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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G
Autoren: Håkan Nesser
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ihr braucht nur dem Weg zu folgen… das Auto steht zweihundert Meter weiter im Wald. Ein blaues, wie ihr gesagt habt.«
    Münster ergriff wieder ihre Hand und bedankte sich. Frau Laine machte eine Kehrtwendung, ging zurück in die Kaminwärme und schloss die Tür hinter sich.
    Stiller und Moerk hatten bereits einen Vorsprung von zwanzig Metern.
    Es waren auch Stiller und Beate Moerk, die zuerst am Auto waren. Dort blieben sie einen Moment stehen und warteten auf die anderen.
    »Ist er das?«, wollte Stiller wissen.
    »Ich denke schon«, sagte Moerk. »Ein blauer Opel mit dem Kennzeichen…«
    »Das ist er«, bestätigte Münster über ihre Schulter hinweg. »Verflucht noch mal!«
    Rooth öffnete die Tür an der Fahrerseite und schaute hinein.
    »Die Schlüssel stecken«, stellte er fest. »Was immer das bedeuten mag.«
    »Öffne mal die Motorhaube«, bat Bausen. »Wäre vielleicht nicht schlecht zu wissen, ob der Motor noch warm ist.«
    Rooth stopfte sich die Schlüssel in die Tasche, fand den Hebel unter dem Armaturenbrett und zog ihn. Bausen bekam die Haube auf und schob die Hand hinein. Münster tat es ihm nach.
    »Jedenfalls nicht ganz kalt«, sagte Bausen. »Kann zumindest nicht die ganze Nacht hier gestanden haben. Oder was meinst du?«
    »Höchstens ein paar Stunden«, schätzte Münster. »Aber welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind, das kann ich nicht sagen.«
    Rooth schlug die Tür wieder zu.
    »Scheiß auf Schlussfolgerungen«, erklärte er. »Lasst uns lieber besprechen, wie wir vorgehen wollen.«
    Münster betrachtete die kleine Schar. Sah bei jedem die gleiche angespannte Unruhe, die gleiche unterdrückte Hilflosigkeit, die ihn selbst beherrschte.
    Das hier werde ich niemals vergessen, dachte er plötzlich. Diesen verdammten Morgen in diesem verdammten Wald, davon werde ich den Rest meines Lebens Albträume haben. Wenn das ein Film wäre, dann würde ich jetzt aufstehen und den Saal verlassen, ich will gar nicht dabei sein…
    DeKlerk räusperte sich und unterbrach Münsters Gedanken.
    »Wir müssen natürlich suchen«, sagte er und machte eine Geste mit dem Arm. »Wenn wir uns diese Seite des Wegs zuerst vornehmen… auf fünfzehn Meter Lücke… ja, und dann gehen wir zehn, fünfzehn Minuten direkt geradeaus. Und dann das Gleiche in die andere Richtung, wenn wir…. nichts gefunden haben.«
    Er ließ seinen Blick wandern und suchte Zustimmung. Bekam sie schließlich von Bausen in Form eines kurzen Nickens und eines Fluchs.
    »All right«, sagte Rooth. » Warum nicht? Wie steht es mit der Bewaffnung? Es könnte ja sein…«
    Der Rest des Satzes blieb in der kühlen Morgenluft hängen, während jeder seine Dienstwaffe hervorholte.
    »Ich habe keine«, stellte Bausen fest. »Aber das ist mir auch vollkommen schnurzepiepegal.«
    »Mach, was du willst«, erklärte deKlerk neutral.
    »Wollen wir endlich los, oder wollt ihr hier noch weiter Konversation machen?«, bemerkte Beate Moerk.
    Mit einiger Mühe formierte man sich entlang des schmalen Pfads. Deckte so ungefähr einen Abschnitt von hundert Metern ab, und auf deKlerks und Münsters gemeinsames Signal von den Außenkanten hin setzte man sich langsam zwischen den Bäumen in Bewegung.
    »Achtet darauf, mit euren Nachbarn Augenkontakt zu halten«, ermahnte der Polizeichef. »Und gebt sofort Meldung, wenn ihr auf etwas stoßt.«
    Münster schaute auf die Uhr und wich einem umgestürzten Baumstamm aus.
    Viertel nach acht. Er fühlte, wie ihm ein Tropfen kalter Schweiß die Schläfe hinunterlief.
    Es dauerte keine fünf Minuten, bis Bausen die Stelle fand.
    Nach einer etwas buschigen Partie mit Espen- und Birkengestrüpp gelangte er auf eine Lichtung mit Gräsern und Kräutern, und der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn abrupt stehen bleiben.
    Vor ihm, nur wenige Meter entfernt, war ein Grab frisch ausgehoben worden. Daran konnte kein Zweifel bestehen. Die Grube war ungefähr zwei Meter lang und einen halben Meter breit und klaffte wie eine offene Wunde in der Erde. Nicht sehr tief, die ausgehobene Erde lag in einem ordentlichen Wall entlang der einen Längsseite, und der Spaten war ein Stück weiter ins Gras geworfen worden – aber es waren nicht diese Beobachtungen, die Bausen dazu brachten, sich abzuwenden und das einfache Frühstück, das er genossen hatte, zu erbrechen.
    Nur eineinhalb Meter von dem Platz, an dem er stand, lag ein Kopf.
    Ein Frauenkopf mit dunklem Haar und weit offenem Mund – und ebenso weit aufgerissenen Augen, die ihn
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