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Seidendrachen

Seidendrachen

Titel: Seidendrachen
Autoren: Carol Grayson
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kurzer h and nach Oranien zu sein e m V ater bringen würd e ? Nein, er würde ihn für dieses eige n m ä ch t ige V o r gehen hassen. Außerd e m würde es der König i h m nicht verz e ihen, wenn er so sang- und klan g los seinen Dienst qui t tie r te und dazu noch zwei Kutschpfer d e stahl.
    Andererse i ts: W as h a tten sie beide noch in dies e m Schloss verlo r e n ? G e wiss, bislang hatte i h m, Nicolas, viel an seiner Position als Gardehaup t mann gelegen. Bis zu dem T ag, an d e m Jarin hier aufg e taucht wa r . Seit dies e m Zeitpun k t war für ihn nur dieser j u nge Mann wichtig. Und der würde j eden T ag h i er an den T od seines Ge l iebten erinne r t werden. So konnte sein Herz ni e mals für den Hauptmann frei werden. Das al l ein war sein einziger sehnsüchtiger W unsch: dass sich Jarin ihm aus fre i en Stücken zuwenden würde!
    Und wenn der kl e ine Asia t e ei n en Zauber b ann u m Jarin gesponnen h a tte? Dann würde seine Mutte r , die angeblic h e Kräuter h exe, ihn viel l eic h t lösen können. Z u m i ndest aber seinen Herzenskummer lindern, ihn vie l le i cht von sein e m Plan, nach China zu reisen abb r ingen. Genau deshalb wollte er den Jungen zunächst zur W aldh ü tte von Thérese bringen.
     
    Nico l a s ´ Entschluss stand fest. Er ging zunächst in seine K a m m e r und schrieb m i t fliegen d er Feder ei n ige wenige Z e ilen des A b sc h ieds an seine Kameraden. Dabei biss er sich auf die L ippen. Ob sie ihn gar als Deserteur b e trach t en würde n ? Fest stand, dass er sich m i t dies e m Schreiben selbst unehren h aft aus den Die n s t en des Königs entl i eß. Sein ei g enes Pferd ließ er als Pfand da und den Rest seines Soldes. Dafür würde er ei n e Kutsche und zwei Pferde ne h m e n. Dann pack t e er seine rest l ichen Habselig k eiten zus a m m e n und l ief zurück zum Stall. Noch war die W ache nic h t auf ih r er Runde. E i lig spann t e er zwei der kräf t igen Kladruber Sch i mmel vor die geschlossene Kutsche. Danach hob er den schla f enden Jarin auf seine starken A r m e und be t te t e ihn auf eine der gepolster t en Sitz b änke in der Kutsche. Jetzt kl e tte r te er selbst auf den Kutschbock, e r gri f f Züg e l und Peitsc h e und trieb die Pferde in Ric h tung Stad t to r . Die beschlage n en Hufe mac h ten ein la u tes, klap p erndes Geräusch auf d e m Pflaste r .
    Nico l as ha t te das Gefühl, die ganze Sta d t würde durch dieses Geräusch au f wac h en und wissen, dass er im Begri f f wa r , V ate r land und König zu verlassen. Für einen Sekundenbruc h te i l mel d ete sich aus al t er Dienstbef l issenheit das schlech t e Gewissen. Dann j edoch sieg t e sein Herz. V e r gessen war d i e Intrige, die er selbst am Hofe des Herzogs von Oranien gesponnen hatte. Dennoch ho f fte er instän d ig, Jarin e ines T ages doch noch überre d en zu können, dort die Thronfolge des Herzogs W ilh el m anzutre t en. Draußen vor d e m Stadttor trieb er die Pferde in den Galopp, obwohl dieses T e m po mi t ten in der Nacht selbs t m örde r isch wa r . Erst kurz vor d e m Mo r gengrauen drosse l te er die Geschwindigk e it und l ieß die T iere in einen g e m ä ch l ichen Schri t t fa l len.
    Jet z t spürte auch Nico l as, wie sehr ihn die ve r gan g enen Stunden erschöpft ha t ten. Seine M u skeln sc h m e r zten. Die Augen fielen i h m f a st zu, und als i h m d i e Zügel vor Müdigke i t aus der Hand gl i tten, hie l ten die verschwit z ten Sch i mmel wie von selbst an und begannen, das Gras a m W egesrand zu rupfen.
     
    *
     
    Nico l as schreckte hoch, als ei n e T aube versuch t e, auf der Fußleis t e des Kutschbockes zu l anden. Langs a m kehrte d i e Erin n erung an d i e ve r gangenen Stunden zurück. Er sah hoch. Sie befanden sich auf einer All e estraße u m sä u mt m i t hohen Birken. Die Sonne stand bereits hoch am H i m m e l – es m usste a lso u m die Mit t agszeit sein. Hinter ihnen lag dic h ter W ald, vor ihnen bewirtscha f te t e Ackerf l ächen und W eiden. Bei d e m T empo gestern Nacht mussten sie etwa ein V iert e l des W e g es zurückge l egt haben. Es grenz t e an ein W und e r , dass bei der halsbrecherisc h en Fahrt kein Rad- oder Achsbruch geschehen war!
    Mit ein e m Satz sprang der eh e m a li g e Gardehau p t m ann v o m Bock und ö f fne t e den Sch l ag. Jarin lag i mmer noch ruhig schla f end da. Sein Br u stkorb hob und senkte sich in regelmä ß igen At e m z ügen. Und i m m e r noch hielt er das Kleidungsstück seines
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