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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller
Autoren: Loewe
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auch anders ausgehen können. Reden Sie mit ihm. Das hilft manchmal.«
    Sina antwortet nicht. Wie gebannt starrt sie auf Frederik. Sein Kopf ist bandagiert, sodass nur sein Gesicht zu sehen ist. An seinem rechten Arm hängt ein Tropf, der linke ist in eine Schlinge gewickelt und das linke Bein bis zum Oberschenkel eingegipst.
    Der Pfleger wechselt den Tropf und verlässt den Raum.
    Sina zieht einen Stuhl ans Bett. Mit dem Ärmel wischt sie sich eine Träne weg. Warum Rik? Warum ist sie gestern nicht zu ihm, so, wie es abgemacht war? Vielleicht wäre der Unfall dann nicht passiert. Ben hätte ihre Abwesenheit nicht einmal bemerkt. Wieso hat sie sich nicht für Rik entschieden?
    Ihr Blick gleitet über seinen Körper, die Schläuche, den Überwachungsmonitor.
    Sie wird es wiedergutmachen. Sie wird bei ihm wachen und auf ihn aufpassen. Und wenn es ihm hilft, wird sie ihm Geschichten erzählen, bis sie keine Stimme mehr hat. Sie kneift die Augen so fest zusammen, dass die Tränen versiegen. Dann beginnt sie zu reden. Nasal und stockend. Über Ben und ihre Mutter. Über Berlin und Melle. Über das Partywochenende, das sie abgesagt hat, weil sie lieber hier ist. Hier bei ihm.
    Ab und zu lauscht sie, horcht, ob sein Atem sich verändert, ob es Anzeichen gibt, dass er erwacht oder versteht, was sie zu ihm sagt. Doch sein Atem bleibt so gleich wie das monotone Brummen des Monitors hinter ihr und sein Körper so starr und stumm, als wäre er eine lebende Mumie.
    »Verdammt!« Sina schießt in die Höhe. Bens Logopädietermin! Siedend heiß fällt ihr ein, dass die Logopädin die Therapie abbrechen wird, wenn ihre Mutter ihn wieder vergisst.
    »Bis gleich«, sagt sie entschuldigend, »ich muss nur kurz telefonieren.«
    In der Eingangshalle wählt sie die Festnetznummer von zu Hause.
    »Beckhaus.«
    »Hallo, Mama.«
    »Oh. Sina. Es tut mir leid, ich weiß nicht –«
    »Schon gut«, unterbricht Sina sie. Was kann ihre Mutter ihr schon sagen, was sie nicht bereits hundertmal gehört hat? »Ich wollte dich nur an die Logopädin erinnern.«
    »Dreizehn Uhr dreißig. Ich weiß. Wann kommst du nach Hause?«
    »Bald.« Sina legt auf und schaltet das Handy hastig ab, als sie ihren Namen hört.
    »Sina!« Tabea läuft auf sie zu, hinter ihr Laureen und Bessy.
    »Wie geht es ihm? Ich hab mir gleich gedacht, dass du hier bist. Ich hab deine Sachen mitgebracht.« Tabea zeigt mit dem Kopf auf Laureen. »Laureen hat mich hergefahren.«
    »Danke.« Sina nimmt Tabea ihre Schultasche ab. »Der Pfleger sagt, Rik hat Glück gehabt.«
    »Glück gehabt?«, fragt Laureen, ohne den Blick von ihrem Smartphone zu heben. »Ich will nicht wissen, was der unter Pech versteht.«
    »Er hätte tot sein können«, fährt Sina Laureen an. »Keine Scherze, klar?«
    »Ganz schön empfindlich.« Laureen lässt das Smartphone sinken und zieht die Brauen nach oben. »Er ist nur dein Trainer. Übrigens habt ihr eine Kurzarbeit in Mathe geschrieben, während du hier einen auf Mutter Teresa machst. Du kassierst null Punkte, wenn du nicht noch ganz schnell einen netten Zettel von deiner Mutter anschleppst.«
    Sina stöhnt auf. Ausgerechnet Mathe. Das einzige Fach, in dem ihre Mutter auf jede Note achtet. Sie würde die Kurzarbeit einsehen wollen, acht Punkte waren das äußerste Denkbare.
    »Lass sie in Ruhe, Laureen«, mischt Tabea sich ein.
    »Bist in ihn verknallt, was?«, feixt Bessy.
    »Es reicht, Bessy!«, sagt Tabea scharf.
    Sina sieht, wie Bessy zu einer Antwort ansetzt, spürt die Spannung, die sich in einem gewaltigen Gefecht zu entladen droht.
    »Er ist mein Freund.«
    Die Spannung verpufft wie ein zertretener Bovist. Sina blickt von Laureen zu Bessy. Wie konnte sie nur Frederik ihnen gegenüber als ihren Freund bezeichnen? Was, wenn sie jetzt nach Details fragten? Details, die es nicht gibt, die es vielleicht nie geben wird.
    »Nein!« Laureens Kinnlade klappt herunter.
    »Dein Freund?« Bessy mustert sie ungläubig. »Seit wann?«
    »Samstag. Er war auf dem Weg zu mir, als er den Unfall hatte.«
    Laureen schlägt sich die Hand vor den Mund. »Oh, entschuldige, das konnte ich nicht ahnen. Ich dachte, Rik wäre … Egal. Hat der Arzt eine Prognose gegeben?«
    »Die dürfen mir gar keine Auskunft geben, ich bin nicht mit Rik verwandt.«
    »Weißt du, wie der Unfall passiert ist?«, bohrt Tabea nach.
    »Nein. Ich weiß gar nichts.«
    »Und Céline? Ist das vorbei? Weiß sie von Rik und dir?« Bessy sieht mich fragend an.
    »Céline? Vorbei? War sie …? Also
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