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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
Autoren: Gail Carriger
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zu Boden und ließ traurig die weiße Feder hängen.
    Ivy öffnete erneut den Mund, doch diesmal nicht, um zu schreien. Oh, es tropfte sehr wohl Blut hervor, doch es war Blut von den Fangzähnen, vier an der Zahl, die sich durch ihr Zahnfleisch gebohrt hatten und im Kerzenlicht schimmerten. Ivys Gesicht, ohnehin schon modisch blass, war schneeweiß geworden. Ihre wippenden Locken nahmen einen noch lebhafter glänzenden Schimmer an, und sie schlug ein weiteres Mal die Augen auf. Mit einem kleinen Schulterzucken schüttelte sie die dicken Lederriemen und Ketten ab und zerriss sie dabei so mühelos, als bestünden sie nur aus hauchzarter Seide. Dann sprang sie vom Thron und landete leichtfüßig und anmutig auf dem Boden des Saals.
    »Waf für ein feltfamef Gefühl! Tunny, Liebfter, bin ich ohnmächtig geworden? Oh, mein föner Hut!« Sie bückte sich nach ihrem Admiralshütchen und setzte es sich energisch wieder auf den Kopf.
    Hinter ihr wirkte Königin Matakara sogar noch eingefallener und blutleerer als zuvor. Sie sank nach vorn, nur die ausgeklügelte Stuhlvorrichtung hielt sie noch auf dem Thron.
    Kanzler Neshi wandte sich an Alexia. »Ihr Versprechen, Seelenlose?«
    Alexia nickte und trat vor, diesmal von den Vampiren ungehindert. Sie stieg auf das Podest und legte der alten Vampirin die Hand auf den Arm, auf eine kleine Stelle, wo die Haut frei von Riemen und Schläuchen war.
    Königin Matakara, König Hatschepsut, letzte der großen Pharaonen, älteste Vampirin, starb auf der Stelle durch Alexias Berührung. Ohne Aufhebens, ohne Schmerzensschrei. Sie gab nur ein winziges Seufzen von sich und entschlüpfte endlich ihrem unsterblichen Käfig. Es war das Schlimmste und zugleich das Beste, das zu tun Alexia durch ihre Außernatürlichkeit je gezwungen gewesen war, denn der Ausdruck in diesen dunklen Augen war nun der absoluten Friedens.
    Schweigen folgte, während sich die Drohnen und Vampire innerlich auf ihre unsichtbare Bindung an eine neue Königin umstellten.
    Da griff Kanzler Neshi plötzlich nach Prudence’ Arm. Das Kind verwandelte sich wieder einmal in einen Vampir, der Kanzler aber rannte auf stämmigen Beinen hinaus auf den Balkon, sprang über die Brüstung und stürzte hinunter auf die Straße in den Tod.
    In dem Augenblick, als er starb, wurde Prudence wieder zu einem normalen Kind. Oder zumindest so normal, wie sie eben werden konnte. Alexia legte diese kleine Erkenntnis in Gedanken für später ab.
    Offensichtlich konnte noch etwas anderes die Kräfte ihrer Tochter aufheben außer ihrer Mutter, Sonnenlicht und Entfernung – nämlich der Tod.
    Es gab eine Menge aufzuräumen, viel zu erklären und Diskussionen zu führen. Von mehreren offiziellen Vorstellungen, ein paar zu verarztenden Knochenbrüchen und blutigen Hälsen ganz zu schweigen. Die fünf verbliebenen Vampire umringten ihre neue Königin und plapperten aufgeregt gestikulierend auf Arabisch auf sie ein.
    Verwirrt erhob Ivy die Stimme und sorgte für Ruhe. Sie sah ihren Gatten an, der weinend dastand und Primrose an seine Brust drückte, und wandte sich dann Hilfe suchend an Lady Maccon. »Alexia, würdeft du mir bitte erklären, waf hier eigentlich vor fich geht?«
    Das tat Lady Maccon, so gut sie es vermochte. Die hübsche weibliche Drohne, die Englisch sprach, übersetzte die Erklärung für die Vampire.
    Ivy merkte an, dass sie sich außerordentlich rastlos fühlte, und wollte wissen, ob sie jetzt für den Rest ihres Lebens in Alexandria bleiben müsse. Alexia erinnerte sich daran, dass Lord Akeldama einmal erwähnt hatte, dass neue Königinnen mehrere Monate Zeit hatten, sich neu niederzulassen.Ivy sagte daraufhin, in diesem Fall unverzüglichnach London zurückkehren zu wollen. London war ihreHeimat, und wenn sie die Ewigkeit schon irgendwo verbringen musste, dann sollte es auch der Ort sein, an dem man einen anständigen Hut bekam!
    Sie klimperte mit den Wimpern und lispelte mädchenhaft, und ihre Taktik funktionierte. Die Vampire und ihre Drohnen hasteten davon, um ihre Habseligkeiten zu holen, und begleiteten Ivy, ihren Mann, ihre Tochter und ihre Theatertruppe zurück zum Hotel, wobei sie sich dicht in Ivys Nähe hielten.
    Alexia blieb mit Matakaras Leichnam, Madame Lefoux, Prudence und Lord Maccon im ehemaligen Vampirhaus zurück.
    Ihre Tochter war über ihre kindlichen Kräfte hinaus erschöpft und saß auf dem Fußboden. Ihr Gatte war immer noch ein Wolf. Während Ivys Metamorphose war Floote verschwunden.
    Madame Lefoux warf
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