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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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ihren Augen erstarb, während sich ihre verzweifelt nach Luft ringenden Lungen mit Blut füllten. Als sie schließlich mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel, verebbte auch das letzte Zucken ihrer Glieder.
    Ihr Gegner stand noch eine Weile über ihr, mit hängenden Armen und sich rasch hebender Brust. Blut tropfte von seiner linken Klinge. Er betrachtete die Tote mit leichtem Bedauern, das allerdings nicht ihr galt, sondern der Zeit, die sie mit ihr verschwendet hatten.
    Dann hob er den Kopf.
    Noch immer leuchteten seine Augen, jetzt noch goldener als zuvor. Um seine Wunden heilen zu können, brauchte er Blut, und zwar so schnell wie möglich.
    »Sie war nicht würdig«, rief er dem Verzweifelten zu, der davon abgehalten werden musste, auf den Kampfplatz zu stürmen. »Du weißt, wie unsere Regeln lauten. Ich durfte sie nicht am Leben lassen.«
    Wieder entfuhr dem Trauernden ein unmenschlicher Schrei, dann ließ er sich klagend auf seine Bank sinken.
    Der Sieger beachtete ihn nicht. Wie es Brauch war, beugte er sich über die Tote und trank von dem Blutstrom aus ihrer Kehle, bevor dieser versiegte.
    Als er fertig war, erhob er sich, und alle sahen, wie das Feuer in seinen Augen erlosch und seine Wunden sich langsam schlossen.

Erstes Buch :

Meer und Wüste
Frühjahr 1187
     

     

1
    W enn ein Unwetter über das Meer zieht, so heißt es in den Geschichten unseres Volkes, ist Thor, Sohn des Göttervaters Odin, missgestimmt. Seinen mächtigen Hammer Mjöllnir schwingend tobt er auf seinem von Ziegen gezogenen Wagen durch Asgard, schleudert Blitze auf die Erde und lässt den Donner wie Paukenschläge grollen.
    Gemessen an dem Sturm, der auf unser Schiff zuflog wie ein mächtiger Raubvogel, musste Thor an diesem Nachmittag besonders schlechte Laune haben.
    Die Wolken waren beinahe schwarz und so dicht wie ein Wolfsfell im Winter. Nur an den Rändern fand sich noch etwas Licht, das grell und bedrohlich auf unser Schiff fiel.
    Während ich das Geschehen am Himmel von der hintersten der dreißig Ruderbänke aus beobachtete, fragte ich mich unwillkürlich, ob Thor darüber zürnte, dass sich mehr und mehr Menschen seines Volkes dem Christenglauben anschlossen und ihn darüber vergaßen.
    Wenn das zutraf, so waren wir gewiss nicht diejenigen, an denen unser Gott seinen Zorn auslassen sollte. Eben weil wir uns dem Christenglauben nicht beugen wollten, befanden wir uns auf der Flucht.
    Unsere Irrfahrt hatte uns bisher an den Küsten des Frankenlandes, Kastiliens, des Maurenlandes und Siziliens entlanggeführt. Immer auf der Suche nach einem Flecken Land, auf dem es Platz für uns und unsere Götter gab. Bisher waren wir erfolglos gewesen, doch wir wollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass dieser Ort, unsere neue Heimat, irgendwo existierte.
    Schon oft waren wir in Unwetter geraten, doch keines hatte den Himmel so schnell verfinstert wie dieses hier.Noch teilten die Steven am Bug der Freydis mühelos die heranstürmenden Wellen, und obwohl sich das Schiff wie ein störrisches Pferd gebärdete, brauchten wir uns nicht zu sorgen, dass es kenterte.
    Dennoch, an diesem Unwetter war etwas gefährlich anders.
    Das spürten auch unsere Männer, und dementsprechend still war es heute an Bord. Selbst unsere besten und stärksten Kämpfer, die stets einen Scherz auf den Lippen hatten, flehten die Götter nun stumm um Gnade an, das konnte ich an ihrer Haltung und ihren Augen erkennen.
    Als heftige Böen das große rote Segel erfassten und flattern ließen, begab ich mich durch die Reihen der Männer nach vorn zu dem kunstvoll verzierten Drachenkopf, der sich furchtlos den bedrohlichen Wolken entgegenreckte.
    Das Laufen an Deck war bei diesem Seegang eine rechte Kunst; man musste das Leben auf einem Schiff gewöhnt sein, um den Gang über die schwankenden und glitschigen Planken ohne einen Sturz zu meistern.
    Während einige Mitglieder unserer vierundzwanzig Mann starken Besatzung bereits dabei waren, die Ladung festzuzurren, stand mein Vater neben dem Drachenkopf und blickte zu den schwarzen Wolken, als wollte er Thor um Gnade bitten.
    Einar Skallagrimm war eine imposante Erscheinung. Seine Statur erinnerte durchaus an jene Thors, wenngleich er es nicht gern hörte, wenn ich ihn mit seinem Gott verglich.
    Sein hoher Wuchs, seine breiten Schultern und starken Arme flößten so manchem Angreifer schon Respekt ein, bevor er es überhaupt für nötig hielt, sein Schwert zu ziehen. Sein rotes Haar reichte ihm bis weit über die Schultern
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