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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
Autoren: Sophie McKenzie
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Loxley?«
    Art springt sofort auf. Die Schwester lächelt ihn an. Bei Art ist das kaum zu vermeiden. Schon bevor er bei Die Verhandlung im Fernsehen zu sehen war, lächelten die Menschen ihn an. Sein jugendlicher Charme, seine Energie. Der Erfolg von Loxley Benson beruht bestimmt zur Hälfte darauf, wie er die Leute ansieht, mit funkelnden Augen, sodass jeder sich selbst plötzlich für etwas Besonderes hält – als sei nichts bedeutsamer als das, was man gerade sagen will.
    Die zweite Hälfte ist natürlich eine andere Geschichte. Art ist klug. Gewitzt. Und völlig besessen. Mum hat das gleich durchschaut, als sie ihn kennengelernt hat. Noch bevor er zu Wohlstand kam und als seine Online-Investmentfirma – für ethisch vertretbare Investitionen – gerade erst im Entstehen war, ohne Geld und Sicherheit. »Dieser Junge«, sagte sie, »der wird die Welt aus den Angeln heben.« Dann hat sie ihr typisches gequältes Lächeln aufgesetzt: »Pass bloß auf, dass du keinen Schaden nimmst, wenn du da versuchst, Schritt zu halten.«
    Mr. Tamansinis Schreibtisch ist wie ein Schiff – überall dickes, braunes Prägeleder, an den Kanten Reihen massiver Ziernägel aus Messing. Der kleine Mann – olivfarbene Haut, spitzes Gesicht und zarte Hände – wirkt dahinter immer ein wenig verloren. Er presst die Fingerspitzen aufeinander, wenn er spricht. Art und ich sitzen auf der anderen Seite des Schreibtischs. Er starrt uns an.
    »Ich schlage vor, dass Sie es diesmal mit ICSI versuchen«, meint er bedächtig. »Dabei injizieren wir das Sperma direkt in die Eizelle.«
    »Siehst du?« Art stupst mich am Arm, als säßen wir im Klassenzimmer in der letzten Reihe. »Hab ich’s dir nicht gesagt? Da gibt’s jetzt was Neues.«
    Ich kann den Blick nicht von Mr. Tamansinis Fingern wenden. Seltsame Vorstellung, dass sie schon in mir drin gewesen sind. Aber was ist am Konzept Frauenarzt eigentlich nicht seltsam? Dabei ist mir Mr. Tam durchaus sympathisch. Sein Schweigen. Wie er selbst bei Arts energischsten Ausbrüchen ruhig bleibt. Bei vier meiner sechs fehlgeschlagenen IVF -Versuche stand er mir als verantwortlicher Arzt zur Seite. Da kann man schon sagen, dass wir eine Menge zusammen durchgemacht haben.
    »Aber die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion gibt es doch schon länger«, sage ich und sehe Mr. Tam an. »Warum jetzt?«
    Mr. Tam räuspert sich. » ICSI ist die Methode der Wahl bei Sperma minderer Qualität, aber sie ist ebenso nützlich bei Paaren mit geringer Befruchtungsquote oder einer geringen Zahl an Eizellen, was beides auf Sie zutrifft.«
    »Das kostet doch bestimmt mehr als eine gewöhnliche künstliche Befruchtung, oder?«, frage ich.
    Art versteinert sofort, als ich Geld erwähne. Eine minimale Bewegung nur, aber sie ist mir vertraut. Als ob ein Tier die Ohren aufstellt und auf verräterische Geräusche lauscht. Ich starre Mr. Tams Schreibtisch an. Die Reihen der Beschlagnägel an den Kanten schimmern im Licht. Ob die jemand poliert, geht mir durch den Sinn.
    »Es kostet tatsächlich mehr«, räumt Mr. Tamansini ein, »aber dafür liegt die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Schwangerschaft deutlich höher.«
    »Und auf was muss man sich bei einer ICSI einstellen?«, fragt Art. Er klingt dabei ganz gleichgültig, aber ich kann die Schärfe in seiner Stimme hören. So leicht lässt er sich – und mich – nicht für dumm verkaufen.
    Mr. Tam lächelt. »Für Sie beide wird es sich kaum anders als eine gewöhnliche IVF anfühlen.« Dann erklärt er die Prozedur. Ich klinke mich für einen Moment aus. Über ICSI weiß ich Bescheid; schon vor Jahren habe ich über allen möglichen Methoden gebrütet.
    »…und funktioniert ganz wie ein frisch entmülltes Betriebssystem«, endet Mr. Tamansini, »mit dem man einen neuen Computer in Gang bringen kann.«
    Art lacht. Er mag Mr. Tams Vergleiche.
    »Nun, wie denken Sie darüber?«, fragt Mr. Tam.
    »Unbedingt.« Art blickt mich an. »Probieren wir’s.«
    Eine Sekunde lang bin ich wütend, dass Art einfach für mich mitentscheidet. Dann fällt mir ein, dass ich eingewilligt habe, hierherzukommen; dass er glaubt, ich sei dazu bereit, und dass ich ihm seit Ewigkeiten nicht deutlich gesagt habe, wie es wirklich um mich steht.
    »Ich weiß nicht«, winde ich mich. »Weißt du …ich bin mir wegen der künstlichen Befruchtung gar nicht mehr so sicher. Machen wir uns doch nichts vor – in ein paar Monaten bin ich vierzig, und das …«
    »… ist nicht zu alt.« Art wendet
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