Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein mit Leib und Seele - Band 09

Sein mit Leib und Seele - Band 09

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 09
Autoren: Olivia Dean
Vom Netzwerk:
nur ein bisschen. Er weiß, dass ich meine eigene Ermittlung unternehme, also brauche ich ihn mit den Details nicht zu belästigen.
    „Ich weiß nicht, wo er ist …“
    „In diesem Fall …“
    „… aber ich kann ihn finden.“
    „Gut. Ich warte.“
    Sie telefoniert hier und da, während ich mir die neuen Kunstwerke ansehe.
    „Er ist im Crillon, in der Hochzeitssuite.“
    „Hat er geheiratet?“
    „Glaube ich nicht. Das Leben von François ist ein undurchschaubares Mysterium.“
    „Sehr gut. Danke.“
    Beinah ohne Scheu frage ich an der Rezeption nach François du Tertre. Ich gewöhne mich langsam an die teuren Hotels. Ich glaube, ich habe einen wesentlichen Punkt begriffen. Es ist beinahe egal, was du anhast. Wichtig ist Selbstsicherheit. Und die braucht man, wenn man in Jeans nach jemandem aus der Hochzeitssuite im Crillon fragt …
    „Sie sind?“
    „Emma Maugham.“
    „Einen Augenblick, bitte … Er erwartet Sie. Philippe wird Sie begleiten.“
    Ich folge besagtem Philippe in den Fahrstuhl, der eine Ewigeit braucht, um zu unserer Etage zu gelangen. Die Tür öffnet sich zu einem großen lichtdurchfluteten Salon mit einem Teppich, auf den ich nur zögerlich meine Schritte setze – damit er mich nicht verschluckt.
    „Bezaubernde Emma. Mit großem Interesse verfolge ich Ihre Abenteuer. Das letzte Mal, als ich Sie gesehen habe, spielten Sie noch das Aschenputtel. Heute zeugt Ihre Chanel-Jacke von einem rasanten sozialen Aufstieg. Ich gratuliere.“
    „Guten Tag, François.“
    Er trägt nur einen Morgenrock und sitzt in der Mitte eines vanillefarbenen Sofas. Mit einer theatralischen Geste drückt er eine Zigarette in einer kristallenen Salatschüssel aus. Ich lächle.
    „Ich wollte mit Ihnen über Alice sprechen.“
    „Ich dachte, gehört zu haben, sie sei von uns gegangen.“
    „Das stimmt. Aber darum geht es nicht. Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, warnten Sie mich vor ihr …“
    „Vielleicht. Ja, schon möglich. Sie sahen hinreißend aus in Ihrer durchnässten einfachen Kleidung.“
    „Ach, hören Sie mit diesem Geschwätz auf und antworten Sie mir!“
    „Ich liebe es, Sie wütend zu sehen, das ist erfrischend … Was wollen Sie wissen?“
    „Warum diese Warnung? Warum sollte ich mich vor ihr in Acht nehmen?“
    „Wie aufregend! Ich komme mir vor wie der Hauptzeuge bei den
Drei Fragezeichen
. Ich antworte Ihnen, aber machen Sie nicht mehr so ein mürrisches Gesicht!“
    „Ich warte.“
    „Sie wissen ohne Zweifel, dass die schöne Alice nicht ganz dicht im Kopf war. Das war ganz zweifellos der Grund, warum wir uns eine Zeit nahestanden. Aber sie war damals noch harmlos. Und dann kam dieser bedauernswerte Vorfall.“
    „Wie Sie es nennen.“
    „Sie waren nicht dabei! Es hatte noch nichts Herrschsüchtiges. Wir waren süchtig nach neuen Erfahrungen und sind eben nur ein bisschen zu weit gegangen …“
    Diese letzten Worte hatte er mit einer aufrichtigen Offenheit gesprochen, die ich nicht an ihm kannte. An einem anderen Ort hätte er ein wirklich netter Typ sein können. Dann sagt er:
    „Aber als sie wieder aufgewacht war, war sie vollkommen verändert. Sie war so kalt, berechnend. Sie wollte sich unbedingt an Delmonte rächen, es war unverständlich. Sich rächen, warum? Wofür? Sie kam zu mir, wollte, dass ich ihr helfe. Sie hat mir Angst gemacht, will ich sagen. Ich erinnere mich, dass sie immerzu sagte: ,Er oder ich, in jedem Fall.‘“
    „Was haben Sie gemacht?“
    „Großer Gott, das, was ich am besten kann! Ich habe getrunken und zugesehen, dass ich vergesse!“
    Jetzt ist er wieder ganz der Angeber. Heute bekomme ich nichts mehr aus ihm heraus. Zumal er im Zimmer erwartet wird. Mehrere Frauen- und Männerstimmen rufen nach ihm, ich haue ab. Ich kehre „nach Hause“ zurück, um über alles nachzudenken.
    Was hat Alice so verändert? Kam es nur von ihrer Katatonie?
    Ich sollte mal zu dieser Klinik fahren, denn ich habe das Gefühl, dass das Schlusswort der Geschichte dort zu finden ist. Morgen. Jetzt habe ich etwas Wichtiges vor. Eine Sache, die mir notwendig erscheint, wenn ich vorankommen will.
    „27. Oktober 1989.
    Du wirst Emma heißen. Emma, das ist hübsch, das ist sanft, beruhigend. Das war es, was ich gespürt habe, als ich dich zum ersten Mal im Arm hielt. Als du mich vorhin angeblickt hast, hast du nicht mehr geweint. Du hast mich so ernst angesehen. Wir werden sehr glücklich sein. Versprochen. Ich werde dir immer sagen, dass deine Mutter die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher