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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein
Autoren: Ake Edwardson
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zum Aufwärmen.« »Hmh.«
    Er trank von dem Bier, dann wieder von dem Whisky, spürte die kalte Wärme im Magen. Die Frau nickte wie zum Abschied und verschwand in dem Hinterzimmer.
    Er überlegte, ob SIE heute Nachmittag kommen würde.
    Durch die Wand hörte er Geräusche von einem Fernseher. Er sah sich um. Noch immer war er der einzige Gast. Er trank wieder. Er sah sich noch einmal um, wie nach Gestalten, die er nicht sehen konnte. Er war wie immer allein. Einsamer Besucher. Er war der Besucher, immer ein Besucher.
    Er fürchtete sich nicht vor dem, was kommen würde.
    Erlebte Greuel Sind schwächer als das Grauen der Einbildung.
    Das Whiskyglas war leer, er trank das Bier aus, erhob sich und ging.
    Der Himmel war schwarz geworden. Die Silhouetten der Viadukte sahen aus wie Tiere einer prähistorischen Zeit. Vorzeit. Von Norden blies ihm Wind ins Gesicht.
    Er ging wieder die Straße entlang. Es kamen keine Autos. Die Stadt unter ihm glitzerte. Auf dem Meer waren keine Lichter zu sehen. Er blieb stehen, konnte aber kein Licht dort draußen entdecken. Er wartete, doch alles blieb dunkel. Jetzt kam hinter ihm ein Auto. Er drehte sich nicht um. Er nahm den Geruch des Meeres wahr. Der scharfe Wind war wie Nadelspitzen in seinem Gesicht. Er spürte die Waffe in seiner Tasche. Er hörte den Schrei des Meeres in seinem Kopf, andere Schreie.
    Jesus!
    Jetzt wusste er, dass es ein Ende haben würde.

2
    Bis zum Meer waren es zweihundert Meter, vielleicht zweihundertfünfzig. Sie gingen über ein Feld, auf dem noch niemand Pfade getreten hatte. Das machen wir jetzt, dachte er, wir treten hier Pfade.
    Der Himmel war hoch, ein endloser Raum. Die Sonne stach durch die Sonnenbrille. Das Meer bewegte sich, aber nur wenig. Die Oberfläche glänzte wie Silber und Gold.
    Elsa rief etwas übers Wasser und kam am Ufer auf sie zugelaufen über die kleinen Steine, die sich zu Hunderttausenden mit Millionen von Millionen Sandkörnern mischten.
    Erik Winter drehte sich zu Angela um, die in der Hocke saß und Sand durch ihre Finger rieseln ließ.
    »Wenn du mir sagen kannst, wie viele Sandkörner du da gerade in der Hand hast, dann bekommst du einen schönen Preis«, sagte er.
    Sie schaute auf, hob die andere Hand, um die Augen gegen die Sonne abzuschatten.
    »Was für einen Preis?«, fragte sie.
    »Sag erst, wie viele Sandkörner du in der Hand hast.«
    »Wie soll ich das schätzen können?«
    »Ich weiß es«, antwortete er.
    »Was ist es für ein Preis?«, wiederholte sie.
    »Die Zahl!«, verlangte er.
    »Vierzigtausend«, sagte sie.
    »Falsch.«
    »Falsch?«
    »Falsch.«
    »Wie zum Teufel willst du das wissen?« Sie richtete sich auf und schaute nach Elsa, die in fünfzehn Meter Entfernung Steine sammelte. Angela konnte nicht sehen, wie viele es waren. Sie ging näher auf den Mann ihres Lebens zu, bevor er »Intuition« auf ihre Frage antworten konnte.
    »Ich möchte meinen Preis haben. Ich möchte meinen PREIS haben!«, sagte sie.
    »Du hast nicht richtig geantwortet.«
    »DEN PREIS, DEN PREIS!«, riefsie und ging auf Winter los. Sie probierte einen Schultergriff, und Elsa schaute auf und ließ einige Steine fAllen. Erik sah sie und lachte seine vierjährige Tochter an und dann die andere Frau in seinem Leben und versuchte sich jetzt an einem halben Nelson, gar nicht schlecht, und er spürte, wie die Füße in den Sandalen rutschten und wie die Sandalen im Sand rutschten und wie er tatsächlich das Gleichgewicht verlor und langsam zu Boden ging, wie von einem Magnet angezogen. Angela fiel auf ihn. Er lachte immer noch.
    »DEN PREIS!«, rief Angela noch einmal.
    »DEN PREIS!«, rief Elsa, die zu den Kämpfenden gelaufen war.
    »Okay, okay«, sagte Winter.
    »Wenn du es wirklich weißt, dann gib zu, dass ich richtig geraten habe«, sagte Angela und hielt seine Arme fest. »Gib es zu!«
    »Du warst ziemlich nah dran«, antwortete er. »Das gebe ich zu.«
    »Her mit dem Preis!«
    Sie saß jetzt rittlings auf seinem Bauch. Elsa saß auf seinem Brustkorb. Er konnte immer noch leicht atmen. Er hob den rechten Arm und zeigte landeinwärts. »Was?«, sagte sie. »Was ist da?« Er wedelte mit der Hand.
    »Der Preis«, sagte er. Er spürte die Sonne in den Augen. Die Sonnenbrille war ihm heruntergefAllen. Er nahm den Duft von Salz, Sand und Meer wahr. Er könnte lange, lange so liegen. Und oft. Hier gehen. Pfade durch das Feld treten.
    Vom Haus aus.
    Von dem Haus, das dort hinten im Kiefernwäldchen stehen könnte.
    Sie spähte über das Feld.
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