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Seidendrachen

Seidendrachen

Titel: Seidendrachen
Autoren: Carol Grayson
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Freundes fest u m a r mt. Erst war er versucht, ihn aufzuwec k en, doch dann b e sc h loss e r , es nicht zu tun. Mochte der Schlaf Jarin für kurze Ze i t Erlösung a u s sein e m Sc h m erz und seiner T rauer schenken!
    Nico l as zog seine Unifor m ja cke aus – die würde er s o w i eso nic h t m e hr brauchen – und deck t e den Jungen damit zu. Zä r tl i ch strich er dabei über Jarins Brust, die immer noch von dem rußgeschwärzten H e m d bedec k t wurde. Für ei n en kurzen Augenbl i ck spürte er d a s A m u le t t unter dem Sto f f. Er woll t e es gerade pac k en, um es sich anzuschauen, da drehte Jarin sich im Schlaf auf die Seite, so a ls woll t e er es beschü t zen. Nicolas stieg wieder aus der Kutsche und bl i ckte sich u m . Er entdec k te ei n en sprudelnden Bachlauf unweit des W eges. Dort würde er sich frisch mac h en und versuchen, ein paar Forellen zu fangen. Er spür t e, wie der Hunger sich in sein e m Magen bemerkbar m a c h te. Jarin würde es ähn l ich gehen, wenn er aus seiner Erschöpfung erwac h te. Es ge l ang ihm tatsäc h lich, zwei Fische mit ein e m angesp i tzten Ast aus d e m W asser zu spießen und ein kl e ines Feuer am W e g esrand zu en t zünden, u m sie zu bra t en.
     
    Wäh r end er darauf wartete, dass ihr Essen gar wurde, verso r gte er die Pferde m i t W asser und überprüfte das Za u mzeug. V o m Geruch des gebra t enen Fisches gewec k t, kl e tte r te Jarin aus der Kutsche. V erdut z t bl i ckte er sich u m .
    „ W o sind wir? “ , frag t e er Nico l as. „ Das Let z te, woran ich mi c h erinnern kann...." Er stockte mi t ten i m Satz. Zu gewa l tig war die Erinnerung von seiner ei g e n m ä chtigen Feuerbes t attung in sein Gedäc h tnis zurückge k ehrt. Er ließ sich ins Gras fallen und sc h wieg. Nic o las set z te sich neben ihn und begann, das Essen v o m Spieß zu lösen. Er r e ichte Jarin wortlos ein Stück. Dieser wol l te e r st ablehnen, doch der Hunger war zu stark. Also aß e r , ohne zu b e m er k en, was er aß. „Ich m uss mich bei dir entsch u ldigen “ , begann Nico l as l e ise. „Erst habe ich daran gedacht, dich nach Oranien zu bringen, doch dann … “
    „ W as dann?“
    „ Ich würde dich gerne m e iner Mutter vo r st e llen “ , k a m e s wie ein erl e ich t ertes Seufzen von Nicolas L ippen. „ W e i l ich denke, dass sie dir helfen könnte.“
    „ Mir kann ni e m and h e lfen. Ich habe d a s Liebs t e, w a s ich j emals auf der W e lt ha t te, verloren.“
    „ Ich weiß. Es tut m i r a l les furcht b ar leid.“
    W ieder her r sc h te Schweigen, nur unterbrochen von dem S u m m en der Insekten und dem Gezwitscher der Vögel.
    „ I st dir eige n tlich k l a r , dass du nun auch nie wieder an den Hof zurückkehren kanns t ?“ , fragte Jarin plöt z lich, als wäre i h m erst j etzt bew u sst geworden, was Nicolas für ihn aufge g eben ha t te. Dieser nickte nu r .
    „ Und was willst du j etzt mac h e n ? “
    „ Mit dir nach China gehen, wenn es sein m uss.“
    Die V orstellung war so absurd, dass Jarin tro t z seiner T rauer l a chen musste.
    W e nigs t ens ein Anfan g , dac h te Nicolas, aber laut sagte er nur: „ K o m m , lass u n s aufbrechen. W ir haben noch eine wei t e Fahrt vor uns.“ Jarin zuckte die Schul t ern. I h m war es eg a l, wohin die Reise ging. Er hat t e nichts Besseres vo r .
    Die beiden j ungen Männer stiegen die s m a l g e m e ins a m auf den Kutschbock. Hier draußen war die Luft angene h m er als i m R e isewagen. Nicolas hob die Züg e l und ric h tete die Pferde wieder auf die unbefesti g te Straße aus, dann schna l zte er mit der Zunge und forderte die T iere zu ein e m zügi g en T rab auf. In den nächs t en T agen sprachen sie nicht vi e l m i t e inand e r . Sie glichen zwei Fr e m den, die zuf ä llig den gl e ichen W eg h a tten, durch das Schicks a l aneinander geke t tet und ein j eder auf seine W e ise unglück l ich.
    Das le t zte Stück des W eges ließen sie die Kutsche zurück und ri t ten auf den Pferden wei t e r . Der W ald, in dem Nic o las Mutter Thérese wohnte, war viel zu dicht bewachsen, u m ihn m i t vier Rädern zu durchqueren. Und das war auch gut so, denn die Kräuterf r au legte kei n en W ert auf m e nsch l iche Gesellscha f t.
    Wäh r end der l e tz t en Stunden ihrer R e ise übe r legte Nico l as, ob er sei n er Mut t er sagen soll t e, dass sie zum A n sch l ag auf den König beigetra g en ha t te, ind e m sie dem Pater das Pulver des Fingerhuts für den
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