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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande
Autoren: Helmut Hoefling
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eine haben!“
    Ohne auf einen weiteren Einwand zu achten, hastete Willem in den Umkleideraum, wo er seinen Beutel mit den Sportsachen abgestellt hatte.
    Man kann nie wissen, hatte er sich zu Hause überlegt und seine Fußballsachen heimlich hinausgeschmuggelt, damit seine Eltern es nicht bemerkten. Und wie recht habe ich gehabt! dachte er nun.
    Er öffnete den Beutel und wühlte darin mit dem gesunden rechten Arm herum, bis er endlich seine Torwartmütze gefunden hatte. Es war eine alte Schlägerkappe mit einem Schild daran, so breit wie die Krempe eines Sombreros.
    „Wie steht’s?“ erkundigte er sich keuchend, als er wieder aufs „Schlachtfeld“ zurückkehrte.
    „Immer noch 0:0!“ riefen ihm gleich vier, fünf Jungen auf einmal zu.
    Und einer urteilte mit strahlender Miene:
    „Sepp ist einfach Klasse!“
    Ja, das hatte der dicke Willem inzwischen auch festgestellt!
    Als er Sepps Gehäuse erreichte, stürmte der Gegner gerade mal nicht, vielmehr versuchten die Beethoven-Schüler einen zaghaften Angriff in die andere Hälfte vorzutragen.
    Der dicke Willem huschte geschwind an den Pfosten und hielt Sepp die Schlägerkappe hin.
    „Da, setz die auf!“
    „Quatsch!“ wehrte Sepp ab. „Ich brauch’ keine Mütze!“
    „Lieber machst du die Augen zu, wie? Es wird immer schlimmer mit der Sonne. Los, nimm schon!“ Widerstrebend ergriff Sepp die Kappe und zog sie über den Kopf. Sie rutschte hin und her.
    „Mann, Willem, hast du einen Wasserkopf! Die ist mir ja zehn Nummern zu groß.“
    „Du mußt sie nur richtig aufziehen, dann paßt sie dir schon“, beharrte der dicke Willem. „Hauptsache, du siehst jetzt besser.“
    Sepp wollte noch etwas erwidern, kam aber nicht mehr dazu. Denn unerwartet preschte ein Steilpaß von der Mittellinie in seine Spielhälfte — genau dorthin, wo Schmitz, der Gefürchtete, lauerte. Schon seit langem hing ein Tor in der Luft — und jetzt roch es wieder äußerst brenzlig!
    Der Mittelstürmer nahm die Vorlage vorbildlich an, legte sich den Ball schußbereit zurecht und trat dann aus fünfzehn Meter Entfernung mit voller Wucht ins untere rechte Eck.
    Wie ein Panther sprang Sepp genau goldrichtig ins rechte Eck, und es sah ganz so aus, als mache er auch diesen glasharten und wohlgezielten Schuß zunichte. Willems Kappe hatte ihm zwar die blendenden Sonnenstrahlen etwas abgehalten, das war schon richtig, aber als der Junge sich jetzt vom Boden abdrückte und durch die Luft hechtete, da rutschte ihm die viel zu große Mütze so unglücklich über die Augen, daß er den Ball nicht mehr sah. Blind wie ein Maulwurf in der Sonne schoß er ins untere rechte Eck, die Arme zum Fangen weit ausgestreckt. Doch statt den Ball an sich zu reißen, griff er ins Leere!

    „T-o-r! T-o-o-r! T-o-o-o-r!“
    Die Mozart-Schlachtenbummler warfen die Arme hoch, fielen sich um den Hals und führten wahre Freudentänze auf.
    Diesmal hatte es bei Sepp tatsächlich eingeschlagen. Kaum hatte er sich wieder aufgerappelt, da riß er die Kappe vom Schädel und schleuderte sie weit hinters Tor.
    „Verflixte Kappe, saudamische!“ schimpfte er.
    „Der Schuß war unhaltbar“, tröstete der dicke Willem ihn.
    „Quatsch, ohne Kappe hätte ich ihn gehabt!“
    Sepp hätte sich selbst ohrfeigen können — und der dicke Willem sich selber auch!
    1:0 hieß es jetzt. Unparteiisch betrachtet, hatten die Spieler vom Mozart-Gymnasium dieses Tor haushoch verdient, denn bis jetzt waren sie die weitaus bessere Mannschaft gewesen. Und als wollten sie das Ergebnis gleich anschließend noch erhöhen, griffen sie erneut an. Doch der Schuß des Halblinken ging Meter neben dem Kasten ins Aus.
    Gleich nach Sepps Abstoß ertönte der langgezogene Pfiff des Schiedsrichters: Halbzeit.
    Durchgeschwitzt verließen die Spieler den Platz, um sich im Umkleideraum zu erfrischen und auszuruhen — und um eine Gardinenpredigt ihres Sportlehrers und Trainers über sich ergehen zu lassen, die sich gewaschen hatte; wenigstens erging es der Elf vom Beethoven-Gymnasium so.
    Und als ob die deutlichen Worte des Trainers nicht genügten, um der Mannschaft ihr Unvermögen zu bescheinigen, gab noch einer lautstark seinen Senf dazu: der dicke Willem.
    „Flaschen seid ihr alle — bis auf Sepp! Mann, lauter Schlafmützen in der Hintermannschaft! Statt den Gegner scharf zu decken, Mann für Mann, lauft ihr durcheinander wie Hühner. Und dann erst der Sturm! So viele lahme Enten habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen! Manchmal hat man den
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