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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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Schmiedinger fort, »als dieser Meinrad dann den Hund mitg’nommen hat, da hat sich der Joschi sakrisch g’freut. Die Kollegen aus Griesbach san mit ihm zu Malwines Auto und ham ihm den Schlüssel geben. Ich hab dann noch das Protokoll unterschreiben müssen, damit halt alles sei Ordnung hat.«
    »Meinrad heißt er?« Franziska notierte sich den Namen.
    »Ja, hab ich doch schon g’sagt, oder?«
    »Jetzt schon.« Die Kommissarin nickte.
    »Und ich«, sagte Schmiedinger, »ich bin dann endlich nach Hause g’fahrn, da muss ich mich ja auch mal wieder sehn lassen, sonst kennen die mich ja gar ned mehr.«
    Das also war’s! Der Polizeiobermeister Schmiedinger lebte nicht mehr allein. Franziska hatte gespürt, dass etwas anders war. Und jetzt wusste sie es. Die Aura der Einsamkeit, die ihn wie ein unsichtbares Cape umhüllt und all seinen Äußerungen etwas Fragendes und Hilfesuchendes verliehen hatte, war verschwunden. Fast fühlte sie sich versucht, nach seiner Hand zu greifen. Aber stattdessen fragte sie sachlich: »Wie heißt er denn noch?«
    » Sie heißt Frieda«, murmelte Adolf Schmiedinger und errötete. »Und der Sohn heißt Pirmin. Den müssten S’ eigentlich kennen, der hat sich früher oft im Bauwagen rumgetrieben und war a bisserl, ja, wie soll man sagen, schwer erziehbar. Aber jetzt ist er clean. Jetzt studiert er sogar.«
    »Respekt«, murmelte Franziska, die sich noch gut an den jugendlichen Alkoholiker und dessen rechtsradikale Freunde erinnerte, »aber eigentlich wollte ich wissen, wie der Brunnersche Knecht mit Nachnamen heißt.«
    »Ach so, der, ja …« Schmiedinger überlegte. »Ja Kruzinesen, ich hab’s doch aufg’schrieben.« Er wühlte in seiner Tasche und holte ein Notizbuch hervor, das dem der Kommissarin zum Verwechseln ähnlich sah.
    »Hier steht’s. Meinrad Hiendlmayr.«
    »Was meinen Sie, könnte der jetzt auf dem Hof sein? Eigentlich sollten und dürfen wir uns ja nicht einmischen, aber ich würd doch ganz gern noch zu ihm fahren, wo ich eh grad hier bin. Vielleicht ist ihm ja irgendwas aufgefallen. Kommen Sie mit?«
    »Ja, freilich.«
    Unmerklich war die Wirtin hinter sie getreten. Ihre einst so schrille und durchdringende Stimme klang gebändigt und verbindlich. Das hat bestimmt der Otmar Kandler geschafft, ihr neuer Lebensgefährte, dachte Franziska und nickte Teres Schachner freundlich zu.
    »Ja, grüß Sie Gott, Frau Kommissarin. Ich hab Sie gar ned kommen sehn. Warum ham Sie ned g’läutet? Kann ich Ihnen was zum trinken bringen?« Dann sah sie auf ihre Uhr, und ein Hauch von Blässe überzog ihr dezent geschminktes Gesicht. »Mein Gott, wenn Sie um diese Zeit kommen, am helllichten Tag – es wird doch wohl nichts passiert sein?«
    »Doch.« Franziska suchte ihren Blick.
    Teres erschauerte: »Wer ist tot?«
    Sie scheint mich nur mit Tod in Verbindung zu bringen. Als gäb es keine anderen Verbrechen, dachte Franziska und hörte, wie Schmiedinger einsilbig Auskunft gab: »Die Brunnerin, du weißt schon, die Malwine.« Dann schnäuzte er sich vernehmlich.
    »Herr Gott noch mal, wie ist denn das passiert?« Teres ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Gift«, murmelte Schmiedinger.
    »Nein!« Die Gastwirtin gab einen erstickten Schrei von sich, und aus den Augenwinkeln nahm Franziska wahr, wie sich die Tür mit der Aufschrift »Privat« öffnete.
    Otmar Kandler, Polizeivollzugsbeamter im Ruhestand und einstiger Kollege von Franziska, fühlte sich offensichtlich immer noch als Leibwächter seiner Liebsten. Langsam kam er auf ihren Tisch zu und setzte sich. Er roch nach Zigarettenrauch und staubigen Akten. Seine Finger waren nikotingelb. Früher hatte er wie ein melancholischer, aber korrekter Beamter ausgesehen, nun wirkte er wie ein heiterer und abgeklärter Lebemann, zwar etwas angewelkt, aber zufrieden.
    »Doch, es war Gift. Unser Gerichtsmediziner hat Blutproben genommen und wird auch noch den Mageninhalt untersuchen und, wenn es sein muss, auf eigene Faust weiterforschen«, bestätigte Franziska. »Und der Gustav kriegt garantiert auch noch raus, was das für ein Gift war«, versprach sie.
    »Malwine ist tot?«, fragte Otmar und sah betroffen aus.
    Teres nickte.
    »Meine Güte, erst Kreszentia, dann Agnes und jetzt auch noch Malwine. Hört das denn gar nicht mehr auf? Ich hab sie zwar nur ein paarmal gesehen, aber trotzdem.« Er drehte sich eine Zigarette auf Vorrat.
    Teres sah nachdenklich in die Runde. »Wenn einer geht, holt er gleich zwei Gefährten nach. So sagt man bei
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