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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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Handgelenk. Den hat der Bademeister ihr noch schnell abgenommen, nachdem der Arzt den Tod bescheinigt hat und sie im Zinksarg abgeholt worden ist.«
    Er holte tief Luft, nachdem er alle wichtigen Informationen so schnell wie möglich von sich gegeben hatte. Seufzend wühlte er in seiner Uniform nach einem Taschentuch und tupfte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
    Meinrad zitterte.
    »Ich hätt ned glaubt, dass ich hier doch noch einen lebenden Menschen antreff. Täten Sie vielleicht mit mir nach Bad Griesbach kommen und den Hund und das Auto überführen?«
    Meinrad nickte.

Kapitel 3
     
    »Warum hältst du dich da nicht einfach raus? Du hast doch selbst einmal gesagt, dass die Leut dort keinen Schutzengel haben. Und dann willst ausgerechnet du deren Welt in Ordnung bringen! Du als Schutzengel! Das ist eine Rolle, die nun überhaupt nicht zu dir passt. Ehrlich, ich versteh dich nicht.«
    »Eben, gerade deshalb muss ich mich kümmern. Weil es sonst niemand macht.« Franziska packte ihre Tasche. »Außerdem bin ich’s dem Schmiedinger schuldig. Ich hab ihm meine Unterstützung versprochen, und ich stehe zu meinen Versprechen.«
    Bruno zog die makellos gebräunte Stirn kraus: »Was willst du damit sagen?«
    Sie sah ihn lange an. »Nichts.« Dann verließ sie ihr Büro und wusste, über dieses »Nichts« würde er mindestens einen halben Vormittag lang nachdenken.
    Im Fuhrpark ließ sie sich einen älteren BMW mit Automatik zuteilen, legte das eingeschaltete Handy auf den Beifahrersitz und machte sich auf den Weg.
    Wie oft schon war sie diese Strecke gefahren? Und immer wenn sie gedacht hatte, hier draußen bleibt alles gleich, hier steht die Zeit still, nahm sie Veränderungen wahr. Wie jetzt. Dort war ein Baum gefällt, hier ein Carport errichtet worden, Vorgärten waren in den vergangenen Monaten von steinernen Mäuerchen gesäumt worden, und auf den grünen, teppichgleichen Rasenflächen fast aller Gärten hatten sich große runde Planschbecken breitgemacht, deren beste Zeit – heiße Sommertage voller Kindergeschrei – sich für dieses Jahr dem Ende neigte. Heute war sowieso kein Badewetter.
    Schon tauchte Kleinöd vor ihr auf. Rechter Hand hinter dem Ortsschild stand noch immer die Weide. Wie in einem Flashback sah Franziska sich zum ersten Mal herkommen, und instinktiv verglich sie das Bild von damals mit dem, was sie nun sah. Die Weide war um einiges gewachsen, und direkt gegenüber dem ausladenden Baum stand nun ein nagelneues gläsernes Gewächshaus mit Solarzellen auf dem Dach. Direkt auf dem Grund und Boden des Bürgermeisters. Sie stellte sich vor, wie Waldmoser sich dort auf sein Rentnerdasein vorbereitete und Orchideen züchtete – oder Kakteen. Sie seufzte. Genau, Kakteen mit ganz vielen Stacheln. Das passte zu ihm.
    Polizeiobermeister Adolf Schmiedinger hatte sich außerdienstlich mit ihr treffen wollen, auch um der von ihm veranlassten Privatobduktion noch mehr Gewicht zu verleihen. »Das muss fei alles genau auseinanderg’halten werden«, hatte er am Telefon erklärt. »Der Fall Malwine Brunner ist meine ganz persönliche Angelegenheit, und darüber red ich nicht im G’schäft. Kommen S’ doch bittschön in den Blauen Vogel.«
    Um diese Zeit war Schmiedinger der einzige Gast des Wirtshauses. Franziska, die insgeheim nach ihm und seinem ständigen Vertrauten Eduard Daxhuber Ausschau gehalten hatte, erkannte ihn erst mit Verzögerung. Später gestand sie sich ein, dass es auch daran gelegen haben mochte, dass sie sich einen Polizeiobermeister Adolf Schmiedinger ohne Freund Daxhuber eben kaum vorstellen konnte.
    Grundlegende Dinge hatten sich geändert. Das sah sie in dem Augenblick, als sie ihrem Kollegen die Hand reichte. Richtig gepflegt sah er aus, zwar nicht viel schlanker, aber dafür straffer. Er trug ein gebügeltes Hemd, eine ordentlich sitzende Uniform, sein Haar war kurz geschnitten und vielleicht sogar leicht getönt? Sie wollte nicht zu auffällig hinsehen. Außerdem roch er neutral bis angenehm, der säuerliche Schweißgeruch, der ihn immer umgeben hatte, war verflogen.
    Schweigend gab er ihr die Hand, schob seine Apfelschorle beiseite und versicherte ihr: »Ich hab’s noch keinem g’sagt. Der Bürgermeister wird’s wohl wissen, der hat ja schon mit einer Beerdigungsfirma in Passau geredet – aber die anderen … Ned amal dem Daxhuber Ede.«
    »Das war klug von Ihnen.« Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Es gibt ein paar Probleme. Um es auf den Punkt zu bringen:
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