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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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eine kleine Schale geholt hatte, erkannte ich, dass es nichts zu trinken war, sondern Öl.
    »Tunk das Brot hinein«, wies er mich an, nachdem er den Kanten in kleine Stücke zerteilt hatte.
    Aus seinem Hosenbund zog er einen Dolch hervor, dessen Klinge kaum länger war als mein Mittelfinger. Dann setzte er sich neben mich auf die Fliesen.
    »Hast du schon mal Feigen und Datteln gegessen?«
    »Feigen schon, aber Datteln noch nicht.«
    »Dann probier sie mal.«
    Ich nahm eine der braunen Früchte und biss herzhaft hinein, was ich sofort bereute. Meine Zähne trafen auf etwas Hartes, dann knirschte es ganz furchtbar.
    Als ich ängstlich nach meinem Schneidezahn tastete, weil ich fürchtete ihn verloren zu haben, lachte Gabriel schadenfroh auf.
    »Immer langsam und vorsichtig, sie haben einen ziemlich großen Kern.«
    Nachdem ich festgestellt hatte, dass mein Zahn noch drin war, funkelte ich Gabriel böse an. »Das hättest du mir auch vorher sagen können!«
    »Konnte ich wissen, dass du zubeißt wie ein Maultier?«, konterte er, doch dann schlich sich Sorge in seinen Blick. »Zeig her!« Ehe ich es verhindern konnte, ergriff er meinen Kopf, schob seinen Finger zwischen meine Lippen und schaute sich meine Zähne an. »Alles noch da«, meinte er dann und schnitt eine Dattel auf, damit ich sehen konnte, wie weit der Kern reichte.
    »Man beißt nicht hinein wie in einen Apfel, sondern knabbert sie ab. So!«
    Ich hätte gern einen Scherz darüber gemacht, wie er die Dattel aß, doch ich konnte nichts Würdeloses daran finden,was dazu führte, dass ich mich über mein eigenes Ungeschick zu ärgern begann.
    Schweigend und mit hochrotem Kopf folgte ich seinem Beispiel.
    »Übrigens werden Datteln auch das ›Brot der Wüste‹ genannt«, erklärte er, während er den Kern beiseitelegte. »Ein Beduine kann wochenlang in der Wüste unterwegs sein, wenn er nur Wasser und genug Datteln mit sich führt oder die Gelegenheit hat, welche zu sammeln.«
    Ein ziemlich karges Brot, bei solch einem Kern! Laut fragte ich aber: »Und wo wachsen diese Datteln?«
    »An den Palmen, die du vielleicht hinter dem Haus gesehen hast. Normalerweise schlägt man sie mit einem langen Stock ab, geschickte Kinder schaffen es, bis in die Spitzen zu klettern und zu pflücken. Einige reiche Leute in Kairo halten sich Äffchen, die diese Arbeit ausführen.«
    Ich hatte auf einem Marktplatz im Frankenland einmal einen Affen gesehen, ein kleines hellbraunes Tier mit einem menschenähnlichen Gesicht. Damals hatte ich mich gefragt, woher es stammen würde. Soeben hatte Gabriel mir wohl die Antwort gegeben.
    »Was sucht ein Mädchen aus den Nordlanden in diesem Teil der Welt?«, fragte er, während er mit seinem Dolch eine Feige aufschnitt. Der rote Saft rann wie Blut über seine Finger und tropfte auf den Boden.
    Ich schlang weiter und vernahm seine Frage nur beiläufig. Doch da er nicht weitersprach, schien er eine Antwort von mir zu erwarten. Ich schluckte das Feigenstück, auf dem ich herumgekaut hatte, und blickte ihn an.
    »Das könnte ich dich ebenso fragen.«
    Meine Antwort brachte ihn dazu, ein nachdenkliches Lächeln aufzusetzen. »Nun, was mich angeht, mich hat es hierher verschlagen, weil ich meinem Herrn, dem Grafenvon Ibelin folgte, um das Heilige Land zu befreien. Hast du je von den Kreuzzügen gehört?«
    Ich nickte. »Hin und wieder haben die Franken davon gesprochen. Und auch die Korsen und Sizilianer. Ich wusste damit allerdings nichts anzufangen.«
    Gabriel zog die Augenbrauen hoch, dann stellte er seinen Becher ab. »Du willst mir also erzählen, dass du noch nie etwas über die Schöpfungsgeschichte gehört hast? Oder das Alte und Neue Testament? Über Abraham, David oder gar Jesus?«
    »Ich kenne eine Schöpfungsgeschichte, nach der die Riesen …«
    »Ich meinte die christliche Schöpfungsgeschichte. Die Genesis.«
    »Natürlich kenne ich die auch!«, entgegnete ich und stopfte mir noch ein Stück Dattel in den Mund. »Aber mein Vater behauptete immer, dass dies nur ein Märchen sei, das sich die Missionare ausgedacht hätten, um uns zur Abkehr von unseren Göttern zu bewegen.«
    Daraufhin blieb Gabriel mit erhobenen Augenbrauen lange vor mir sitzen und betrachtete mich. Ich versuchte mich mit dem Essen abzulenken, aber wenn ich verstohlen aufsah, bemerkte ich, dass seine grauen Augen immer noch auf mir ruhten.
    »Was hat deinen Vater dazu gebracht, hierherzusegeln?«, fragte er schließlich.
    »Du hast mir deine Geschichte noch nicht zu
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