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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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der Bürgermeister, der Baulöwe Döhring und ein relativ junger Mann, der offensichtlich mit einem Lasergerät Messungen vollführte und Zahlen in sein Handy diktierte. Meinrad Hiendlmayr begriff: Die wussten gar nicht, dass es ihn gab und dass er hier lebte. Sonst hätten die doch geklingelt. Komisch, Malwine hatte gesagt, dass sie allen im Dorf von ihm erzählen würde. Und bis dahin sollten die zwei, die ihn kannten, ihr Wissen für sich behalten. Der Zwacklhuber Frieda hatte Malwine diese Verschwiegenheit zugetraut, aber sie hatte sich nicht vorstellen können, dass auch die Schwester des Pfarrers wie ein Grab schweigen würde.
    Meinrad seufzte. Vermutlich hatte sie das nicht mehr geschafft. Es war ja auch alles so schnell gegangen. Aber vielleicht hatte das ja auch sein Gutes. Nur, was konnte es jetzt noch an Gutem geben?
    Er sah die drei um das kleine Zelt über dem Bohrloch herumschleichen. Der junge Mann holte ein Glas mit Schraubdeckel aus der Tasche, füllte es mit Schlamm und wischte sich anschließend sehr sorgfältig die Hände an einem Papiertaschentuch ab. Döhring sagte so gut wie gar nichts, zog sich den hellblauen Kaschmirschal eng um den Hals und hielt seine spitze Nase in den Wind, als müsse er Witterung aufnehmen. Einzig der Bürgermeister redete und redete, fuchtelte mit den Händen, wies hierhin und dorthin und schien neue Welten zu entwerfen.
    Meinrad verstand kein Wort. Was er aber begriff, war, dass Malwines Besitz schon jetzt verteilt wurde. Malwine hatte recht gehabt. Der Waldmoser wollte nur, dass sie ihm alles überschrieb. Deshalb war er so oft gekommen. Das war der Grund seiner Menschenfreundlichkeit. Ganz kurz überlegte er, ob er die Schwester des Pfarrers anrufen sollte. Aber würde ausgerechnet Martha Moosthenninger ihm helfen können? Vermutlich würde ihre Gegenwart das Chaos nur vergrößern.
    Er schluckte und spürte, wie sich ein bisher unbekanntes Gefühl seiner bemächtigte: eiskalte Wut.
    Diesmal war Schmiedinger der Beifahrer. Franziska saß am Steuer des BMW und folgte seinen Anweisungen. »Noch ein Stückerl gradaus – dann links.«
    Früher waren hier unbefestigte Straßen gewesen, voller Pfützen, notdürftig mit Bauschutt repariert. Nun erstreckte sich ein asphaltiertes Band von der Biogasanlage des Bürgermeisters fast bis zum Brunnerhof.
    »Des sieht nur so aus, die eigentliche Zufahrt ist immer noch ein Schotterweg«, erklärte Schmiedinger, der Franziskas verwunderten Blick bemerkt hatte.
    »Ist Ihnen sehr ans Herz gewachsen, die Malwine«, stellte die Kommissarin fest.
    Der Polizeiobermeister nickte. »Sie ist eine Freundin von meiner Frieda – so viele Freundinnen hat die ned.« Dann verfiel er wieder in Schweigen, und Franziska fragte sich, ob sie sich jetzt, da das Thema Freundschaft schon angesprochen war, nach seinem Freund Daxhuber erkundigen sollte, aber bevor sie einen unverfänglichen Satz gefunden hatte, murmelte ihr Beifahrer: »Neulich noch ist sie bei uns g’wesen, die Malwine.«
    »Und?«
    »Da hat sie was Komisches gesagt.«
    »Aha.« Franziska wartete. Sie wartete genau zweieinhalb Kilometer lang.
    Dann holte Schmiedinger Luft und sprudelte hervor: »Sie hat gesagt: Mit mir ist es noch nicht zu Ende.« Anschließend schwieg er wieder.
    Franziska drosselte das Tempo, bog nach rechts in einen Feldweg und hielt an. »Mit mir ist es noch nicht zu Ende? Wortwörtlich?«
    »Exakt.« Der Polizeiobermeister nickte.
    »Und was meinen Sie, hat sie damit sagen wollen?«
    »Mei, es ging halt die ganze Zeit um ihr Testament, dauernd hat sie drüber g’redet, wahrscheinlich, weil grad die Agnes g’storben war, und die hatte natürlich nix aufgeschrieben g’habt, und da hat sich die Malwine halt Sorgen g’macht. Aber die Agnes, die hat auch eigentlich nix g’habt außer ein paar Kleidern und Büchern und außerdem ein bisserl was G’spartes von der Rente.«
    Er blickte nachdenklich aus dem Fenster.
    »Die Malwine hat alles dem Tierheim überschreiben wollen, weil ihr Joschi von da ist. Sie hat immer g’sagt, dass ihr das Hunderl das Liebste ist, was ihr noch geblieben ist, auch wenn meine Frieda meint, dass es da schon noch jemand andern geben ham müsst. Aber nix Genaues weiß die auch ned. Tun Sie mir einen Gefallen, und erzählen Sie des mit dem Joschi bloß ned dem Pfarrer.«
    »Nein, nein, mach ich nicht.« Franziska wollte sich lieber nicht vorstellen, wie Hochwürden Moosthenninger das mit der großen Liebe zu einem Hund statt zu unserem Herrn
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