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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
Autoren: Eleanor Moran
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dafür, denn schließlich hat sie sich nicht plötzlich in Rigsby aus der Fernsehsitcom Rising Damp verwandelt, es ist eher meine Paranoia. Nach einem schuldbewussten Blick auf den Tatort meines Kit-Kat-Verbrechens wende ich mich meinen Umzugskartons zu. »Wohnzimmer« steht auf einem, und ich mache einen zögerlichen Schritt in seine Richtung. Wie der Zufall es will, ziehe ich als Erstes ein fünf Jahre altes Urlaubsfoto von Dom und mir heraus, auf dem wir in einem orangefarbenen Tretboot sitzen und in unserer Naivität wie blöd grinsen. Es fühlt sich so stachelig an wie ein Stachelschwein, und ich werfe es so heftig zurück in den Karton, dass der Bilderrahmen darunter zersplittert (auf dem Foto mein Dad mit Kochmütze, der mit einer Hühnerbrust am Spieß herumfuchtelt) und die Splitter sich in alle Richtungen verteilen.
    »O Mist!«, schreie ich viel wütender, als es gerechtfertigt ist. Milly kommt herbeigeeilt.
    »Was ist denn?«
    Ich zeige auf den Karton und versuche meine Tränen zurückzuhalten, woraufhin sie mich in einer Umarmung an sich drückt, wie das nur eine beste Freundin kann.
    »Es tut mir so leid, dass ich mich wie eine muffelige ichbezogene alte Kuh aufführe«, nuschele ich an ihrer Schulter.
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, du bist schließlich nicht aus Teflon! Jeder würde an deiner Stelle so empfinden.«
    »Ich hasse ihn, Milly.«
    »Dann hasst du ihn also wirklich ?«
    »Meistens«, sage ich, »aber nicht so sehr, wie ich sie hasse.«
    »O Gott, wir hassen sie doch alle. Ich wünschte, wir könnten sie wie früher an den Pranger stellen und mit verfaulten Tomaten bewerfen.«
    »Tomaten sind viel zu gut für sie, denk nur an die Vitamine. Eier, verfaulte Eier.«
    »Hm, schöne Vorstellung«, kichert Milly. »Die würden an diesen gotterbärmlichen Strähnchen schön kleben bleiben.«
    Ich zwinge mich zu einem Lächeln, als wäre es nur ein kurzzeitiges Phänomen. Ich weiß, dass sie mich gernhat, und deshalb möchte ich ihr auch die volle Wucht meines Kummers ersparen. Milly hat noch nie mit einem Freund zusammengewohnt, geschweige denn einen Ehemann gehabt, und ich möchte sie nicht mit dem Wissen erschrecken, wie riskant tiefgehende Liebe sein kann. Dass der Himmel, so gut man den anderen auch zu kennen meint, ohne große Vorwarnung plötzlich von strahlendem Blau in Pechschwarz umschlagen kann.
    »Vergiss sie. Sieh mal, was ich gefunden habe«, sagt Milly und hält mir schwungvoll Harper’s Bazaar hin. »Und der Artikel ist bei Weitem enthüllender, als wir uns das hätten träumen lassen.«
    »Zeig’s mir«, sage ich und reiße ihr, begierig nach Ablenkung, das Heft aus der Hand. Bis jetzt hatte ich nur ein paar körnige Internetfotos von Oscar gesehen.
    »Gib’s zu, er ist scharf«, sagt Milly.
    »Vermutlich«, sage ich und mustere das Foto.
    Oscar war in seiner Küche fotografiert worden, in seinen weißen Kochklamotten, die Hände vor der Brust verschränkt. Sein Blick ist sehr direkt, herausfordernd und drohend – er lässt keinen Zweifel daran, dass er der Herr über alles ist, was er überblickt. Seine stechenden Augen von einem intensiven Blau stehen in unerwartetem Kontrast zu seinem kastanienbraunen Haarschopf, der seinen Schädel umgibt. Er sieht nicht älter aus als vierzig, und doch durchziehen seine Haare ein paar hellgraue Strähnen. Sein Gesicht ist kantig und scharf geschnitten, jede Linie akzentuiert. Obwohl er attraktiv wirkt, stößt mich sein Anblick fast ab, denn es scheint ihm um Dominanz und Kontrolle zu gehen.
    »Und hier ist er en famille «, führt Milly weiter aus und zeigt dabei auf eine Paparazzo-Aufnahme von Oscar, die offensichtlich auf einer Gartenparty entstand. Neben ihm stehen eine unglaublich gepflegte Blondine unbestimmten Alters und ihr Ebenbild im Teenageralter, das eine riesige Handtasche von Chloé wie eine tödliche Waffe schwingt.
    »O, das ist alles ja noch viel komplizierter. Hör zu.« Milly liest laut vor. »›Seine überraschende Trennung von seiner durch ihre kühle Eleganz bestechenden Ehefrau, mit der er zwanzig Jahre verheiratet gewesen war, hat eine Schockwelle in der eingeschworenen Gemeinschaft kulinarischer Macher ausgelöst. Nicht nur gehörte die Beziehung des Paars angeblich zu den meistbeneideten von London, sondern die häusliche Partnerschaft der beiden reichte auch in die Küche, wo Lydia für ihren mit mehreren Sternen ausgezeichneten Ehemann den Empfang im Restaurant leitete. Dass sie mit dem von ihr
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