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Septemberblut

Titel: Septemberblut
Autoren: Rebekka Pax
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höheren Stand zu erheben oder ihn mir zu verwehren.
    Ich drückte meine Wange auf den Parkettboden und verharrte still.
    Die Zeit schien sich endlos zu dehnen, während ich voller Herzklopfen darauf wartete, dass Curtis antwortete.
    » Öffne die Siegel, Julius, Amber ist ein Teil von dir. «
    Ich gehorchte, und sofort empfing Amber meine Gefühle und Hoffnungen. Sie sank in die Knie und neigte ehrfurchtsvoll den Kopf.
    Endlich hob der Meister seinen Fuß aus meinem Nacken, und ich fühlte mich mit einem Mal fast schwerelos.
    »Erhebe dich als Meister, Julius Lawhead«, sagte Curtis feierlich.
    Seine Schilde fielen, Magie flutete meinen Körper und riss mich in einem frenetischen Wirbel hinauf zu ihm. Ich stand in einer einzigen, katzenhaften Bewegung auf und taumelte.Curtis legte mir stützend die Hände auf die Schultern.
    Seine Augen sogen meinen Blick auf und hielten mich. In diesem Moment konnte ich mir vorstellen, wie er damals ausgesehen hatte, was für ein Herrscher er gewesen war, in seinem sterblichen Leben.
    Mit größter Freude erneuerte ich meine Versprechen. »Bei meinem Leben, das du mir geschenkt hast, und dem Blut, das wir teilen, bekräftige ich meine Treue.«
    Curtis nahm meine Worte wohlwollend auf. »Ich erkenne dich als Meister von meinem Blut, Julius Lawhead. Schutz und Treue für dich und die Deinen.«
    Er küsste mich auf die Wange anstatt auf den Puls meiner Kehle. Ein Zeichen für meine neue Stellung und dafür, dass Curtis keinen Anspruch auf mein Blut mehr hatte. Ich konnte es ihm schenken, doch er durfte mich nicht mehr dazu zwingen.
    »Endlich erkennst du, wer du bist. Ich bin stolz auf dich, mein Sohn.«
    Jetzt kam der schwere Teil. Ich schluckte, und die Angst war plötzlich wieder da. Mit einem gewaltsamen Schlag verschloss ich die Siegel und sah aus dem Augenwinkel, wie sich meine Freundin erschrocken an die Brust fasste.
    »Ich unterwerfe mich deinem weisen Richtspruch, bereit, dein Urteil zu empfangen«, schloss ich die Formel.
    »Und ich verspreche dir, fair zu richten.« Wir sahen uns eine Weile an, und ich erahnte, wie schwer es Curtis fiel. Dann riss er sich von meinen Augen los und öffnete den Sarg.
    Ich starrte gebannt in meinen Alptraum.
    Festes Holz, dunkelgrüner Samt, Seide. Die Wände waren frisch gepolstert, doch das Holz war getränkt mit der Angst Dutzender Vampire.
    Ichunterdrückte meine Furcht, streifte meine Schuhe ab und stieg hinein. So weit, so gut.
    Die Polster gaben unter meinen Füßen nach. Sie waren weich genug, um Ewigkeiten darin zu verbringen. Kalter Schweiß trat auf meine Stirn.
    Hinsetzen, hinlegen!, wiederholte ich, doch mein Körper verweigerte den Dienst. Stattdessen begannen meine Zähne wild aufeinanderzuschlagen. Ich verschränkte die Hände vor der Brust wie ein trotziges Kind. »Ich … ich kann nicht!«
    »Du kannst sehr wohl, Julius. Du bist stark und du bist Herr deiner Angst.« Curtis’ Stimme war klar und tief. Sie beruhigte, auch wenn er seine Macht nicht einsetzte.
    Meine Zähne hörten auf zu klappern, doch ich konnte mich noch immer nicht überwinden. Mein Blick ging immer wieder zu Amber, die die Hände verzweifelt um einen Metallträger krallte und kurz davor war, zu mir zu laufen. Curtis folgte meinen Augen.
    »Lass uns allein, Amber, du machst es ihm noch schwerer.«
    Sie rührte sich nicht. » Schick sie fort, Julius, es tut euch beiden nicht gut. «
    Ich sammelte mich. »Amber, geh. Bitte!«
    Mit geschlossenen Augen wartete ich ab, bis ihre Schritte verhallten und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
    Curtis legte eine Hand in meinen Nacken.
    »Wehr dich jetzt nicht, mein Sohn.«
    Das war leichter gesagt als getan. Er drückte mich mit sanfter Gewalt hinunter, stärker und stärker, bis meine Gelenke schließlich nachgaben und ich kniete. Verzweiflung keimte in mir, und ich unterdrückte das Verlangen zu kämpfen, rang nach Atem wie ein Ertrinkender und brauchte doch keine Luft. Curtis beugte sich über mich und sah mich an, dann legte er seine Linke über mein Herz, die Rechte um meine Schultern und presste mich in die Kissen.
    Tränenrannen über meine Wangen, als mein Kopf endgültig die Unterlage berührte.
    Curtis mied meinen Blick, während er meine Beine, eins nach dem anderen, ausstreckte. Ich ließ es einfach mit mir geschehen.
    Als ich zum ersten Mal in den Sarg gesperrt worden war, waren noch vier Vampire nötig gewesen, um mich zu halten. Schließlich hatten sie einen Leuchter auf meinem Schädel zertrümmert.
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