Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seidenfächer

Titel: Seidenfächer
Autoren: L See
Vom Netzwerk:
mir viele Türen, und sein Umgang mit seiner klugen, hübschen und geliebten Tochter bewies mir mehr als jeder Artikel und jede Rede, wie sich der Status von kleinen Mädchen in China geändert hat.
    Die Herren Li, Chen und Chen brachten mich mit dem Auto, mit dem Ponywagen, dem Sampan und zu Fuß an die Ziele meiner Wünsche. Wir fuhren in das Dorf Tong Shan Li, um Yang Huanyi zu treffen, die mit ihren damals 96 Jahren die älteste Frau war, die Nushu beherrschte. Sie erzählte mir, wie ihr als Mädchen die Füße gebunden worden waren und von ihren Hochzeitszeremonien und -feierlichkeiten. (Auch wenn es Ende des 19. Jahrhunderts schon Initiativen gegen das Füßebinden gegeben hatte, so hatte sich diese Praxis in ländlichen Gegenden bis weit in das 20. Jahrhundert hinein gehalten. Erst als Mao Zedongs Armeen im Jahr 1951 den Landkreis Jiangyong endlich befreiten, wurde das Füßebinden im Nushu-Gebiet aufgegeben.)
    Vor kurzem revidierte die Volksrepublik China ihre ursprüngliche Haltung und betrachtet Nushu nun als wichtiges Element des revolutionären Kampfes des chinesischen Volkes gegen die Unterdrückung. Aus diesem Grund bemüht sich die Regierung, die Schriftsprache am Leben zu halten, indem sie eine Nushu-Schule in Puwei gründete. Dort traf und interviewte ich Hu Mei Yue, die dortige Lehrerin, und ihre Familie. Sie erzählte mir von ihren Großmüttern und wie sie ihr Nushu beigebracht hatten.
    Auch heute noch ist Tongkou ein außergewöhnlicher Ort.

    Die Architektur, die Bemalungen an den Häusern und die Überreste des Ahnentempels zeugen von der hohen Lebensqualität, die die Einwohner früher einmal genossen haben. Das Dorf ist heute zwar arm und in jeder Beziehung abgelegen, doch der Tempel führt interessanterweise vier Männer aus dieser Gegend auf, die während der Regentschaft von Kaiser Daoguang kaiserliche Gelehrte des höchsten Ranges wurden. Jenseits dessen, was ich in öffentlichen Gebäuden in Erfahrung brachte, würde ich gerne den vielen Leuten von Tongkou danken, die mich einfach in ihr Haus gelassen und mir endlose Fragen beantwortet haben. Ich bin auch den Einwohnern von Qianjiadong – das man aufgrund chinesischer Forschungen aus den achtziger Jahren für das Tausend-Familien-Dorf aus den Yao-Überlieferungen hält – zu Dank verpflichtet, da sie mich wie einen Ehrengast aufgenommen haben.
    Am ersten Tag nach meiner Rückkehr schickte ich eine E-Mail an Cathy Silber, Dozentin am Williams College, die 1988 für ihre Dissertation Feldforschung über Nushu betrieben hatte, um ihr zu sagen, wie beeindruckt ich war, dass sie sechs Monate lang in einer so isolierten und unwirtlichen Gegend gelebt hatte. Seit damals haben wir oft am Telefon und per E-Mail über Nushu gesprochen, über das Leben der Frauen, die sich so verständigt hatten, und über Tongkou. Auch Hui Dawn Li hat mir sehr geholfen und mir zahllose Fragen über Zeremonien, die Sprache und das häusliche Leben beantwortet. Ich bin den beiden unendlich dankbar für ihr Wissen, ihre Offenheit und ihre Begeisterung.
    Viel verdanke ich auch den Arbeiten etlicher anderer Wissenschaftler und Journalisten, die über Nushu geschrieben haben: William Chiang, Henry Chu, Hu Xiaoshen, Lin-lee Lee, Fei-wen Liu, Liu Shouhua, Anne McLaren, Orie Endo, Norman Smith, Wei Liming und Liming Zhao. In Nushu werden sehr häufig Standardphrasen und -bilder verwendet – zum Beispiel
»Der Fasan schreit«, »ein Paar Mandarinenten« oder »die himmlischen Geister haben uns füreinander bestimmt« – und ich habe dafür wieder die Übersetzungen obiger Autoren zugrunde gelegt. Doch dies ist ein Roman, und so habe ich nicht das traditionelle penta- und heptasyllabische Reimschema benutzt, das in Nushu-Briefen, -Liedern und -Geschichten üblich ist.
    Wertvolle Informationen über China, das Volk der Yao, chinesische Frauen und das Füßebinden lieferten mir die Arbeiten von Patricia Buckley Ebrey, Benjamin A. Elman, Susan Greenhalgh, Beverley Jackson, Dorothy Ko, Ralph A. Litzinger und Susan Mann. Yue-qing Yangs eindrücklicher Dokumentarfilm Nu-shu: A Hidden Language of Women in China machte mir bewusst, dass viele Frauen im Kreis Jiangyong noch heute unter arrangierten Zweckehen zu leiden haben. All diese Werke enthalten fundierte Meinungen und Schlussfolgerungen, aber man sollte nicht vergessen, dass Der Seidenfächer ein Roman ist. Er gibt nicht vor, alles über Nushu zu erzählen oder sämtliche Feinheiten zu erklären. Vielmehr ist es eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher