Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
»Ihr Vorschlag hat einiges für sich. Lassen Sie uns …«
    Ein donnernder Krach übertönte seine nächsten Worte. Die Türen zum Warteraum wurden wie mit einer Rauchfaust in den Saal gestoßen.
    Der Pilot lachte. »Vielleicht lieber doch nicht!«
    Â 
    Â»Kopf runter, Junge!«, rief Richard Reiss. »Wir haben dich nicht den ganzen Weg bis hierher geschleppt, damit du uns im letzten Moment noch getötet wirst!«
    Antaea beobachtete, wie er Darius ein Beispiel gab und geduckt und Haken schlagend die Treppe zur Galerie ansteuerte. Teile der brennenden Saaltüren flogen noch durch die Luft, als die Besatzungsmitglieder der Trennung bereits unter die großen Buntglasfenster ausschwärmten. Sie selbst rannte in den Saal und bezog ohne Absprache Rücken an Rücken mit Travis Posten; beide schwenkten ihre Waffen in die Runde und suchten nach einem Ziel.
    Â»Gut gemacht, Darius!«, rief sie. Der Junge grinste.
    Als die Leute von der Trennung die letzten Stufen bis auf die Höhe des Saaleingangs hinuntertrampelten, war Darius vorausgerannt. Travis hatte fluchend nach ihm greifen wollen, aber der Bursche war zu flink. Als
sie den Hauptkorridor erreichten, sah Antaea, dass die Gardisten weiter links vor einem Bogen mit prächtigen Goldornamenten eine zwei Meter hohe Möbelbarrikade errichtet hatten. Wenn das ein Verteidigungsstützpunkt war, müssten Männer auf der Barrikade sein, aber da war niemand. Darius rannte zu dem Stapel aus Stühlen und Schränken, kam aber schlitternd zum Stehen, als von der anderen Seite Schreie zu hören waren.
    Er drehte sich um, nacktes Entsetzen spiegelte sich in seinen Zügen. Er stand mitten im Korridor und war jedem Angriff schutzlos ausgesetzt. Gerade noch rechtzeitig schlüpfte er unter einen Stuhl am Rand, als drei Gardisten von oben über den Stapel kletterten.
    Antaea wich im letzten Moment zurück, drehte sich und stellte sich mit ausgestreckten Armen in den Weg. »Pssst!«, zischte sie und nickte in die Richtung, die Darius eingeschlagen hatte. »Etwa fünf Meter.«
    Travis spähte um die Ecke. Dann grinste er. »Perfekt« Er wandte sich zwei kampferprobten Fliegern mit brutalen Gesichtern zu. »Gebt mir fünf Sekunden Feuerschutz. «
    Die Männer sprangen wild um sich schießend in den Saal. Travis hielt sich vorsichtig neben ihnen. Er hatte den Kopf schief gelegt und hielt mit beiden Händen etwas in Brusthöhe. Nun bückte er sich, streckte ein Bein nach hinten und holte mit einem Arm weit aus. Ein kleiner Gegenstand rollte rasch davon.
    Die drei Männer wichen zurück. Eine Salve traf die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatten. Travis zwinkerte Antaea zu. »Habe dem Jungen eine Granate zugerollt«, erklärte er.

    Es dauerte fast zwei Minuten, bis die Barrikade hochging, gerade so lange, dass Antaea sich ein wenig entspannte. Deshalb erschreckte die Explosion sie derart, dass sie sich in die Zunge biss. Die Flieger rannten, vorbei an umstürzenden Schränken und fliegenden Stuhlbeinen, in den Korridor hinaus, und sie spuckte das Blut aus und folgte ihnen.
    Darius stand immer noch mit dem Rücken zur Wand neben dem Bogen. Er schien benommen. Die Männer von der Trennung rannten an ihm vorbei. Es kam zu einem kurzen, aber heftigen Schusswechsel. Antaea ging zu Darius und umfasste mit beiden Händen seinen Kopf. Er sah blinzelnd zu ihr auf und lächelte zaghaft.
    Wenig später verstummten die Schüsse. Seine Züge verhärteten sich, und er löste sich von ihr. In diesem Moment begriff Antaea, dass Chaison sich die Mühe hätte sparen können, den Jungen nach Hause zu bringen. Darius kannte nichts anderes als Krieg. Er würde die Flotte niemals verlassen; und bei seiner hemmungslosen Verwegenheit würde er wahrscheinlich kein langes Leben haben.
    War sie durch ihren Idealismus zum gleichen Schicksal verdammt?
    Die anderen hatten inzwischen die Türen zur Empfangshalle gesprengt und waren jetzt drinnen. Der Raum war riesig, ein langes Rechteck aus Licht und Stein, der Boden übersät mit Mauerbrocken und Glasscherben. Am hinteren Ende entspann sich ein Kampf, und Antaea strebte dorthin.
    Unterstützt von Schützen auf der Galerie erledigten die Männer von der Trennung einen Trupp Gardisten,
der durch einen zweiten Ausgang flüchten wollte. Die Tür befand sich neben einem Podium, das sich vor einer inzwischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher