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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
Autoren: Eleanor Moran
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Wenn ich doch nur klar denken könnte.
    »Äh«, lege ich ziemlich geistreich los. Er starrt mich regungslos an. »Das wäre auch das Letzte, was ich mir von Ihnen wünschen würde.« Er schüttelt ungläubig den Kopf, aber ich lasse mich in meinem freien Fall nicht bremsen. »Und ich sage Ihnen auch, warum: Ich bin einzig und allein aus dem Grund hier, um die Chance zu bekommen, von Ihnen zu lernen. Was Sie mit all diesen ungewöhnlichen Fleischstücken gemacht haben, ist unglaublich. Diese Schweinebluteiscreme, die in Ihrem Buch steht, sollte eigentlich ekelig sein, ist aber fantastisch. Sie haben Innereien zu einer Kunstform erhoben. Ich und mein …« Ich muss Luft holen. »Ich habe gespart, um meine Freundin zu … ihrem Geburtstag ins Violet auszuführen, und es war ehrlich das beste Essen, das ich je genossen habe. Wenn Sie also versuchen sollten, Ihre Küche zu verlassen, würde ich Sie an den Fußknöcheln festhalten und anflehen zu bleiben.«
    »Ein reizendes Bild.«
    »Ich tue mein Bestes.«
    Er neigt seinen Kopf und sieht mich an. »Sie sind entweder eine famose Dummschwätzerin oder mein ergebenster Fan. Sie haben aber doch wohl nicht vor, meine Füße auf dem Küchenboden festzunageln, um mich festzuhalten?«
    »Sie sind doch keine Gans!«
    »Wie bitte?«
    »Macht man das nicht wegen der Foie gras?« Halt’s Maul, Amber.
    Lydia kommt angerauscht, bevor er die Gelegenheit hat, auf meine idiotische Bemerkung einzugehen. Ich werde für den Rest meines Lebens in irgendwelchen Vororten Jakobsmuscheln sautieren, so viel steht fest.
    »Du musst zum Ende kommen«, sagt sie ziemlich autoritär. »Der nächste Kandidat ist da.«
    »Was ich tun muss , ist, zurück in die Küche zu gehen«, erwidert er flegelhaft.
    »Dann hättest du nicht überziehen dürfen«, kontert Lydia spitz und wirft mir dabei einen Blick zu, der keinen Zweifel daran lässt, wen die Schuld trifft.
    Meine Augen springen hin und her und analysieren das verbale Pingpongspiel. Die Dynamik zwischen anderen Paaren hat doch was unglaublich Faszinierendes. Menschliche Wesen sind im Grunde auf Konkurrenz aus, egal, was wir uns einreden, und ich schäme mich zuzugeben, dass mein Wettbewerbsgeist stärker ausgeprägt ist als bei den meisten anderen. Kein Wunder, dass wir mit solch morbider Faszination die Promischeidungen verfolgen und im Stillen die Enthüllung genießen, dass die ärgerliche Hochglanzversion, die die Boulevardpresse über die Beziehung verbreitet hat, nur fingiert war und unsere eigenen, nicht so perfekten Bindungen am Ende doch nicht ganz schlecht sind. Es gab Momente seit der Trennung, da fühlte ich mich wie ein exotisches Reptil, gleichermaßen faszinierend und abstoßend. Die Leute wollen den Grund erfahren, aber sie wollen dabei weit genug weg stehen, um sich nicht das einzufangen, was auch immer der Auslöser war. FSS vielleicht: den Frühreifen Scheidungsstatus. Der beschwört selbst bei guten Freunden (außer bei Milly) komplexe Verhaltensmuster herauf. Ich weiß, dass ihr Mitgefühl echt ist, aber es ist auch eine Beurteilung mit im Spiel. Sie wollen wissen, wo ich was falsch gemacht habe, damit sie sich dagegen wappnen können, denselben Fehler zu machen, und um sich zu vergewissern, dass sie ihn nicht jetzt machen. Doch in Wahrheit kann ich ihnen keine Gewissheit geben, auch nicht, wenn ich wollte. Im Grunde meines Herzens weiß ich, dass es zum Tangotanzen zwei braucht, zwei Leute, die eine Beziehung entzweibrechen, allerdings bin ich noch nicht bereit, mich mit der Rolle, die ich in diesem Paartanz gespielt habe, auseinanderzusetzen.
    »Wie’s aussieht, sind wir fertig«, sagt Oscar und gesteht seine Niederlage ein. Ich weiß nicht, warum, aber ich kann meinen Blick nicht von ihm lösen. Dieses winzige Fenster, durch das ich ihn und Lydia beobachten konnte, hat mein Interesse angestachelt. Die Verrückte in mir will den Mann hinter der Übermacho-Chefkoch-Nummer verstehen, wenn auch nur einen Moment lang, doch das lässt Lydia keinesfalls zu. Sie steht da wie ein Wachposten und wartet darauf, dass ich mich aus dem Staub mache.
    »Danke, dass Sie mich eingeladen haben«, sage ich linkisch und strecke ihm steif meine Hand entgegen, wie ein Musterschüler, der sich beim Schuldirektor einschleimt.
    »War mir ein Vergnügen«, sagt Oscar weicher, als er sich bisher präsentiert hat, und hält meine Hand vielleicht, aber nur vielleicht, auch eine Sekunde länger fest, als wirklich notwendig wäre. Lydia blickt demonstrativ
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