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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht
Autoren: Peter Schulz
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Sturmgewehr,
die Handhabung spezieller Sonderwaffen (z.B. Schrotflinte, verschiedene Gewehre etc.),
Vorgehens- und Verhaltensweisen beim Häuserkampf, Stürmen von Bussen, Bahnen, Flugzeugen etc.,
Festnahme von Personen im »zivilen Einsatz«,
Anhalten von Fahrzeugen und Festnahmeaktionen im laufenden Verkehr,
spezielle Nahkampf- und Festnahmetechniken,
souveräne Beherrschung hochmotorisierter Pkw.
    Im Grunde dient diese Einführungsfortbildung zwei Zielen, nämlich die Beamten mit dem nötigen Grundwissen für ihre zukünftige Tätigkeit auszustatten und gleichzeitig die Bewerber auszusortieren, die den hohen Anforderungen am Ende nicht gerecht werden. Die Ausfallquote ist daher bei diesen Lehrgängen entsprechend hoch, zumal auch dabei erlittene Verletzungen zum einen oder anderen Ausfall führen.
    Nach Abschluss der Einführungsausbildung erfolgt die Versetzung in ein Stammkommando, in dem es mit der Fortbildung weitergeht und wo die Beamten sich spezialisieren können, etwa zum Präzisionsschützen, zum Rettungssanitäter oder zum Kletter-/Abseilinstructor. Tatsächlich verbringt ein SEK-Beamter während seiner Dienstzeit mindestens genauso viel Zeit mit der Aus- und Fortbildung, wie er de facto für Einsätze zur Verfügung steht.
    Letztlich ist aber auch eine erfolgreich abgeschlossene Einführungsfortbildung noch keine Garantie dafür, dass ein Bewerber dauerhaft in einem SEK Verwendung findet. Nach Versetzung zu seinem Stammkommando beginnt für ihn eine halbjährige Probezeit, in der er den anderen Mitgliedern des Kommandos beweisen muss, dass er in jeder Hinsicht eine Verstärkung darstellt, menschlich wie fachlich. Wenn sich »der Neue« erkennbar in die Einheit zu integrieren versucht, wenn er also auch unangenehme Dienstverrichtungen freiwillig übernimmt, dann ist er im Team willkommen. Sehr schwer hat er es in der Regel dann, wenn er den Kollegen gegenüber, die schon etliche gefährliche Einsätze gemeistert haben, den dicken Adam markiert. Dies führt dann schon einmal sehr schnell zu einem vorzeitigen Ende der Probezeit, auch wenn so ein Bewerber die formellen und messbaren Leistungsvoraussetzungen durchaus erfüllt. Die Probezeit dient also letztlich dazu festzustellen, ob der Bewerber in das Team passt, aber umgekehrt natürlich auch, ob das Team und der Job tatsächlich das darstellen, was der Bewerber sich vorgestellt hat.
    Das Wort »Team« steht in der Vokabelliste eines SEK-Beamten in der Tat sehr weit oben, denn Einzelgänger kann es in dieser Welt nicht geben. Das Handeln jedes Einzelnen, gut oder schlecht, hat immer direkte Auswirkungen auf die gesamte Gruppe. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass jeder Beamte seinem Nebenmann jederzeit sein Leben anvertraut und sich blind auf dessen Beistand verlässt. Dies beinhaltet einen Grad von Vertrauen, der weit über den Bereich der normalen »Kollegialität« hinausgeht und von Außenstehenden auch nur schwer nachvollzogen werden kann. Und das wiederum führt dazu, dass in den SEKs ein Zusammenhalt existiert, der sonst in dieser Form nicht vorkommt und häufig gerade von höheren Vorgesetzten mit Misstrauen betrachtet und als Kameraderie missgedeutet wird.
    Tatsächlich ist jedoch das Gegenteil der Fall, denn die Aufarbeitung von Fehlern, die im Einsatz oder auch in der Ausbildung vorkommen, erfolgt in aller Regel ebenfalls innerhalb der Gruppe und dabei völlig offen und schonungslos. Auch hier liegt der Grund auf der Hand, denn individuelle Fehler beeinträchtigen immer auch das ganze Team. Fehler sind natürlich menschlich und kommen überall vor, auch bei den Spezialeinheiten. Aber hier gehen Fehler im Einsatz mit einer exponenziell erhöhten Gefährdung für Leib und Leben von Menschen einher – sowohl der eigenen Kollegen als auch möglicher Geiseln, Unbeteiligter und letztlich auch des oder der Täter. Daher müssen etwaige Fehler im Team schonungslos aufgearbeitet werden, um die eigene Handlungskompetenz zu verbessern. Deutet die Fehleranalyse darauf hin, dass ein und derselbe Kollege wiederholt Fehler begeht, so wird er – Zusammenhalt hin oder her – sehr schnell aus dem Team ausgeschlossen. Falsch verstandene Kameraderie ist in einem SEK fehl am Platze. Niemand wird einfach so mit durchgezogen, wenn seine Leistungen oder sein Verhalten dagegensprechen.
    Ich sollte noch erwähnen, dass bei der Aus- und Fortbildung der Beamten häufig über die Landes- oder gar Staatsgrenzen hinweg kooperiert wird, was der
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