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Sehnsucht erwacht auf Mallorca

Sehnsucht erwacht auf Mallorca

Titel: Sehnsucht erwacht auf Mallorca
Autoren: Carole Mortimer
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sodass in den Tälern Orangen und Zitronen gediehen. Michael staunte über die dicht bewachsenen Berghänge, aus denen immer wieder Felsen emporragten. So etwas kannte er nicht aus dem heimatlichen England, ebenso wenig die wilden Bergziegen, die auf den engen Serpentinen immer wieder ihren Weg kreuzten. Die Serra de Tramuntana reichte bis an das Meer heran, nur hin und wieder fanden sich in den zerklüfteten Felsen kleine verschwiegene Buchten. Direkt über einer von ihnen hatte Alejandro Santiago seine Villa errichtet.
    Brynne hatte ihn bisher nur im Anzug gesehen. Doch als er heute Morgen in maßgeschneiderter schwarzer Hose und kurzärmeligem Hemd vor ihr stand, war sie schlicht und einfach überwältigt. Seine Attraktivität hatte etwas Wildes und Unbändiges an sich. Seit er sie und Michael heute Morgen in ihrem Apartment abgeholt hatte, war er ihr gegenüber stets korrekt und höflich geblieben, mehr noch, er schien ihre Anwesenheit überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. Seine Bemerkungen richtete er ausschließlich an „Miguel“. Doch Michael reagierte zuerst nicht darauf, bis er schließlich begriff, dass er mit diesem fremden Namen gemeint war.
    Als sie die beiden zusammen sah, wurde sich Brynne schmerzhaft bewusst, warum Alejandro so sicher gewesen war, dass Michael sein Sohn war. Beide hatten schwarze Haare und graue Augen, und selbst in Michaels kindlichem Gesicht begannen sich bereits die scharfen Kanten abzuzeichnen, die die Züge des Vaters prägten. Außerdem war Michael recht groß für sein Alter, was darauf hindeutete, dass er als Erwachsener ebenso groß sein würde wie Alejandro.
    „Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, ich würde Miguel ein strenger Vater sein“, sagte Alejandro jetzt, während er Brynne aufmerksam beobachtete. Ihre Augen schimmerten feucht, als sie dem Jungen zusah, der von einer Seite der Terrasse auf die andere rannte und über die ausgedehnten Täler und das glitzernde Meer staunte.
    Sie drehte sich zu Alejandro um, und ihre Augen schienen blauer und größer als je zuvor. In den langen dunklen Wimpern hingen Tränen. „Bisher habe ich nicht den Eindruck, dass Sie ihm überhaupt irgendein Vater sein werden“, erwiderte sie scharf.
    Er konnte selbst immer noch nicht recht fassen, dass er Miguels Vater war. Nicht, dass er daran zweifelte. Er wusste, dass das Ergebnis der medizinischen Tests eindeutig war. Doch es war alles so schnell gegangen von dem Augenblick, in dem er Miguels Bild in der Zeitung gesehen hatte, bis zum positiven Ergebnis. Und die ganze Zeit über hatte Brynne sich hartnäckig geweigert, Miguel seiner Obhut zu überlassen.
    Er räusperte sich. „Ich werde ein paar Erfrischungen auf der Terrasse neben dem Pool servieren lassen. Sie können sich inzwischen ein wenig frisch machen.“ Er wandte sich zur Tür, die ins Zimmer führte, und rief: „Miguel?“
    Als würde er einen Hund zu sich rufen, dachte sie aufgebracht, während Michael glücklich angesprungen kam und den Raum mit seinem neuen Vater verließ. Wie erwartet schien ihre Anwesenheit es dem Kind leichter zu machen, seine neuen Lebensumstände zu akzeptieren.
    Schwerfällig ließ sie sich auf Michaels Bett sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Die Tränen, die sie bisher verdrängt hatte, liefen heiß über ihre blassen Wangen.
    Tränen, die schon längst überfällig waren.
    Nach dem entsetzlichen Unfall, bei dem Joanna und Tom ums Leben kamen, hatte sie sich zusammengerissen. Sie musste sich um die trauernden Eltern und den verwirrten Michael kümmern und hatte keine Gelegenheit gefunden, ihre eigene Trauer zuzulassen. Aber jetzt, umgeben von dem Luxus, den Alejandro Santiago seinem Sohn bieten konnte, schien der richtige Zeitpunkt dafür gekommen zu sein.
    „Ich wollte Ihnen noch kurz … Warum weinen Sie?“ Alejandros Stimme klang schroff, als er abrupt stehen blieb.
    Sie schaute hoch. Trotz ihrer ablehnenden Gefühle ihm gegenüber konnte sie nicht ignorieren, wie attraktiv er aussah. „Was glauben Sie denn?“, fragte sie abweisend. Sie ärgerte sich, dass dieser Mann, der ihren Puls zum Rasen brachte, sie so sah: in Tränen aufgelöst, weil sie ihre Trauer nicht länger zurückhalten konnte.
    Er reckte sein kantiges Kinn vor. „Ich habe keine Ahnung.“
    „Nein.“ Sie richtete sich auf. Der Moment der Schwäche war vorüber, als hätte man sie in eiskaltes Wasser getaucht. „Natürlich haben Sie keine Ahnung“, sagte sie verächtlich. „Warum sind Sie
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