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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G
Autoren: Håkan Nesser
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wäre das Beste…«
    »Natürlich. Hast du noch weitere Informationen von ihm bekommen? Wie klang er?«
    »Etwas betrunken, wie mir schien.«
    »Aha. Und was meinst du, wie sehr?«
    »Ich weiß nicht. Das ist schwer zu sagen, aber ich denke schon… ziemlich.«
    Sachs seufzte.
    »Dann kann es auch ein schlechter Witz sein? Jemand, der Scherze mit uns treibt? Ich meine, so im Prinzip.«
    »Im Prinzip ja. Aber ich würde das nicht so sehen. Wir müssen wohl auf jeden Fall…«
    »Natürlich. Aber natürlich. Wie war noch die Adresse?«
    »Kammerweg 4. Der Name ist Hennan, wie gesagt.«
    Sachs gelang es, einen Stift zu finden und sich die Angaben aufzuschreiben.
    »Dann sehen wir uns dort in zehn Minuten«, sagte er. »Warte auf mich, bevor du reingehst. Und ruf den Arzt an, alles andere hat Zeit, bis wir selbst nachgesehen haben. Verstanden?«
    »Verstanden«, versicherte Wagner.
    »Ausgezeichnet. Dann man los!«, schloss Sachs und legte den Hörer auf.
    Er ging zurück ins Schlafzimmer. Als er seine Nachttischlampe einschaltete, um seine Kleidung zu finden, drehte sich Irene, seine Ehefrau, im Bett um und murmelte etwas im Schlaf. Er betrachtete sie einen Augenblick lang.
    Tatsächlich, dachte er. Irgendwie hat sie etwas von einem Delfin an sich. Zumindest im Gesicht.
    Er schnappte sich seine Kleidung, löschte das Licht und schlich sich in die Küche.
    Polizeianwärter Wagner war noch nicht angekommen, dafür aber der Gerichtsmediziner Santander. Als Sachs sich seinen Weg durch den ziemlich zugewachsenen Garten bahnte, konnte er sehen, wie dieser sich gerade mit einem kräftigen Mann in den Fünfzigern unterhielt, der neben einer Gruppe von Liegestühlen am Swimmingpoolrand stand.
    Er sah sie schon von weitem deutlich, da das gesamte Poolgelände in Licht getaucht war. Eine Anzahl Scheinwerfer, die in den Bäumen rundherum hingen, waren eingeschaltet, und als der Kommissar aus dem Dunkel heraustrat, zuckte der Arzt zusammen und sah fast erschrocken aus. Sachs hatte einen Augenblick das Gefühl, als wäre er geradewegs in eine Filmaufnahme geraten, und es war nicht so einfach, diesen Eindruck wieder abzuschütteln, obwohl Santander ein breites Lächeln zeigte, sobald er ihn erkannte. Er stellte ihm den breitschultrigen Mann vor.
    »Willkommen«, sagte dieser und streckte die Hand aus. »Mein Name ist Hennan. Jaan G. Hennan. Das da unten, das ist meine Frau.«
    Er deutete mit der Hand, die eine dünne schwarze Zigarre zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt, in die betreffende Richtung. In der anderen hielt er ein Glas. Sachs trat an den Rand und schaute hinab.
    Auf dem Boden des leeren und überraschend tiefen Bassins, ein paar Meter von der Stirnseite entfernt, lag ein Frauenkörper, ausgestreckt auf dem Bauch. Die Frau trug einen roten einteiligen Badeanzug, die Arme waren in merkwürdigem Winkel ausgestreckt, und unter ihrem Kopf war eine kleine Blutpfütze herausgesickert, die sich scharf von den weißen Kacheln abhob. Ihr Haar war ebenfalls rötlich, aber etwas heller. Dass sie tot war, daran zweifelte Sachs nicht eine Sekunde, obwohl er sich sicher in fünfzehn, zwanzig Metern Abstand befand.
    »Wie kommt man da runter?«, fragte er.
    »Es gibt da hinten eine Leiter.«
    Jetzt war es Santander, der deutete.
    »Ich habe sie mir kurz angeschaut«, erklärte er und schob seine schwere Hornbrille zurecht. »Es scheint so passiert zu sein, wie Hennan es sagt. Sie muss hinuntergefallen sein und… ja, sieht so aus, als wäre sie sofort tot gewesen.«
    Sachs ließ den Blick ein paar Mal zwischen dem Arzt und Hennan hin und her wandern. Hennan stellte sein Glas ab.
    »Wann haben Sie sie gefunden?«, fragte Sachs.
    Hennan schaute auf seine goldene Armbanduhr.
    »Vor gut einer Stunde«, erklärte er. »Ich bin nach Hause gekommen und konnte sie nirgends finden, deshalb bin ich nach draußen gegangen, und… ja…«
    Er breitete die Arme mit einer unsicheren Geste aus. Drehte sich um und betrachtete einen Moment lang den Körper unten im leeren Schwimmbecken. Sachs versuchte, Blickkontakt mit Santander aufzunehmen, aber dieser hatte seine Arzttasche hochgenommen und war dabei, einige Instrumente herauszuholen.
    »Es ist einfach zu schrecklich«, begann Hennan erneut und zog an seiner Zigarre. »Einfach zu schrecklich.«
    Sachs nickte und versuchte sich ein Bild von ihm zu machen. Er war offensichtlich betrunken, gleichzeitig hatte er sich aber unter Kontrolle und hielt eine Distanz, die unter den gegebenen Umständen schon
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