Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G
Autoren: Håkan Nesser
Vom Netzwerk:
mehr für die gleichen Geräuscheindrücke empfänglich – konnte sich aber dennoch dazu überwinden, stilvoll in den Pausen zu brummen und etwas zu murmeln. Als er das erste Mal auf die Uhr sah, war es fünf vor halb eins. Auch Hennan schien genug zu haben.
    »Feierabend«, sagte er. »Ich muss nach Hause.«
    Verlangen stimmte zu und rutschte vom Barhocker.
    »Ich wohne gleich um die Ecke«, erklärte er.
    »Ich muss ein Taxi nehmen«, berichtete Hennan.
    Der Barkeeper, ein verdammt junger Mann mit rotem lockigem Haar, richtete sich auf und informierte sie, dass es gleich um die Ecke immer Autos gab. Nur fünfzig Meter, zum Kleinmarckt hin, das war einfacher, als anzurufen und eins zu bestellen.
    Sie traten gemeinsam in den warmen Vorsommerabend hinaus. Verlangen hatte leichte Probleme mit dem Gleichgewicht, aber Hennan legte ihm einen Arm um die Schulter und schob ihn voran. Als sie an den gelb-schwarzen Autos angekommen waren, verabschiedete er sich ohne weitere Umschweife, krabbelte auf den Rücksitz, winkte und schenkte ihm noch ein breites Grinsen durch die Autoscheibe.
    Verlangen hob die Hand und sah, wie der Wagen losfuhr. Plötzlich verspürte er einen heftigen Anfall von Unlust, den er nicht so recht deuten konnte. Insgesamt hatte Hennan sich friedlich verhalten, und der Grund, warum seine Ehefrau ihn unter Beobachtung haben wollte, war noch unklarer als je zuvor.
    Aber Verlangen hatte sich mit seinem Objekt verbrüdert. Auf das Gröbste. Hatte mit ihm zusammengehockt und verdammt viel Whisky gesoffen .. neben Bier und Cognac, und nur Gott wusste, was er gesagt und was er nicht gesagt hatte.
    Auf seinem Weg zum Hotel schlug er ein paar Mal die falsche Richtung ein. Landete stattdessen auf dem Friedhof, wo er die Gelegenheit nutzte, im Schutze einer Art von Leichenschauhaus und einiger Mülltonnen zu pinkeln.
    Aber mit der Zeit gelang es ihm doch, sich in Richtung des Belvedere zu orientieren, und als er auf seinem Zimmer angekommen war, zeigte die Uhr Viertel nach eins. Verlangen selbst war sich dessen nicht bewusst, doch der Zeitpunkt konnte später mit Hilfe einiger unabhängiger Beobachter mit ziemlich großer Gewissheit festgestellt werden.

5
    Polizeianwärter Wagner gähnte und schaute auf die Uhr. Sie zeigte fünf Minuten nach halb zwei.
    Dann schaute er auf das Kreuzworträtsel. Es war noch ungelöst.
    Zumindest zum überwiegenden Teil. Er hatte acht Kästchen ausgefüllt. Zwei Worte. Und war sich nicht einmal sicher, ob sie auch richtig waren.
    Um die Zeit totzuschlagen, begann er, die leeren Kästchen zu zählen.
    Vierundneunzig Stück. Man konnte nicht behaupten, dass er sehr weit gekommen war.
    Einen Moment lang überlegte er, ob er sich nicht doch lieber in die Koje legen sollte. Man musste schließlich nicht wach bleiben, wenn man Bereitschaftsdienst hatte. Es genügte, wenn man da war und ans Telefon ging, falls etwas sein sollte. In dieser Beziehung waren die Anweisungen ebenso klar und eindeutig wie alles andere auch auf dem Revier.
    Auf dem Polizeirevier von Linzhuisen. Wagner arbeitete jetzt seit einem Jahr hier, und es gefiel ihm. Er war fünfundzwanzig Jahre alt und konnte sich gut vorstellen, für den Rest seines Lebens Polizist zu bleiben. Und erst recht in einer kleineren Dienststelle wie dieser. Hier gab es eine klare Ordnung, gute Pensionsbedingungen, und die Verbrechen waren nicht der Rede wert.
    Außerdem nette Arbeitskollegen, sowohl Gaardner, sein Chef, als auch Willumsen, mit dem er ab und zu Tennis spielte.
    Linzhuisen war kein eigener Polizeidistrikt, er hing mit Linden zusammen, wo auch der Polizeichef, Kommissar Sachs, seinen Sitz hatte. Dort in Linden gab es eine etwas größere Mannschaft, zwei Inspektoren und drei oder vier Beamte in Uniform sowie Assistenten.
    Und des Nachts teilte man sich den Dienst. Es wäre schließlich unnötig gewesen, jeweils sowohl in Linden als auch in Linzhuisen einen Anwärter oder einen Inspektor vor sich hin dösen zu lassen, schließlich lagen nur zwölf Kilometer zwischen den Ortschaften, und wenn ein Einsatz notwendig war, dann musste man ja sowieso Hilfe holen. Kollegen wecken, die zu Hause dafür eingeteilt waren, oder in Maardam anrufen.
    Was Wagner betraf, so hatte er laut Plan vier Bereitschaftsdienste im Monat, und dagegen hatte er nichts einzuwenden.
    Ganz im Gegenteil. Diese einsamen, nächtlichen Stunden hatten etwas Besonderes an sich. Er mochte das. Auf dem dunklen Revier zu sitzen und über Recht und Ordnung zu wachen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher