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Sepp und das Millionending

Sepp und das Millionending

Titel: Sepp und das Millionending
Autoren: Helmut Höfling
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anderen Streifenwagen losfuhren.
    Als Franz, der Gangster mit der Figur eines Catchers, den dicken Willem zwischen den Polizisten erspähte, fluchte er vor sich hin und knurrte dann wütend Willem an: „Ich hätte dir vorher den Hals umdrehen sollen, Bürschchen! Aber das machst du nicht noch mal mit uns. Das schwör’ ich dir!“

Mit allen Wassern gewaschen

    In dieser Nacht herrschte in der Polizeidienststelle von Daun ein emsiger Betrieb, denn hierher hatten die Einsatzkommandos der Polizei ihre drei Gefangenen zunächst einmal gebracht, um sie einem ersten Verhör zu unterziehen.
    Aber es gab auch noch zwei andere Gäste, zwar nicht berüchtigt wie die drei Festgenommenen, dafür jedoch über Nacht berühmt geworden — ein bißchen jedenfalls: den dicken Willem, der mit dem dritten Polizeiwagen nachgekommen war — und Sepp, den sie mit einem anderen Wagen vorher im Gasthof zum Rebstock abgeholt hatten.
    Während die drei Banditen pausenlos und getrennt verhört wurden, berichteten die beiden Freunde einem Kriminalinspektor ihre Erlebnisse — angefangen mit dem Besuch im Museum bis zu ihren seltsamen Beobachtungen in der Nähe ihres Zeltplatzes und Willems Entführung aus der Jagdhütte. Und der dicke Willem vergaß natürlich nicht, dem Inspektor gegenüber immer wieder hervorzuheben: „Der Mann in der Jagdhütte, der Karl, ist niemand anders als der Mann im Museum. Ich mache tausend Klimmzüge hier an der Gardinenstange, wenn der Kerl nicht den Dürer geklaut hat!“
    Diese artistische Meisterleistung jedoch, die die Gardinenstange sowieso nicht ausgehalten hätte, brauchte der dicke Willem erst gar nicht vorzuführen, denn in den ersten frühen Morgenstunden — es war draußen noch dunkel — trat Kommissar Beiz in das Dienstzimmer, in dem Sepp und Willem gerade vor einem Berg Butterbrote und einer Kanne heißen Kaffees saßen. Die Polizei von Daun hatte den Kommissar eilends aus Köln kommen lassen, da die drei Pestgenommenen ja mit einem der Fälle zu tun hatten, die er bearbeitete.
    „Na, da seid ihr ja, Jungs!“ rief Kommissar Beiz, auf die beiden Freunde zueilend. „Unser Wiedersehen hätte ich mir auch ganz woanders vorgestellt. Aber Hauptsache ist, daß wir durch eure Hilfe heute nacht den besten Fang seit langer Zeit gemacht haben und daß euch nichts zugestoßen ist.“
    Beim Anblick des Kriminalbeamten, den sie damals nach dem Diebstahl in Köln kennengelernt hatten, waren Sepp und Willem aufgesprungen und bemühten sich, die Happen hinunterzuwürgen, die sie gerade erst von den Butterbroten abgebissen hatten. Doch nicht nur das wirkte unfreiwillig komisch, sondern auch ihre „Kostümierung“. Sepp und Willem hatten nämlich ihre patschnassen Jacken und Hemden ausgezogen und zum Trocknen über die Lehnen von zwei Stühlen gehängt, die vor einem elektrischen Heizofen standen. Und damit sie nicht wie halbnackte Wilde herumsprangen, hatten sie sich zwei Wolldecken umgehängt, die ihnen ein Polizist von der Wache freundlicherweise geliehen hatte.
    Kräftig schüttelte Kommissar Beiz den beiden Jungen die Hand.
    „Alle Achtung, Jungs! Ihr habt da mit uns zusammen drei schwere Hechte geangelt.“
    „Dieser Mann aus der Jagdhütte hat das Bild von Dürer gestohlen“, sagte Willem überzeugt. „Habe ich recht, Herr Kommissar?“
    „Ja, Willem, und wir haben es auch gefunden.“
    „Wo? Ich habe den ganzen Koffer durchwühlt — aber vergebens.“
    Der Kommissar lachte.
    „Mit der Zeit wärst du bestimmt auch noch dahintergekommen. Unsere Leute haben darin natürlich ein bißchen mehr Erfahrung.“
    „Wo hatte er’s denn versteckt?“
    „Im Kofferdeckel.“
    „Im Kofferdeckel?“ wiederholte der dicke Willem und sah dabei den Kriminalbeamten ungläubig an. „Wie ist denn das möglich?“
    „Er hat das Blatt von innen auf den Kofferdeckel gelegt und dann darüber fein säuberlich eine dicke Papierschicht geklebt.“
    „Papier? Einfaches Papier?“
    „Nein, so eine Art Futter, mit dem alle Koffer von innen ausgekleidet sind.“
    ..Ja“, fiel Sepp ein, „bei guten Lederkoffern ist es Stoff, manchmal sogar Seide.“
    „Richtig, mein Junge, und bei Pappkoffern, wie bei dem unseres Museumsdiebes, nimmt man irgendein farbig bedrucktes Papierfutter. Damit hat er den ganzen Koffer ausgekleidet.“
    „Ist das Bild unversehrt geblieben?“ erkundigte sich Sepp besorgt.
    „Alles in bester Ordnung! Ich habe bereits den Museumsdirektor Dr. Bienert angerufen. Ich bin sicher, daß ihr da mit
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