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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen
Autoren: Nora Roberts
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freundlich zunickend, ging Tucker durch den verrauchten Raum schnurstracks zur Theke, wo Josie in ein Gespräch mit ihrer Freundin Earleen vertieft war. Sie tätschelte ihm nur zerstreut den Arm und ließ sich in ihrem Redefluß nicht stören.
    »Und da hab ich gesagt, Justine, hab ich gesagt, wenn du einen Mann wie Will Shiver heiratest und glücklich werden willst, gibt es nur eins: Du kaufst ein Vorhängeschloß für seinen Hosenschlitz und behä ltst die Schlüssel. Dann macht er sich vielleicht hin und wieder mal in die Hose, aber das ist auch schon alles.«
    Kichernd wischte Earleen die Theke mit einem feuchten Tuch ab. »Warum sie ausgerechnet so einen Schwerenöter wie Will heiraten muß, werde ich nie verstehen.«
    »Der Mann ist ein regelrechter Tiger im Bett – hab ich mir sagen lassen -«, meinte Josie zwinkernd. »Hi, Tucker.« Erst jetzt wandte sie sich ihrem Bruder zu und drückte ihm einen schmatzenden Kuß auf die Wange. Dann wedelte sie mit den Fingern vor seiner Nase herum. »Ich habe mir gerade die Nägel machen lassen. Knallrot. Na, was sagst du?«
    Pflichtschuldigst nahm er sie in Augenschein. »Siehst aus, als hättest du gerade jemand die Augen ausgekratzt. Earleen, gib mir doch bitte eine Limo und einen Blaubeerkuchen mit viel Vanilleeis.«
    »Das hätte wohl Justine ganz gerne mit mir getan.« Angetan von Tuckers galantem Lob, strich sich Josie über ihre schwarzen Haare. Grinsend nahm sie ihre Cola Light und sog an dem dicken Strohhalm. »Sie war vorhin im Schönheitssalon drüben und hat fürchterlich mit der Glasperle angegeben, die sie für einen Diamanten hält. Ein Geschenk von Will. Wahrscheinlich hat er sie auf dem Jahrmarkt gewonnen.«
    »Bist du etwa eifersüchtig, Josie?« Der Schalk blitzte in Tuckers Augen auf.
    Sie richtete sich auf. Für einen kurzen Moment schob sie die Unterlippe vor. Trotzig warf sie ihre schwarzen Haare nach hinten. »Wenn ich ihn haben wollte, würde ich ihn auch kriegen.
    Aber abgesehen vom Bett ist die Type stinklangweilig.« Sie rührte mit dem Strohhalm in ihrem fast leeren Glas herum und warf einen Schlafzimmerblick zur Tür, durch die soeben zwei Jungen eingetreten waren. Beide liefen sofort rot an. »Wir zwei haben dasselbe Schicksal, Tucker: Wir wirken nun mal unwiderstehlich auf das andere Geschlecht.«
    »Es ist schon ein Kreuz«, versetzte Tucker mit einem Lächeln in Richtung Earleen und biß herzhaft in den Blaubeerkuchen.
    Josie trommelte mit den Fingern auf der Theke herum. Seit Wochen plagte sie wieder dieselbe Rastlosigkeit, die sie innerhalb von fünf Jahren in zwei gescheiterte Ehen getrieben hatte. Zeit zum Weiterziehen, dachte sie bei sich. Nach ein paar Monaten in Innocence sehnte sie sich immer nach der großen, weiten Welt. War sie jedoch eine Zeitlang irgend woanders, zog es sie wieder zum beschaulichen Leben in ihrer Heimatstadt zurück.
    Jemand hatte eine Münze in den Musikautomaten geworfen.
    Randy Trevor schmachtete von Liebesleid. Ungeduldig trommelte Josie den Takt dazu und warf einen schrägen Blick auf Tucker. »Wie kannst du so etwas am hellichten Tag in dich hineinschaufeln?«
    Tucker schob sich gerade wieder einen großen Bissen zwischen die Zahne. »Ich mache den Mund auf und kaue.«
    »Und nimmst nicht ein Gramm zu! Ich dagegen muß bei jedem Bissen höllisch aufpassen, sonst werde ich um die Hüften so breit wie Mamie Gantrey.« Trotzdem konnte sie es sich nicht verkneifen, etwas von Tuckers Eis zu stiebitzen. »Bist du nur zum Naschen in die Stadt gefahren?«
    »Ich soll was für Delia kaufen. Übrigens, unterwegs habe ich ein Auto zum Haus der McNairs fahren sehen.«
    »Hmmm.« Wahrscheinlich hätte Josie sich etwas mehr für die Neuigkeit interessiert, wenn nicht in diesem Moment Burke Truesdale hereingekommen wäre. Sogleich setzte sie sich auf, schlug ihre hübschen, langen Beine übereinander und schenkte ihm ein honigsüßes Lächeln. »Hallöchen, Burke.«
    »Josie. Tuck. Was treibt ihr denn hier?«
    »Ach, wir vertreiben uns nur die Zeit«, erwiderte Josie. Burke war ein Kraftpaket von einsachtzig mit Schultern wie ein Möbelpacker und Augen wie ein Bernhardiner in einem quadratischen Gesicht. Er war Tuckers bester Freund und gehörte zu den wenigen Männern, die Josie gern gehabt hätte, doch nie bekommen hatte.
    »Ist ja auch brutal heiß.« Burke setzte sich halb auf einen Hocker. Seine vielen Schlüssel klimperten bei jeder Bewegung.
    Im Sonnenlicht blitzte sein Sheriffstern. Earleen stellte ihm ein
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