Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
Autoren: Eleanor Moran
Vom Netzwerk:
sicher ist. Sie hatte zwar die obligatorische dreijährige Beziehung zu einem Kommilitonen, den sie nach Abschluss des Studiums organisch und höflich entsorgt hat, aber niemanden, der ihr das Gefühl gab, an einer exotischen Krankheit zu leiden, die einen dazu verleitet, sich Bleistifte in die Nase zu stecken und die Welt in Technicolor zu sehen. Kein Wunder, dass sie sich immer bemüht, wissenschaftlich nachzuweisen, ob jemand passt oder nicht. Es gibt kein emotionales Lackmuspapier, das ihr erlaubt, es einfach zu wissen.
    Während ich darüber nachdenke, beginne ich mich zu fragen, ob das gut oder schlecht ist. Ich bin nicht weniger Single als sie, aber da ich nun weiß, wie das Gute schmeckt, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mich mit der windigen nicht-biologischen Version aus einer osteuropäischen Supermarktkette nicht zufriedengeben würde. Oder bin ich eine Närrin? Sollte mein düsterster Verdacht zutreffen, dass man der wahren Liebe nämlich nur einmal im Leben begegnet, dann sollte ich mich mit etwas anderem begnügen, solange noch Zeit dazu ist – mit einer leicht unaufrichtigen Liebe, die einem ohne dieses hohe Risiko die Annehmlichkeit einer Partnerschaft und die Chance auf Kinder sichert.
    Das schrille Klingeln meines Telefons reißt mich aus meiner Nabelschau. Ich werfe einen argwöhnischen Blick darauf und frage mich, welcher unbekannte Anrufer sich noch nach Mitternacht bei mir meldet. Nach Mitternacht? Vor mir liegen gerade mal fünf Stunden, bevor ich aufstehen und mich fertig machen muss.
    »Hallo?«, melde ich mich zögernd.
    »Amber?«, sagt eine unbekannte männliche Stimme.
    »Ja.«
    »Ich habe nicht lang Zeit. Wollen Sie den Job oder nicht?«
    Jetzt weiß ich, wer es ist: der unverschämteste, brüskeste Mann von England.
    »Natürlich will ich den Job. Wenn nicht, wäre ich nicht zum Vorstellungsgespräch erschienen.« Das war jetzt auch unverschämt. »Verzeihung, ja, ich hätte den Job gern. Danke, dass Sie ihn mir anbieten.«
    »Sie haben Glück, der Rest erwies sich als ein Haufen verdammter Trottel. Ich brauche Sie sofort, wir ersticken in Arbeit.«
    »Ich werde erst noch kündigen müssen«, sage ich und zeige einer entzückten Milly den erhobenen Daumen. »Wenn ich wirklich bettele, werde ich wohl in zwei Wochen anfangen können.«
    »Eine Woche, oder ich suche jemand anderen.«
    »Zehn Tage.«
    »Eine Woche. Und Sie sind für Fisch zuständig, also sollten Sie Ihren Freund schon mal wegen des Geruchs warnen.«
    »Äh, ich hab im Moment gar keinen.« Warum habe ich das gesagt? Es ist a) völlig irrelevant, und b) geht es ihn nichts an.
    »Ist mir nur recht, Sie können den Job heiraten. Kümmern Sie sich um alles, ich sehe Sie dann am zwölften.«
    Und darauf legt er blitzschnell auf und lässt mich mit dem Freizeichen zurück.
    Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich für den tollsten Oberstufenschüler im Viertel gut genug bin …

Kapitel 2
    Es ist meine zweite Woche im Ghusto, und der heißeste Oberstufenschüler im Viertel hat bis jetzt sieben Worte zu mir gesagt: »Fischmädchen, beeilen Sie sich mit dem Schellfisch«, um genau zu sein. Er hätte noch ein »He« davorsetzen können, um mir acht zu gönnen, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich als Chef de Partie offiziell nur ein kleiner Fisch bin. Seine rechte Hand ist der Souschef Mike, ein sadistischer Liverpooler voller Abgründe. In diesem Augenblick – wir befinden uns mitten im Samstagabendservice, der geschäftigsten Schicht der ganzen Woche – schreitet er, nach Blut lechzend, die diversen Kochstellen ab. Seniorchef de Partie ist Maya, eine verängstigte Australierin, die mit eiserner Faust über Fleisch und Saucen gebietet. Es gibt auch die Nachtischabteilung, die von einem verbitterten französischen Säufer, Jean-Paul, beaufsichtigt wird, und den Bereich für Gemüse, die allerunterste Stufe. Hier residiert Tomasz, ein polnischer Assistenzkoch, der seitdem ich hier angefangen habe, immer nur nett zu mir war. Er und Michelle, meine Assistenzköchin für Fisch, sorgen dafür, dass ich nicht den Verstand verliere. Doch mein Hauptinteresse gilt einer ganz anderen Geschichte. Oscars Augen schweifen durch den Raum und registrieren intuitiv, wie jedes Rädchen im Getriebe funktioniert. Er ist ein Energiebündel, eine Naturgewalt, und eine Sekunde lang schaffe ich es nicht, meinen Blick von ihm zu lösen.
    Er hält ein Stück Rindfleisch in der Hand, klatscht es auf die Arbeitstheke und demonstriert sehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher