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Septemberblut

Titel: Septemberblut
Autoren: Rebekka Pax
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lassen wir die beiden alleine.«
    In dem Moment, als die Vampire durch die Tür hinausgingen, stürmte Amber an ihnen vorbei ins Zimmer.
    Meine Geliebte blickte mich einfach nur an. Ich sog meinerseits jeden Zentimeter von ihr in mich auf, als sähe ich sie zum ersten Mal.
    Die Tasche rutschte ihr von der Schulter und fiel unbeachtet zu Boden.
    Amber trug den leichten Ledermantel und ein bordeauxrotesShirt, eine Farbe, die mir trotz der roten Haare ausnehmend gut an ihr gefiel.
    Sie lächelte, doch plötzlich schwand die Freude aus ihren Augen. Sie drehte sich weg und fuhr sich seufzend durchs Haar, in dem wieder Goldflitter klebten.
    »Was ist?«, fragte ich und streckte die Hand nach ihr aus.
    In ihren Augen schwammen Tränen. »Ich weiß, was ich getan habe, Julius, ich erinnere mich an alles.«
    Ich starrte sie an. »Komm, bitte.«
    Sie tat einen zögerlichen Schritt auf mich zu und legte ihre Hand in die meine. Tränen tropften auf die blütenweiße Bettwäsche. Ich verschränkte meine Finger mit ihren.
    Mein Kopf war voller Erinnerungen. Bilder von Folter, Gefangenschaft und einem Schmerz, der schlimmer war als jedes Feuer, jedes Sonnenlicht.
    An diese Erinnerungen war Amber unweigerlich gekettet. Ihr Gesicht war es, das hinter dem Messer stand, ihre kalten, grünen Augen, als das Feuer meinen Leib verbrannte.
    Ich zitterte plötzlich und zuckte zurück, als sei das Messer wiedergekehrt.
    Amber ging neben dem Bett in die Knie, hielt meine Hand und presste den Kopf dagegen.
    »Weine nicht«, sagte ich leise.
    »Er hat mich gelenkt, Julius. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat. Als habe er mein Bewusstsein zur Seite geschoben und die Steuerung übernommen. Ich konnte nur noch zusehen, wirklich, du musst mir glauben!«
    »Ich glaube dir ja.«
    Ich entzog ihr meine Hand und strich durch ihr seidenweiches Haar, wieder und wieder. Sie hörte nicht auf zu weinen.
    »Amber, sieh mich bitte an.«
    Ich schob den Zeigefinger unter ihr Kinn. Sie hob den Kopf. Die zarte Haut ihrer Augenlider war geschwollen, Schminkerann ihr die Wangen hinunter. Ich wischte das graue Wasser fort.
    »Du lebst, und ich bin auch noch da. Das ist mehr, als ich zu träumen gewagt hatte, also hör auf zu weinen und komm endlich zu mir.«
    Sie lächelte zaghaft, stand auf und wusch sich das Gesicht. Dann streifte sie Jacke und Schuhe ab und kroch zu mir ins Bett. Sie lehnte sich vorsichtig gegen meine Schulter. Ich vergrub mein Gesicht in Ambers Haar, bis sie sich streckte und den Kopf in den Nacken legte.
    Unsere Münder berührten einander, als sei es das erste Mal, zaghaft, fast scheu. Doch dann erinnerten sich unsere Körper wieder, und bald schon teilte Ambers Zungenspitze mit wachsendem Verlangen meine Lippen. Ich achtete nicht auf den brennenden Schmerz in meiner Brust und zog sie mit dem gesunden Arm an mich.
    Plötzlich war mein Mund voller Kupfer. Amber hatte sich an meinen Zähnen die Zunge aufgeschnitten. Es war pure Absicht gewesen, aber heute wollte ich nicht protestieren.
    Hungrig trank ich das heiße Blut und badete sie und mich in dem Rausch, den ihre Lebensenergie in mir auslöste. Amber stöhnte und wir küssten uns noch lange und leidenschaftlich. Meine Lippen brannten von der geteilten Magie, und in diesem Moment war ich endlich wieder glücklich.
    Ich brauchte noch einige Wochen, um mich wieder vollständig zu erholen.
    Sobald ich wieder gesund war, begann ich nach einem neuen Heim für uns zu suchen. Hollywood Forever war noch immer mein liebster Ort.
    Meine Familie war wohlhabend gewesen, und über die Jahrhunderte hatte ich ebenfalls ein kleines Vermögen angehäuft.
    Voneinem Teil des Geldes kaufte ich ein Haus, das an den Friedhof grenzte. Der Umbau der Kellerräume und der von mir geplante Tunnel mit Schlafkammern bis unter den Friedhof würden einige Zeit in Anspruch nehmen. Genügend Zeit, um mich meiner Angst zu stellen.
    So kam der Tag, an dem ich Amber die Wahrheit sagen musste.
    Sie war gerade von der Arbeit zurückgekehrt, hatte ein Kinoprogramm mitgebracht und sich nach Theatervorführungen erkundigt.
    Aufgeregt flitzte sie durch unsere kleine Kammer, bis ich sie an den Schultern festhielt und an mich zog.
    »Du wirst eine Weile auf mich verzichten müssen«, begann ich.
    Sie sah mich irritiert an. Als sie den Ernst in meinen Augen erkannte, schluckte sie ernüchtert. »Was ist passiert?«
    »Mach dir keine Sorgen«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Ich werde nur für eine Weile nicht so in deiner Nähe sein
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