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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht
Autoren: Elisabeth Herrmann
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verdammt gut aussehender Typ. Groß, schlank, mit dunklen, wild zerzausten Haaren, einem läs sigen T-Shirt und genau an den richtigen Stellen zerrissenen Jeans. Er trug eine Sonnenbrille. Verspiegelt. Es musste David Rumer sein, der Sohn von Astas Nachbarn.
    Â»Ist alles in Ordnung?«
    Er hatte eine Stimme wie einer dieser Cowboys in den uralten Western, die nachts um drei im Fernsehen liefen und an die Coralie sich nur deshalb erinnerte, weil sie bei ihrer letzten Mandelentzündung um diese Uhrzeit nichts anderes zu tun gehabt hatte.
    Â»Nein …« Sie schob ihr Fahrrad einen Schritt zurück. »Bin ich die letzte Überlebende in dieser Straße?«
    Er verzog seinen Mund zu einem kleinen Lächeln. »Warum?«
    Â»Weil Sie die anderen wohl schon eliminiert haben. Wo zum Teufel haben Sie Ihren Führerschein gewonnen? Beim Blindenball vom Roten Kreuz?«
    Â»Es tut mir leid. Das war das Gegenlicht.« Seine Stimme war zwar rau, aber klar. Wenigstens war er nicht betrunken. Aber er fuhr wie ein Henker.
    Â»Sie haben mich schon einmal fast erwischt. Gestern.«
    David Rumer schob die Sonnenbrille zurück. Zum Vorschein kamen zwei braungrüne Augen, die einen faszinierenden Kontrast zu seinen dunklen Haaren bildeten. Er erinnerte Coralie an diese amerikanischen College-Boys: schmales Gesicht, von Sport und Sonne gebräunt, ein energisches, kantiges Kinn, Grübchen in den Wangen, wenn er lächelte.
    Â»Du warst das? Was machst du um diese Uhrzeit auch auf der Straße?«
    Die Wut kam wieder, glücklicherweise. Denn länger hätte Coralie diesem Blick nicht standgehalten. Er sah sie an, als ob ihn irgendetwas an ihr zum Lachen bringen würde. »Was ist?«, fauchte sie. »Bin ich so komisch, oder was?«
    Die Beifahrertür öffnete sich. Zuerst sah Coralie nur ein paar Beine in High Heels. Dann stieg ein Mädchen aus, nicht viel älter als sie, aber, so kam es ihr zumindest vor, Lichtjahre, Planetensysteme, Galaxien entfernt von ihr entfernt. Schulterlange, honigblonde Haare, volle Lippen, mascaraschwere Wimpern mit kaum verschmierter Tusche, ein herzförmiges Gesicht mit genau der richtigen Anzahl Sommersprossen auf der Stupsnase, klimpernd und klirrend wie ein Werkzeugkasten, was von einer Unmenge Armreifen herrührte und vielleicht auch von dem Schlüsselbund, den es in der Hand hielt.
    Â»Hi. Ich bin Jasmin.« Sie hielt Coralie die andere Hand hin, die diese zu verblüfft, um etwas zu sagen, ergriff. »Bist du neu hier? Ich hab dich noch nie gesehen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, umrundete sie mit wiegenden Schritten den Wagen und blieb vor ihrem Fahrer stehen.
    Â»Wir sehen uns heute Abend. Ich freu mich schon.«
    Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und stakste vorsichtig und ein wenig schwankend auf ihren hohen Absätzen hinüber auf die andere Straßenseite.
    Â»Darf ich jetzt endlich?«, fragte Coralie wütend. Der Wagen blockierte immer noch den halben Bürgersteig.
    Â»Klar. Sofort.« David setzte sich die Sonnenbrille wieder auf. Wahrscheinlich strahlten unten in der Garage ein Dutzend Bühnenscheinwerfer. »Wohnst du hier?«
    Vielleicht irrte sich Coralie und seine Frage war echtes Interesse. Aber in ihren Ohren klang sie einfach nur arrogant. Nein, ich trage Zeitungen aus für euch. Ich begegne euch in Garageneinfahrten und an Lieferantentüren. Ich bin eine von den Unsichtbaren, die ihr aus Versehen über den Haufen fahrt.
    Sie machte den Mund auf, um etwas in der Art von »Das geht dich einen Dreck an« zu sagen, da rief jemand mit hoher Stimme: »Coralie?«
    Asta stand an ihrem Gartenzaun und winkte ihr zu.
    Â»Hast du meine Zeitung?«
    Â»Ja!«
    Erleichtert, sich um die Antwort drücken zu können, schob sie ihr Fahrrad auf die Straße und an dem Sportwagen vorbei.
    Â»Coralie«, sagte er.
    Irritiert drehte sie sich noch mal um.
    Â»Schöner Name.«
    Irgendjemand sollte ihm mal sagen, dass er mit dieser verspiegelten Sonnenbrille selbst bei einem Easy-Rider- Lookalike-Wettbewerb keinen Blumentopf gewinnen wür de. Sie schenkte ihm ein kühles Lächeln.
    Â»Danke, David.«
    Â»Du weißt, wie ich heiße?« Sein Grinsen war so unverschämt wie die Art, die Brille auf dem Nasenrücken hochzuschieben.
    Â»Ja«, sagte sie. »Aber …«
    Sie beugte sich über den Lenker in seine Richtung. Neugierig kam er einen Schritt
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