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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke
Autoren: Angie Sage
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ist dunkel, und es stinkt, doch wenigstens bietet sie Schutz vor dem Regen.
    »Sind Sie sicher, dass es hier ist?«, fragt Marcia und blickt sich um. Enge Gassen sind ihr nicht geheuer.
    Alther drosselt das Tempo, bis er wieder neben Marcia läuft. »Sie vergessen«, sagt er dann mit einem Schmunzeln, »dass ich vor nicht allzu langer Zeit recht oft hierherkam.«
    Marcia erschaudert. Sie weiß, dass nur Althers regelmäßige Besuche sie während ihrer Gefangenschaft in Verlies Nummer Eins am Leben erhalten haben.
    Alther ist neben einem dunklen, kegelförmigen Backsteingemäuer stehen geblieben, das aussieht wie eines der vielen stillgelegten Gefängnisse, die noch überall in der Burg zu finden sind. Nur widerwillig tritt Marcia neben den Geist. Sie hat einen trockenen Mund und ein mulmiges Gefühl im Magen. An dieser Stelle beginnt ihr Albtraum immer.
    In Gedanken versunken, wartet sie darauf, dass Alther die kleine, mit Rostflecken übersäte Eisentür aufschließt. Doch der Geist sieht sie fragend an. »Ich kann es nicht, Marcia«, sagt er schließlich.
    »Bitte?«
    »Ich bedauere, aber ich kann die Tür nicht öffnen«, seufzt er. »Sie müssen es selbst tun.«
    Marcia kommt wieder zur Besinnung. »Verzeihen Sie, Alther.« Sie zieht den Generalschlüssel für die Burg aus ihrem Zauberergürtel. Nur drei solche Schlüssel sind jemals angefertigt worden, und Marcia besitzt zwei davon: einen in ihrer Eigenschaft als Außergewöhnliche Zauberin, und einen zweiten verwahrt sie für Prinzessin Jenna bis zu dem Tag, an dem sie Königin wird. Der dritte ist verloren gegangen.
    Mit leicht zitternder Hand steckt sie den Eisenschlüssel in das Loch und dreht ihn um. Die Tür öffnet sich quietschend. Das Geräusch versetzt Marcia unversehens wieder in jene schreckliche verschneite Nacht zurück, als sie von einem Trupp Wächter durch die Tür in die Dunkelheit gestoßen wurde.
    Ein widerlicher Geruch von verwesendem Fleisch und verbranntem Kürbis dringt in die Gasse heraus, und drei neugierige Katzen aus der Nachbarschaft nehmen kreischend Reißaus. Marcia würde am liebsten dasselbe tun. Nervös greift sie zu dem Lapislazuli-Amulett an ihrem Hals. Sie atmet erleichtert auf. Das Amulett, Symbol und Quelle ihrer Macht als Außergewöhnliche Zauberin, ist noch da – im Unterschied zum letzten Mal, als sie durch diese Tür ging.
    Marcia fasst wieder Mut. »Nun denn, Alther«, sagt sie. »Holen wir ihn.«
    Der Geist grinst erleichtert, als er sieht, dass Marcia sich wieder gefangen hat. »Folgen Sie mir.«
    Verlies Nummer Eins ist ein tiefer, dunkler Schacht, an dessen Innenseite eine lange Leiter bis zur Hälfte hinunterführt. Für die untere Hälfte gibt es keine Leiter, sie ist mit einer dicken Schicht aus Knochen und Schleim überzogen. Althers verschwommene lila Gestalt schwebt die Leiter hinab, doch Marcia steigt vorsichtig – sehr vorsichtig – von Sprosse zu Sprosse und murmelt dabei einen Abwehrzauber, verbunden mit einem Umgürtungs- und Bewahrungszauber für sie und für Alther, denn nicht einmal Geister sind gefeit gegen die schwarzmagischen Strudel, die auf dem Boden von Verlies Nummer Eins herumwirbeln.
    Langsam, ganz langsam tauchen die Gestalten in die Dunkelheit und den Gestank des Verlieses ein. Es geht viel tiefer hinab, als Marcia erwartet hat. Alther hat ihr versichert, dass sich der Gesuchte im oberen Teil herumdrückt. »Kein Grund zur Beunruhigung«, hat er gesagt.
    Aber Marcia ist beunruhigt. Sie fürchtet eine Falle. »Wo steckt er?«, zischt sie.
    Ein tiefes, hohles Lachen antwortet ihr, und vor Schreck lässt sie beinahe die Leiter los.
    »Da ist er!«, ruft Alther. »Sehen Sie, da unten!« Er deutet in den engen Schlund hinab, und in der Tiefe entdeckt Marcia das Ziegengesicht Tertius Fumes, das zu ihnen heraufgrinst, ein gespenstisches grünes Leuchten in der Dunkelheit. »Wenn Sie ihn sehen, können Sie den Verbannungszauber auch von hier aus sprechen«, sagt Alther und verfällt dabei seiner ehemaligen Schülerin gegenüber in einen schulmeisterlichen Ton. »Der Schacht wird die Kräfte des Zaubers bündeln.«
    »Das ist mir bekannt«, erwidert Marcia gereizt. »Bitte seien Sie jetzt still, Alther.« Sie beginnt die Worte zu sprechen, die alle Geister fürchten, Worte, die sie für alle Zeiten in die Finsterhallen verbannen können.
    »Ich, Marcia Overstrand ...«
    Die grünliche Gestalt Tertius Fumes beginnt, durch den Schacht zu ihnen heraufzusteigen. »Ich warne Sie, Marcia Overstrand,
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