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Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Titel: Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)
Autoren: Rachel Hartman
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Mal wortreich abmeldete, wenn er kurz wegging. Jeder andere wäre jedoch nach kurzer Zeit wieder zurückgekommen. Die Minuten verstrichen quälend langsam, und ich kam immer mehr zu dem Schluss, dass er sich völlig unerlaubt irgendwo im Palast herumtrieb.
    Der Page schlüpfte durch die Tür herein. Ich rechnete damit, dass er gekommen war, um mich zu holen, stattdessen fragte er: »Bist du mit diesem bärtigen Spitzbuben hergekommen? Der mit der Nase?«
    »Ja«, sagte ich und sprang hastig auf.
    »Ihm ist ein Missgeschick passiert. Er meinte, du würdest ihm helfen.«
    »Wo ist er denn?«, fragte ich.
    Der Junge beschrieb mir den Weg – die Treppe hinauf, dann rechts -, machte aber keinerlei Anstalten, mich zu begleiten. Ich eilte den Korridor entlang, so schnell ich konnte; der Kronrat hatte soeben eine Sitzung beendet und überall standen wichtige Leute herum. Am Fuß der pompösen Marmortreppe raffte ich meine Röcke und nahm gleich zwei Stufen auf einmal, was mir die missbilligenden Blicke einiger Hofdamen einbrachte. Schamröte schoss mir ins Gesicht, und mir wurde ganz heiß vor Anstrengung, aber ich verlangsamte meine Schritte nicht. Oben angekommen, bog ich hastig nach rechts – und rannte fast ein Mädchen über den Haufen, das auf einem Stuhl stand.
    Sie schrie auf, fiel zum Glück jedoch nicht herunter und ließ auch den Eimer nicht fallen, den sie in der Hand hielt und der gefährlich schwankte. »Beim Galan von Sankt Daan! Hast du keine Augen im Kopf?«, rief sie.
    Ich brauchte einen Moment, um Atem zu schöpfen. »Verzeihung«, stieß ich hervor.
    »Was bist du nur für ein Trampel«, sagte sie und sah mich hochmütig von oben herab an. »Aber vermutlich kannst du nichts dafür.«
    Sie war zierlich, aber nur wenig jünger als ich. Ich schätzte sie auf fünfzehn. Goldene Locken umrahmten ihr Gesicht, das wie die aufgehende Sonne über ihrem Kleid aus himmelblauer Seide erstrahlte. Sie hatte den Holzstuhl direkt vor eine Flügeltür gestellt, und als sie mit dem Fuß aufstampfte, drohte die zähe Brühe, die sich in dem Eimer befand, überzuschwappen. Was immer es war, es stank bestialisch.
    »Da, nimm.« Sie drückte mir den Kübel in die Hand. »Du kannst mir behilflich sein. Groß genug bist du schließlich. Ich komme nicht richtig bis oben hin, da nützt auch der Stuhl nichts.«
    »Tut mir leid, ich kann nicht bleiben«, sagte ich und wich angewidert von dem ekelerregenden Geruch zurück. »Mein Musiklehrer –«
    »Die gelehrte Bohnenstange?«, unterbrach sie mich. »Ihm geht’s gut. Er hat mich auch angerempelt, aber wir haben die Sache in Ordnung gebracht und ich habe ihn weggeschickt.«
    Ich blickte an ihr vorbei den Gang entlang. »Wo ist er denn?«
    Sie sah mich vorwurfsvoll an und stieß mir den Eimer fast ins Gesicht. »Ihm geht es gut, hast du nicht gehört? Und jetzt hilf mir, du dummes Ding.«
    Meine Hände missachteten den entschiedenen Protest meiner Nase, die den Gestank als ekligen Fischgeruch erkannte, und ergriffen den Eimer. Ich wagte einen Blick hinein. In der braunen Brühe glänzten silberne Schuppen und die dunklen Punkte in der trüben Flüssigkeit waren vermutlich Augen. Ich kämpfte gegen meinen Würgereiz an. »Was soll ich tun?«
    »Was soll ich tun, Eure Hoheit ?«, korrigierte sie mich und faltete die Hände vor dem Bauch. Auf ihrem Mieder flatterten perlenbestickte Vögel munter zwischen goldenen Wölkchen.
    Ich versank in den allertiefsten Knicks, der jedoch ob des Kübels in meiner Hand nicht sonderlich anmutig ausfiel. Eure Hoheit , dazu ihr Alter: Das traf nur auf die königliche Enkelin zu, Prinzessin Glisselda – obwohl es eigentlich ganz ausgeschlossen war, denn meines Wissens hatte sie in diesem Moment bei dem Troubadour eine Musikstunde.
    »Erhebe dich«, sagte sie. »Wie war doch gleich der Name?«
    »Serafina Dombegh, Eure Hoheit.« Ich richtete mich auf und hielt den Fischeimer so weit weg wie möglich. Der peinigende Gestank nahm trotzdem nicht ab.
    Flink wie ein kleiner Fink hüpfte die Prinzessin vom Stuhl. Sie reichte mir kaum bis zur Schulter. »Und jetzt, Maid Dombegh«, sagte sie, »stellen wir eine Falle auf. Sie ist für den Letzten der Bewerber.«
    Meine Kinnlade fiel herab. Der Kübel mit dem glibbrigen Abfall war für mich bestimmt!
    Ganz offensichtlich wusste die Prinzessin nicht, wer ich war. Meine Stimme zitterte ein wenig, als ich sie fragte: »Gibt es mit diesem Tutor denn irgendwelche Schwierigkeiten, sodass Ihr die Notwendigkeit seht
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