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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Petra Mattfeldt
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kann ich sie nach der Hütte fragen, aber ich glaube kaum, dass sie sich noch daran erinnert. Sie hat ja schon mit wesentlich präsenteren Dingen Schwierigkeiten.«
    Heike zuckte mit den Schultern. »Einen Versuch ist es wert. Und wenn nicht, bist du so schlau wie vorher. Außerdem erinnern Patienten mit ihrem Krankheitsbild weiter zurückliegende Dinge, die noch dazu in einer schönen und entspannten Zeit ihres Lebens lagen, oftmals besser als etwas, das erst wenige Stunden her ist.«
    »Du hast recht.« Er lächelte, doch die Erinnerung an die unbeschwerten Jahre seiner Kindheit hatte ihm einen Stich versetzt. Er war sechsundvierzig, galt als gestandener Mann, und viele sahen in ihm jemanden, der zwar einen kleinen Spleen, aber doch alles im Griff hatte. Diese zerbrechliche Seite, die verletzbare, wollte er unter keinen Umständen nach außen dringen lassen. Nicht einmal, wenn er wie jetzt mit Heike allein war. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich werde meine Mutter fragen. Aber zunächst muss ich mich um diesen Fall kümmern.«
    Sie seufzte kurz. »Also brauche ich vor Mitternacht nicht mit dir zu rechnen?«
    »Mal sehen, was sich heute noch ergibt. Vielleicht können wir wenigstens zusammen zu Abend essen. Aber bereite lieber nichts vor. Wenn ich es schaffen sollte, melde ich mich und bringe etwas aus dem Restaurant mit.«
    »Willst du jetzt noch rasch etwas essen? Wer weiß, wann du sonst dazu kommst.«
    Er zögerte kurz, entschloss sich dann jedoch dagegen. Viel mehr Zeit wollte er nicht verstreichen lassen, bevor er die Sondereinheit einrichtete. Er schüttelte den Kopf, stand auf und trank den letzten Schluck. »Die Ruhe habe ich nicht. Ich hole mir auf dem Weg etwas.« Wieder ging er zu ihr hinüber und küsste sie. »Wir werden den Tag nachholen. Versprochen.«
    »Wie immer«, erwiderte sie. Es klang weder traurig noch vorwurfsvoll, doch das schlechte Gefühl, das Falko beschlich, wich trotzdem nicht.
     
    Es war nicht einmal elf Uhr, als er seinen BMW X 3 auf dem Parkplatz des Präsidiums abstellte. Das Fahrzeug hatte er sich privat angeschafft und ließ sich lediglich eine Ausgleichspauschale bezahlen, um einen Teil der Kosten zu decken. Zwar würde er in finanzieller Hinsicht mit einem Dienstwagen besser gestellt sein, doch er hatte sich seinerzeit nun einmal diesen Wagen in den Kopf gesetzt.
    Alle anderen waren bereits da, als er das riesige Rotsteingebäude betrat. Vermutlich war auch die Leiche schon im Gerichtsmedizinischen Institut eingetroffen. Der Bericht würde jedoch auf sich warten lassen. Heute zumindest rechnete Cornelsen nicht mehr damit.
    Mit den Jahren war er ruhiger geworden. Inzwischen war er schon über fünfundzwanzig Jahre bei der Polizei und hatte sich nach der klassischen Polizistenlaufbahn bis zum Kriminalhauptkommissar hochgearbeitet und durch Weiterbildungen in den letzten Jahren immer mehr der operativen Fallanalyse, dem Profiling, zugewandt. Sein Instinkt sagte ihm, dass im Fall Rebecca Ganter vor allem diese Kenntnisse von Nutzen sein würden. Er spürte eine Unruhe bei dem Gedanken an die Tötungsart in sich aufsteigen – verstopfte Nasenlöcher bei zugeklebtem Mund plus Würgemale am Hals. Das war ungewöhnlich. Er konnte sich an keinen Fall erinnern, bei dem so etwas schon einmal vorgekommen war. Das Würgen konnte für Wut sprechen. Dr. Hentschel hatte ihnen noch gesagt, dass das Opfer von dem Moment an, als Mund und Nase verschlossen worden waren, innerhalb kürzester Zeit gestorben sein musste. Der panische Zustand und der verzweifelte Versuch zu atmen, dürften das Ersticken noch beschleunigt haben.
    »Da bist du ja.« Timo Breitenbach kam Falko entgegen. »Wir haben den Konferenzraum schon vorbereitet.«
    »Ich war noch kurz zu Hause.« Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, ärgerte sich Falko darüber. Er musste nicht erklären, wo er die knappe halbe Stunde verbracht hatte.
    »Hat die Spusi noch irgendwas gesagt? War noch etwas Ungewöhnliches?«
    »Sie haben einige Anhaftungen gefunden. Den Bericht bekommen wir später.«
    »Sind alle da?«
    »Rolf telefoniert noch mit den Münchener Kollegen. Sarah ist schon im Konferenzraum.«
    Cornelsen hielt darauf zu und öffnete die Tür. Kaffeeduft schlug ihm entgegen. Zwei Tische waren aneinandergeschoben, in der Mitte stand ein großer Teller mit Croissants und Berlinern.
    Sarah Bischoff, die mit ihren achtundzwanzig Jahren die Jüngste im Team war, folgte seinem Blick, als er eintrat. Was hatte sie sich für
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