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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
Autoren: Sophie McKenzie
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orange gestreiften Teppich fallen und schlägt die Decke zurück. Er legt sich ins Bett und grinst zu mir herauf. Ich lege mich zu ihm und lasse mich von ihm berühren.
    Ehrlich gesagt bedeutet mir die Vorstellung, von Art begehrt zu werden, mehr als der Sex selbst. Noch immer geht mir die Unterhaltung über IVF im Kopf herum, und ich kann mich nur schwer fallen lassen. Ich bewege mich mit, um auch in Stimmung zu kommen, aber es passiert einfach nicht. Art macht es mit dem Sex wie mit allem anderen auch – er holt sich, was er braucht, wann er will. Ich will damit nicht sagen, dass er untreu ist, das nicht. Oder dass er schlecht ist im Bett. Aber als ich ihn kennenlernte, fehlte es ihm an Fantasie. Alles, was er tut, habe ich ihm beigebracht, und er macht es bis heute genau so, wie ich es ihm vor vierzehn Jahren gezeigt habe.
    »Gen?« Er hat neben mir den Kopf auf den Ellenbogen gestützt und zieht die Stirn in Falten. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass er mit dem Streicheln aufgehört hat.
    Ich lächle, nehme seine Hand und führe sie wieder zwischen meine Beine. Ich zwinge mich, etwas zu spüren. Es gelingt, ein wenig zumindest. Aber es genügt. Art ist jedenfalls überzeugt, dass ich mich endlich fallen lasse und gleitet in mich hinein.
    Ich lasse meine Gedanken schweifen. Sie wandern zum Recycling-Stapel unten in der Küche. Das viele Papier. Mein Problem damit ist, dass es mich an die vielen geschriebenen Wörter dort draußen erinnert – all die Zeitschriften und Bücher, die um den Platz in den Regalen der Läden konkurrieren. Und da ist das Internet noch gar nicht eingerechnet. Früher habe ich selbst dazu beigetragen: Bis zur Schwangerschaft mit Beth habe ich drei Bücher geschrieben. Manchmal finde ich die Menge an publiziertem Material in der Welt erdrückend – es quetscht die Luft aus meinen eigenen Worten, bevor sie recht ins Leben kommen können.
    Art stöhnt, und ich rege mich wieder, um mein Verlangen zu demonstrieren.
    Das Papier ist aber nur das eine. Art ist ethisch hundertfünfzigprozentig, und deshalb geben wir uns super-ökologisch – alles wird getrennt in Schachteln gesammelt: Aluminium, Pappe, Glas, Bioabfall, Plastik …
    Manchmal würde ich alles am liebsten einfach in einen schwarzen Sack stopfen wie zu Hause, als ich klein war. In Gedanken bin ich nun in meiner Kindheit. Ich schleppe einen Müllsack durch den Garten hinterm Haus, die Füße im feuchten Gras. Ich trage ihn zu Dad, der zwischen seinen Touren ausnahmsweise einmal zu Hause ist. Das Gras duftet frisch und würzig. Dad hat es eben gemäht, und nun häuft er den Rasenschnitt auf den Kompost. Ich möchte ihm helfen. Deshalb bringe ich den Müll aus der Küche nach draußen. Er lacht und erklärt, dass das meiste gar nicht verrotten würde, wir machen stattdessen ein Feuer. Ich habe immer noch den Geruch in der Nase, spüre noch immer, wie mir das Gesicht brennt, während mir von hinten kalter Wind durch die Kleider fährt.
    Art küsst meinen Hals und stößt immer härter. Ich möchte nur noch, dass er kommt … dass er endlich fertig wird. Wenn wir fertig sind, wird er einschlafen. Dann stehe ich auf und mache mir einen Tee.
    Art atmet jetzt schwer und bewegt sich heftig. Er ist kurz davor, hält aber noch zurück und wartet auf mich. Ich lächle ihn an in der Gewissheit, dass er versteht, was ich meine. Noch eine Minute, dann kommt er unter heftigem Stöhnen und sinkt dann auf mich nieder. Ich halte ihn fest, spüre, wie er aus mir gleitet und die Nässe ins Laken rinnt. Ich genieße es, wenn er den Kopf an meine Schulter lehnt, wenn er so verletzlich ist.
    Ich warte …
    Art schmiegt sich an mich, seufzt noch einmal befriedigt und rollt sich zur Seite. Nur sein Arm liegt quer über meiner Brust. Bald geht sein Atem tiefer, und ich schlüpfe unter seinem Arm durch. Es ist eine Gewissheit, der ich mich nicht stellen will: Unser Liebesleben ist Routine geworden. Wahrscheinlich kein Wunder, nach so vielen Jahren. Immerhin ist es deutlich besser als während der Jahre, als ich wie besessen versuchte, schwanger zu werden. Auch Art stand damals unter Druck, musste es immer zum passenden Zeitpunkt tun, es war furchtbar, wie der Wunsch nach einer Empfängnis alle Spontaneität und allen Spaß raubte. Schon seit Jahren achte ich nicht mehr bewusst auf meinen Eisprung, aber die ganze Geschichte hat natürlich ihre Spuren hinterlassen. Vielleicht ist es aber auch nur der ganz normale, eheliche Sex: berechenbar, angenehm, sicher.
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