Prinzessin entgeistert an und sagte: »Das hat er nicht verdient.«
    »In jedem Krieg sind Opfer zu beklagen«, erwiderte sie und blickte gespannt aus dem Fenster.
    Ich starrte auf die braune Brühe, die für mich vorgesehen war. »Was habt Ihr mit dieser, äh, trüben Suppe vor?«, fragte ich und schwenkte den Eimer leicht, woraufhin das schleimige Zeug gegen den Rand schwappte.
    »Ist sie nicht wunderbar eklig?«, quietschte sie und klatschte entzückt in die Hände. »Das sind vergorene Fischköpfe. Sie sind ein sinnfälliges Zeichen dafür, wie widerwärtig mir allein der Gedanke an Musikunterricht ist. Wir kippen sie über dem dritten und letzten armseligen Tropf aus und werden damit gleich zwei stinkende Übel auf einmal los.«
    »Wir müssen uns beeilen«, fügte sie geschäftig hinzu. »Sonst sind wir nicht fertig, wenn er hereinspaziert.«
    Er . Ich starrte auf die Stinkebrühe, die meine Sinne benebelte, und dabei kam mir eine Idee. Vielleicht konnte ich die Sache doch noch retten, indem ich der Prinzessin eine Unterrichtsstunde erteilte und erst danach meine Identität offenbarte.
    Ich stand auf und lächelte sie an. »Wenn Ihr den Kübel so aufstellen wollt, dass er umkippt, sobald Euer Opfer den Raum betritt, dann habt Ihr es auf der falschen Seite versucht.«
    Sie holte den Stuhl vom Korridor herein. Ich stieg hinauf und zeigte ihr, wie man den Eimer oben auf der Flügeltür platzieren konnte und die Tür dabei einen Spalt breit offen ließ. Die Prinzessin lachte und machte Luftsprünge vor lauter Entzücken über mein Treiben. Ich selbst war mit meinem Werk ebenfalls zufrieden. Gut, dass der Fischeimer sich nun außerhalb ihrer Reichweite befand.
    »Natürlich kann man durch den Spalt den
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