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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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und wirkte wie eine lodernde Flamme, wenn es vom Wind erfasst wurde.
    Die Linien, die die Zeit in sein Gesicht eingegraben hatten, erzählten viel über sein Leben. Obwohl zwei breite weiße Strähnen seinen langen Bart durchzogen, hätte niemand gewagt, ihn alt zu nennen. Seine Kraft war noch immer die eines jungen Mannes und sein Verstand so scharf wie Fenrir , sein Schwert.
    Ich, seine einzige Tochter, ähnelte ihm mit Ausnahme der blauen Augen in keiner Weise. Mein Haar war hell wie ein von der Sonne gebleichtes Weizenfeld, meine Haut so weiß wie der Neuschnee an den Fjorden meiner Heimat. Obwohl auch ich in meinem achtzehnten Jahr bereits von hohem Wuchs war, wirkte ich mit meinen langen, schlanken Gliedmaßen eher wie eine Katze und nicht wie ein Bär. Dennoch waren meine Arme stark genug, um ein Schwert zu führen – oder mich an Bord festzuhalten, wenn es stürmisch wurde. Doch heute schien mein Vater das vergessen zu haben.
    »Geh zurück, Laurina, hier vorn kannst du leicht über Bord gehen«, murmelte er, als er meine Anwesenheit bemerkte.
    Ich achtete nicht darauf. Immerhin war ich kein kleines Kind mehr, das man einfach so fortschicken konnte. Und ich stand nicht zum ersten Mal bei stürmischem Wetter neben dem Drachenkopf.
    »Wann wird uns das Unwetter erreichen?«, fragte ich, während ich mit den Beinen das Schwanken auszugleichen versuchte.
    Mein Vater schnaufte, wie immer, wenn ich ihm nicht sofort gehorchte.
    »Schwer zu sagen«, antwortete er dann, woran ich erkannte, dass auch er besorgt war, denn sonst hätte er seinen Befehl nachdrücklicher wiederholt. »Die Schwingen dieses Unwetters sind kräftig. Und jetzt geh und sichere dich.«
    »Können wir nichts tun?«, entgegnete ich. Ich wollte denanderen nicht nur dabei zusehen, wie sie sich gegen das Unwetter abmühten.
    »Du wirst auf deine Bank zurückkehren und dich festbinden«, beharrte mein Vater. »Wir werden versuchen das Schiff zu segeln; wenn das nichts hilft, werden wir es treiben lassen wie einige Male zuvor. Also, gehst du nun oder muss ich dir Beine machen?«
    »Aber Vater, ich …«
    »Geh!«, fauchte er daraufhin. »Wenn ich nach Walhall berufen werde, wirst du das Schiff und unsere Getreuen führen müssen! Ich will nicht, dass du umkommst!«
    Den Ausdruck in seinen Augen werde ich nie vergessen. Er war zornig, hatte aber auch große Angst.
    Das Segeltuch über uns flatterte mittlerweile, als wollte es jeden Augenblick vom Mast abreißen. Der Drachenkopf des Schiffes stieg bedrohlich nach oben, sodass ich zurücktaumelte. Nur der schnelle Griff meines Vaters bewahrte mich davor, hintenüberzufallen. Während er mich zu sich heranzog, sah ich hinter ihm einen Blitz ins Meer fahren.
    »Siehst du, was habe ich dir gesagt?«, kämpfte die Stimme meines Vaters gegen den heranziehenden Donner über uns an. »Begib dich auf deinen Platz und binde dich fest!«
    Doch ich kam nicht mehr dazu, seinem Befehl zu folgen.
    Schlagartig verschwand das letzte Licht und ein Brecher erfasste unser Schiff so unvermutet, dass es uns beide von den Füßen riss. Ich fiel nach hinten und entging nur mit Glück einem Fass, das unsere Leute nicht richtig festgezogen hatten. Handbreit polterte es an meinem Kopf vorbei und krachte gegen die Reling.
    Erschrocken wälzte ich mich herum. Mein Puls pochte fühlbar in meinem Hals und in den Schläfen. Doch Zeit, den Göttern dafür zu danken, dass ich nicht erschlagen worden war, hatte ich nicht.
    Das Schiff wurde erneut herumgeworfen, diesmal zur anderen Seite. Ich rutschte zwischen die Bänke und klammerte mich an ihnen fest.
    Meinen Vater konnte ich nirgends ausmachen, aber ich wusste, dass er sich, wenn es irgendwie möglich war, ans Steuer begeben würde. Einige Männer, die ebenfalls von den Füßen gerissen worden waren, rappelten sich nun wieder auf und versuchten auf ihre Plätze zu kommen.
    Doch das Unwetter kannte keine Gnade. Es warf das Schiff mal auf die eine, dann auf die andere Seite. Vom Festklammern schmerzten mir bald die Arme und ich musste einsehen, dass mein Vater recht gehabt hatte. Mochte ich auch kämpfen können, meine Kraft reichte nicht aus, um diesem Sturm zu trotzen.
    Unweit von mir ertönten plötzlich Schreie. Als ich aufblickte, sah ich drei Männer über die Reling fliegen. Unmengen Wasser schwappten auf das Deck und nahmen mir die Sicht. Dennoch versuchte ich meinen Vater auszumachen. In der Menge auf Deck liegender Männer konnte ich ihn nicht sehen, was mein Herz stolpern und
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