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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic
Autoren: Angie Sage
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Zöpfen geflochten, die über ihren ziemlich spitzen Ohren zu Schnecken zusammengerollt waren, und auf ihrem Kopf saß eine einfache, schlichte Krone aus Gold. Ihre dunkelblauen Augen durchbohrten Jenna mit einem missbilligenden Blick, der ihr sofort das Gefühl gab, etwas verbrochen zu haben.
    »W... wer sind Sie?«, stammelte Jenna.
    Die Königin klopfte ungeduldig mit dem Fuß. »Kapitel Dreizehn , Enkeltochter. Sieh in Kapitel Dreizehn nach, habe ich gesagt. Du musst zuhören lernen. Alle Königinnen müssen zuhören lernen.«
    Jenna konnte sich nicht vorstellen, dass diese Königin jemandem zuhörte, sagte aber nichts. Etwas anderes gab ihr zu denken. Die Besucherin hatte sie Enkeltochter genannt. Und das schon zum zweiten Mal. Dieser grässliche Geist konnte doch unmöglich ihre Großmutter sein, oder? »Aber ... aber warum nennen Sie mich ständig Enkeltochter?«, fragte sie in der Hoffnung, sich verhört zu haben.
    »Weil ich deine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter bin. Aber du darfst mich Großmama nennen.«
    »Großmama!«, rief Jenna entgeistert.
    »Jawohl. Das dürfte schicklich genug sein. Ich erwarte nicht meinen vollen Titel.«
    »Wie lautet denn Ihr voller Titel?«, fragte Jenna.
    Die Königin seufzte ungeduldig, und Jenna spürte, wie ihr der eisige Geisterhauch das Haar zerzauste. »Kapitel Dreizehn. Ich sage es nicht noch einmal. Ich merke schon, ich bin keinen Augenblick zu früh gekommen. Du brauchst dringend Führung und Unterweisung. Deine Mutter hat es sträflich versäumt, dir eine königliche Erziehung und gute Manieren angedeihen zu lassen.«
    »Mum ist eine richtig gute Lehrerin«, widersprach Jenna empört. »Sie hat überhaupt nichts versäumt.«
    »Mum ... Mum? Wer ist diese ... Mum?« Die Königin brachte es fertig, gleichzeitig missbilligend und verwirrt dreinzuschauen. Tatsächlich hatte sie im Lauf der Jahrhunderte die Kunst, jeden möglichen Gesichtsausdruck mit Missbilligung zu vermischen, so vervollkommnet, dass sie, selbst wenn sie gewollt hätte, nicht mehr in der Lage war, beides auseinanderzuhalten. Aber sie wollte nicht. Sie war mit Missbilligung durchaus zufrieden, besten Dank.
    »Mum ist meine Mum. Ich meine, meine Mutter«, sagte Jenna gereizt.
    »Und wie lautet ihr Name, wenn ich fragen darf?«, fragte die Königin, auf Jenna herabschauend.
    »Das geht Sie nichts an«, erwiderte Jenna ärgerlich.
    »Lautet er zufällig Sarah Heap?«
    Jenna antwortete nicht. Sie funkelte den Geist zornig an und wünschte, er würde verschwinden.
    »Nein, ich werde nicht verschwinden , Enkeltochter. Ich habe an meine Pflicht zu denken. Wir beide wissen, dass diese Sarah Heap nicht deine richtige Mutter ist.«
    »Für mich schon«, grummelte Jenna.
    »Deine Meinung ist unmaßgeblich, Enkeltochter. Die Wahrheit ist, dass deine richtige Mutter oder vielmehr ihr Geist oben im Turm sitzt und deine königliche Erziehung vernachlässigt, sodass du mich mehr an eine gemeine Dienstmagd erinnerst als an eine richtige Prinzessin. Es ist eine Schande, eine wahre Schande, und ich habe die Absicht, dies zu korrigieren, zum Wohle dieses bedauernswerten, trostlosen Ortes, zu dem meine Burg und mein Palast verkommen sind.
    »Das ist nicht Ihre Burg und Ihr Palast«, widersprach Jenna.
    »Da irrst du dich, Enkeltochter. Sie waren früher mein und werden bald wieder mein sein.«
    »Aber ...«
    »Unterbrich mich nicht. Ich werde jetzt gehen. Du müsstest längst im Bett liegen.«
    »Ist doch nicht wahr«, sagte Jenna ungehalten.
    »Zu meiner Zeit sind alle Prinzessinnen um sechs zu Bett gegangen, bis sie Königin wurden. Ich selbst bin bis zu meinem fünfunddreißigsten Geburtstag jeden Abend um sechs schlafen gegangen, und es hat mir nicht im Geringsten geschadet.«
    Jenna sah den Geist erstaunt an. Dann, ganz plötzlich, lächelte sie, denn sie dachte daran, wie erleichtert alle anderen im Palast aufgeatmet haben mussten, damals, vor all den Jahren, wenn es sechs Uhr abends schlug.
    Die Königin deutete ihr Lächeln falsch. »Aha, wirst du endlich vernünftig, Enkeltochter? Ich verlasse dich jetzt, damit du dich schlafen legen kannst, denn ich habe noch wichtige Geschäfte zu tätigen. Wir sehen uns dann morgen. Du darfst mir einen Gutenachtkuss geben.«
    Jenna blickte so entsetzt, dass die Königin einen Schritt zurücktrat und sagte: »Na, wie ich sehe, musst du dich erst noch an deine liebe Großmama gewöhnen. Gute Nacht, Enkeltochter.«
    Jenna antwortete nicht.
    »Ich
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