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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod
Autoren: J Ross
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Knie zwischen seine Schenkel, worauf er aufbrüllte wie ein verwundeter Löwe, um sich dann, die Hände vor den Unterleib gepresst, über die Matratze zu rollen.
    Desiree sprang auf und riss die Schublade auf, in der die Pistole lag, die O’Malley ihr gegeben hatte. Die Pistole, an die sie bisher nicht gedacht hatte. Die Waffe in der Hand stürzte sie aus dem Raum.
    Sie war schon fast auf dem Korridor, als er sie einholte, sie grob am Haar packte und auf den Boden stieß. Sie ließ die Pistole fallen, doch kriechend gelang es ihr, sie wieder aufzuheben. Doch da bohrte sich schon seine Stiefelspitze zwischen ihre Rippen.
    „Schluss jetzt!“, schrie sie, den Schmerz ignorierend, und richtete die Waffe auf den Vergewaltiger. Ihre Hände zitterten wie Espenlaub. „Oder ich schieße!“
    Seine Antwort war ein Lachen, das das Blut in ihren Adern gefrieren ließ. Als er das Bein hob, um sie erneut zu treten, schloss Desiree die Augen und betätigte den Abzug. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Aber die Kugel war in der Wand hinter dem Mann eingeschlagen.
    Desirees Kopf dröhnte, ihre Brust fühlte sich an, als ob sie in Flammen stünde. Aber diesmal gelang es ihr, die Augen aufzuhalten, als sie den Abzug erneut betätigte und ein weiterer Schuss die Luft zerriss. Desiree sah, wie ein schockierter Ausdruck auf seinem Gesicht erschien, als der Mann den dunkelroten Fleck auf seinem Oberschenkel sah.
    Er brüllte ein Schimpfwort, doch wie die Monster aus sämtlichen Horrorfilmen, die sie je gesehen hatte, kam er unaufhaltsam auf sie zu.
    Sie betätigte ein drittes Mal den Abzug.
    Nichts.
    Da sie nichts mit einer klemmenden Pistole anzufangen wusste, rappelte sie sich hastig auf und rannte auf die Eingangstür zu. Als sie am Weihnachtsbaum vorbeilief, stieß sie ihn in ihrer Verzweiflung um und hoffte, den Mann damit vorübergehend aufzuhalten.
    Schwindel erfasste sie, ihre Knie gaben unter ihr nach. Kriechend gelang es ihr, den kleinen Raum zu durchqueren, und sie griff gerade nach dem antiken Bronzegriff, als die Tür aufsprang.
    „Roman!“
    Er schloss sie in die Arme und zog sie aus O’Malleys Weg, der Desirees Angreifer mit einem einzigen, gezielten Schuss unschädlich machte.
    „Es ist alles gut“, sagte Roman immer wieder, während er ihr geschwollenes Gesicht küsste. „Du wirst bald wieder gesund sein, Liebling.“
    Desiree hob eine Hand an seine Wange und lächelte. „Ich kann es nicht fassen, dass ich Weihnachten im Krankenhaus verbringen soll“, sagte sie kopfschüttelnd.
    „Du hast eine Gehirnerschütterung. Der Arzt möchte dich über Nacht zur Beobachtung dabehalten.“
    „Warum gehen wir nicht nach Hause? Dort kannst
du
mich dann beobachten.“
    Roman streichelte ihr Gesicht und kämpfte gegen den kalten Zorn an, der ihn erfasste, als er die hässlichen dunklen Prellungen in ihrem Gesicht betrachtete. Sein erster Impuls war Ärger gewesen, als er aus der Konditorei gekommen war und festgestellt hatte, dass sein Wagen gestohlen worden war. Doch dann, als er begriff, dass es kein Zufall sein konnte, erfasste ihn pures Entsetzen. Sein Wagen musste gestohlen worden sein, um ihn davon abzuhalten, zu Desiree zurückzukehren!
    Die Torte fallen lassend, war er in die Konditorei zurückgestürmt, hatte die Polizei angerufen und O’Malley benachrichtigt. Dann, mit dem Wagen des Konditoreibesitzers, war er zu Desirees Haus gerast und rannte gerade auf die Tür zu, als O’Malley eintraf, gefolgt von drei Patrouillenwagen. Und einer Spezialtruppe für Geiselnahmen, die sich glücklicherweise nicht als notwendig erwies.
    „Genau das habe ich für den Rest meines Lebens vor“, versicherte er ihr. „Angefangen mit heute Nacht. Ich werde an deinem Bett wachen. Die ganze Nacht.“
    „Ich kann mir eine Menge anderer Dinge vorstellen, die ich gern eine ganze Nacht lang mit dir täte.“
    Ihr vergnügtes Lächeln bewies, dass sie das Schlimmste überwunden hatte. „Das muss bis morgen Abend warten“, meinte Roman.
    „Wie wär’s mit morgen früh?“
    Er lachte. „Dein Wunsch sei mir Befehl.“ Er setzte sich auf die Kante des schmalen Betts und zog sie in die Arme. „Es tut mir so leid, Liebling.“
    Sie schaute überrascht auf. „Es war doch nicht deine Schuld!“
    „O’Malley weiß noch nicht, wer der Kerl war. Aber falls er wirklich mein Zwillingsbruder war …“
    „Würde das erklären, warum du wusstest, was er tat“, warf Desiree ein. „Ich habe von seltsamen Gedankenverbindungen zwischen
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