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Seidendrachen

Seidendrachen

Titel: Seidendrachen
Autoren: Carol Grayson
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sie dich verscharren, wie einen Exk o m m u n iz i erten. Das hast du nicht verdie n t “ , versprach er l e ise.
    Entsc h lossen hob er das le i chte Bündel hoch, nahm es über die Schulte r , e r gri f f ei n e der Fack e ln und ging den Gang hin t er der K r y p ta wei t e r . Er hatte k e ine Ahnung, wohin er führte, aber i r gendw i e war das gerade gar nicht m e hr so wich t ig. Er wusste nicht ei n m a l, wie lange er diesen dunklen, spinnwebenverhange n en Gängen folg t e, in denen das Atmen schwerfiel. Die troc k ene Luft dörrte sei n e Kehle aus. T rotz seines zie r lichen Körpe r s wog Akios Last mi t t l erwei l e schwer auf seinen Schultern. Dennoch gönnte Jarin sich keine Pa u se. I r gendwann ve r sper r te ein rostiges, eiser n es Gitter ihm den Zutri t t in die Freih e it, ein Gitte r , das ber e its z u m größten T eil mit wild e m W ein zugewachsen war und dennoch genug Licht durch das grüne Bl ä tterd a ch ließ, u m zu erkennen, dass sich da h inter W iesen und W ä lder erstr e ckten.
    Es musste bereits Abend sein, denn er sah über den Ba u m wip f eln den großen, rot g lühenden Ba l l der Sonne sich Ric h tung Horizo n t neigen. Die Luft dufte t e herrlich nach Regen und Moos. Er a tme t e tief durch. Dann le g te er Akios to t en Körper behuts a m ab und trat mit voller Kraft gegen das rostige Metall. Es bog sich qui e tschend nach außen. Noch ei n m a l und noch ei n m a l gab er i h m einen T ritt, so als woll t e er seinen ganzen Zorn und seinen Frust daran auslassen.
    Das Gi t ter flog schließ l ich aus den Angeln und gab i h m den W eg frei. Er schulte r te sein Bündel erne u t und stapf t e hinaus. Ein Bl i ck zurück überzeugte ihn davon, dass die Stad t mauer hin t er ihm lag. Der Gang hatte t atsäch l ich – wie ve r m u tet – außerhalb von Paris geendet und war in früheren Z e iten der Kriegswirren wohl als Fluc h tweg genut z t worden.
    Kurz vor d e m W ald r and hi e lt er inne. Sein Rücken sc h m e r zte. Die Dämmerung gri f f schon mit blauschwarzen Fingern nach d e m versiegenden Licht. Jarin le g te Akio vorsich t ig auf den immer noch feuc h ten Grasboden. Jetzt begann e r , Äste und Zweige zu s a m m e ln und aufzuschic h ten.
    Als er genug davon beis a m m e n hatte, le g te er das Bündel obenauf und zündete den selbstg e m a ch t en Schei t erhaufen mit d e m restl i chen Feuer der Fackel an, die er ebenfa l ls in die züng e lnden Fl a m m e n warf. Das nasse Holz qua l mte und rauc h te. Es daue r te lange, bis das Feuer sich gänzl i ch am troc k enen Lei n en d e s Le i chentuchs entzün d ete und hell auflo d erte. Jarin weinte erne u t. V ie l le i cht war es der Rauch in seinen Augen, vie l le i cht die Erl e ich t erung, d a ss m a n seinen Gel i ebten nic h t so herzlos wie einen Hund verscharren würde. V iell e icht war e s e infach nur – Liebe.
     
    *
     
    Nico l as de V erv i er sah die Rauchsäu l e am W aldesrand außer h alb der Stad t m a u er aufsteigen, bevor das l e tz t e T ages l icht erlosch. Nachd e m er Jarin nach seiner Rückkehr in den frühen Mo r genstunden ve r geb l ich gesucht hat t e, woll t e er sich gerade zu Pferd auf die Suche m a chen. Er schwang sich in den Satt e l und galop p ierte in Ric h tung Stad t to r , bevor dieses geschlossen wurde.
    Den verr ä terischen Abbé brach t e der Fol t erknecht bere i ts Stunden zuvor auf der Streck b ank zum Reden, aber w a s Nico l as da hörte, gefiel ihm wenig e r . Pater Simon gab zwar zu, den Monarc h en ermorden lassen zu wol l en und beschr i eb auch den Diene r , dessen N a m en er nicht kannte. Darauf stand sowieso der T od durch Erhängen für bei d e V errät e r .
    Aber weit m e hr bedrüc k te es den Hauptmann, dass o f fenbar seine eigene Mutter das Giftp u lver n a m e ns Digit a lis den Padres in gutem Glauben aushändig t e, sie benö t igten es für ei n en Herzkranken. Er ließ sich bei der Befragung jedoch nic h t a n m e rken, dass er die Kräu t erhexe, von der die Rede wa r , persönl i ch kann t e.
    D a m i t der Pa t er nicht weiter sc h wä t zen konn t e, erlöste er den T odgewei h ten m i t ei n e m gezie l ten Dolchstoß. Erst danach war er in Jarins Z i m m e r geei l t, um diesem die le t zten Neuigk e iten zu beric h ten. Das Z i mmer hatte er leer v o r gefunden. Stunden - lang befragte er daraufhin die Diene r schaft im Schloss, doch ni e mand hatte Jarin gesehen.
    Jet z t galoppie r te Nicolas de V ervier auf die Rauchsäule zu.
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