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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic
Autoren: Angie Sage
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sagte Gute Nacht, Enkeltochter. Ich gehe erst, wenn du mir eine gute Nacht gewünscht hast.«
    Es folgte eine angespannte Stille, bis Jenna den Anblick der spitzen Geisternase nicht länger ertragen konnte. »Gute Nacht«, sagte sie kühl.
    »Gute Nacht, Großmama«, korrigierte der Geist.
    »Ich werde Sie niemals Großmama nennen«, sagte Jenna und sah mit Erleichterung, dass der Geist zu verblassen begann.
    »Und ob du wirst«, tönte die schrille Stimme des Geistes aus dem Nichts. »Und ob du wirst ...«
    Jenna ergriff ein Kissen und warf es wütend nach der Stimme. Es kam keine Antwort. Der Geist war fort. Tante Zeldas Rat beherzigend, zählte Jenna ganz langsam bis zehn, um sich zu beruhigen, dann nahm sie Die Geschichte unserer Burg zur Hand und blätterte rasch durch die dicken gelben Seiten bis zu Kapitel Dreizehn. Die Überschrift des Kapitels lautete »Königin Etheldredda die Schreckliche«.

* 4 *
    4.  Das Loch in der Mauer
     

    W ä hrend Jenna dasaß und Kapitel Dreizehn las, wurde Septimus Heap, der Lehrling der Außergewöhnlichen Zauberin, dabei ertappt, wie er etwas las, was er gar nicht lesen sollte. Marcia Overstrand, die Außergewöhnliche Zauberin der Burg, war vor einem Streit zwischen der Kaffeekanne und dem Herd in ihrer Küche geflüchtet. Verärgert hatte sie beschlossen, die beiden vorläufig sich selbst zu überlassen und nachzusehen, was ihr Lehrling machte. Sie fand ihn in der Pyramidenbibliothek über einem Stoß alter vergilbter Blätter.
    »Was tust du denn da?«, fragte sie.
    Septimus sprang schuldbewusst auf und schob die Blätter unter das Buch, das er eigentlich lesen sollte. »Nichts«, antwortete er.
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte Marcia scharf und musterte den Lehrling, bemüht, ihre strenge Miene zu bewahren, was ihr freilich nicht ganz gelang. Seine leuchtend grünen Augen blickten erschrocken, und seine strohblonden Locken waren auf dieselbe Weise zerzaust wie immer, wenn er konzentriert arbeitete und sich dabei in die Haare fasste. »Nur für den Fall, dass es dir entfallen ist«, sagte sie, »du solltest dich auf deine Prüfung im Zukunftsvorhersagen morgen früh vorbereiten. Und keinen fünfhundert Jahre alten Blödsinn lesen.«
    »Das ist kein Blödsinn«, wandte Septimus ein, »das ist ...«
    »Ich weiß ganz genau, was das ist«, unterbrach ihn Marcia. »Ich habe es dir schon einmal gesagt. Alchimie ist dummes Zeug und reine Zeitverschwendung. Ebenso gut könntest du deine Socken kochen und erwarten, dass sie sich in Gold verwandeln.«
    »Aber ich lese nichts über Alchimie«, protestierte Septimus, »sondern über Heilkunst.«
    »Das läuft auf dasselbe hinaus«, erwiderte Marcia. »Von Marcellus Pye, wie ich annehme?«
    »Ja. Er ist wirklich gut.«
    »Er ist unbedeutend, Septimus.« Marcia schob die Hand unter das Buch, das Septimus hastig oben drauf gelegt hatte – Grundlagen und Praxis der Zukunftsvorhersage –, und zog ein Bündel brüchiger Blätter hervor, die mit einer verblichenen Handschrift vollgekritzelt waren. »Außerdem«, setzte sie hinzu, »sind das nur seine Notizen.«
    »Ich weiß. Es ist schade, dass sein Buch verschollen ist.«
    »Hm. Es wird Zeit, dass du ins Bett kommst. Du musst morgen sehr früh anfangen. Sieben Minuten nach sieben und keine Sekunde später. Verstanden?«
    Septimus nickte.
    »Gut, dann ab mit dir.«
    »Aber Marcia ...«
    »Was ist denn noch?«
    »Ich interessiere mich wirklich für Heilkunst. Und Marcellus war auf dem Gebiet der Beste. Er hat alle möglichen Arzneien und Heiltränke gebraut, und er wusste alles darüber, warum wir krank werden. Finden Sie nicht, dass ich das lernen sollte?«
    »Nein«, antwortete Marcia. »Das brauchst du nicht, Septimus. Die Magie kann alles, was die Medizin kann.«
    »Aber die Seuche kann sie auch nicht heilen«, sagte Septimus trotzig.
    Marcia schürzte die Lippen. Septimus war nicht der Erste, der sie darauf hinwies. »Aber bald«, behauptete sie. »Aber bald. Ich muss mich nur darum kümmern ... Was war das?« Ein lautes Scheppern ertönte aus der Küche zwei Stockwerke tiefer, und Marcia stürmte davon.
    Septimus seufzte. Er legte die Papiere Marcellus Pyes zurück in den alten Karton, den er in einer verstaubten Ecke gefunden hatte, blies die Kerze aus und ging nach unten ins Bett.
    Septimus schlief nicht gut. Seit einer Woche träumte er jede Nacht von der Prüfung, und heute war keine Ausnahme. Er träumte, er hätte die Prüfung versäumt. Und dann wurde er von Marcia
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