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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht
Autoren: Peter Schulz
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länderübergreifenden Bedrohung durch international agierende Verbrecher- und Terroristengruppen Rechnung trägt. So habe ich selbst im Zuge meiner dienstlichen Tätigkeit Kontakt zu Beamten von Partnereinheiten aus nahezu jedem Land Europas gehabt, darüber hinaus konnte ich Erfahrungen in den USA und Russland sammeln.

MEIN WEG INS SEK
»Der Staatsdienst muss zum Nutzen derer geführt werden, die ihm anvertraut sind, nicht zum Nutzen derer, denen er anvertraut ist.«
Marcus Tullius Cicero
                                                                       Ich wurde 1961 in einer Stadt am Niederrhein geboren und entstamme einem gutbürgerlichen Haushalt. In jener Stadt wuchs ich auch auf und verbrachte dort meine Schulzeit. Mit etwa zwölf Jahren begann ich leistungsmäßig zu schwimmen und wurde durch sehr viel Training (ich habe mich selbst nie als besonders talentiert angesehen) über die Jahre immer besser. Ich nahm an Meisterschaften (Bezirks-, Westdeutsche, Deutsche Meisterschaften) teil und gewann sogar den einen oder anderen Titel. Diese Eigenschaft, nämlich sich Erfolge durch harte Arbeit und körperliche Anstrengung zu erarbeiten, hat sicherlich nicht unwesentlich dazu beigetragen, die spätere SEK-Ausbildung erfolgreich zu absolvieren.
    Meine Schulzeit verlief quasi nebenher. Ich besuchte das Gymnasium, und die wichtigste Erkenntnis, die ich dort gewann, war die, dass ich lernte, nur genau das zu tun, was ich für ein Weiterkommen auch wirklich brauchte. Ökonomie der Kräfte sozusagen, denn das anstrengende tägliche Training ließ auch gar nichts anderes zu.
    Im Oktober 1977 wurde ich das erste Mal auf die Spezialeinheiten aufmerksam, als die GSG 9 die entführte Lufthansa-Maschine »Landshut« in Mogadischu stürmte und die Passagiere aus der Hand palästinensischer Terroristen befreien konnte. Das war eine Art Erweckungserlebnis für mich, denn fortan wollte ich nur noch eines: später selber einmal einer derartigen Einheit angehören.
    Folgerichtig bewarb ich mich nach meinem Abitur als Kommissaranwärter beim damaligen Bundesgrenzschutz (BGS). Ich wurde angenommen und absolvierte eine dreijährige Ausbildung an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Köln. Dieser Ausbildungsgang war erst kurz vor dem Beginn meiner Ausbildung neu installiert worden. Der BGS, als Sonderpolizei des Bundes, war vor dieser Ausbildungs- und Strukturreform eher eine paramilitärisch organisierte, kasernierte Polizeiorganisation, bei der bis zum Jahr 1979 auch militärische Dienstgrade verwendet wurden und deren Hauptaufgabe die Überwachung der innerdeutschen Grenze zur DDR war. Meine eigentliche Ausbildung fand allerdings in Lübeck statt, wo die ehemalige Offiziersschule einfach als »Fachbereich Polizei« der Fachhochschule angegliedert worden war. Was ich da lernte – also etwa das Führen von geschlossenen Einheiten in Zug-, Hundertschafts- und sogar Abteilungsstärke –, entsprach im taktischen Bereich weitestgehend einer militärischen Offiziersausbildung. Ergänzt wurde dies durch ein allerdings sehr intensives Studium des Straf- und öffentlichen Rechts.
    Rückblickend kann ich sagen, dass ich dort eine äußerst fundierte und wertvolle Ausbildung erhalten habe, die mich später befähigte, auch komplexe Sachverhalte und Einsatzlagen schnell zu erfassen, wichtige Informationen von unwichtigen zu trennen und, wenn es die Lage erforderte, schnell zu Entschlüssen zu kommen und diese auch mit Hilfe kurzer Anordnungen umzusetzen.
    Nach meiner Ernennung zum Polizeikommissar im BGS wurde ich erst Zugführer in einer Einsatzabteilung, dann Leiter einer Dienstgruppe an einem großen deutschen Flughafen. Jedoch ließ mich während der gesamten Zeit der Gedanke nie los, einer Spezialeinheit beitreten zu wollen.
    Warum?
    Ein Grund war ganz schlicht meine Sportbegeisterung. Ich ging einfach davon aus – richtigerweise, wie sich herausstellte –, dass die Zugehörigkeit zu einer Spezialeinheit mit regelmäßigem Training und körperlichem Einsatz einhergeht. Dann inspirierte mich die eher diffuse Vorstellung, bei spektakulären Einsätzen aktiv mitzuwirken und überhaupt im weitesten Sinne einer »Elite« anzugehören. Entscheidender indes war die Aussicht, als SEK-Mann Menschen in höchster Not helfen zu können. Schon seit meiner Kindheit hege ich eine fast körperliche Abneigung gegen Leute, die andere wehrlose oder ihnen
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