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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein
Autoren: Ake Edwardson
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von widerlichem Sand, der Winters Gesicht füllte, das Bild der Erde, die sich drehte und drehte und zu einer blauen Kugel aus Himmel und Meer wurde, und dann plötzlich das Geräusch von Schritten, die aus der anderen Richtung an ihm vorbeigingen, und wie durch einen Sandnebel sah er Erik Osvalds Profil, und er hörte einen Schrei von vorn und noch einen. Er wusste nicht, woher er kam, und er dachte daran, dass er Steve in die Sache hineingelockt hatte, dass er verantwortlich war und niemand anders, dass er gezwungen sein würde, Sarah zu begegnen und ihr ins Gesicht zu sehen, und sie wiederum musste den Kindern gegenübertreten, den Zwillingen, und er wischte sich den Sand aus dem Gesicht, sprang auf und warf sich vorwärts und schrie und schrie, schrie wie ein Wahnsinniger.

53
    Als alles vorbei war, konnte Winter zurückblicken. Als alles gesagt war, sah er, dass alles etwas anderes bedeutete. Alles löste sich auf.
    Identität ist eine Leihgabe, eine Rolle, eine Maske. Wir passieren die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge, und das Licht verdichtet sich zu Dunkelheit.
    Oh, nie soll die Sonne Den Morgen sehn!
    Dein Angesicht, mein Than , Ist wie ein Buch, wo wunderbare Dinge Geschrieben stehn. - Die Zeit zu täuschen, scheine So wie die Zeit.
    Winter hatte spät am Abend Macbeth gelesen, ein Taschenbuch, das er in einer kleinen Buchhandlung gefunden hatte neben dem Eingang des Krankenhauses von Elgin, wo Macdonald mit seinen Schussverletzungen lag. In zwei oder drei Tagen würde er ins Raigmore Hospital in Inverness verlegt werden, im Augenblick war das Risiko noch zu groß. Aber er würde überleben.
    Man hätte sagen können, Steve hatte Glück gehabt, wenn man das Wort in diesem Zusammenhang benutzen konnte. Aber es war kein Glück. Es war etwas, das mit allem zusammenhing, was passiert war, was seinen Höhepunkt am Strand von Cullen gefunden hatte.
    John Osvalds Tochter hatte die Notrufnummer gewählt, bevor die Schüsse fielen. John Osvalds Tochter.
    Ihr Name war Anna Johnson, sie hatte beobachtet, wie sie auf den Vater am Strand zugegangen waren. Sie hatte am Fenster gestanden und den halben Strand überblickt, und das hatte gereicht, um ihren Vater zu sehen und dann die Männer, die sich ihm näherten, und Steve, der ihm allzu nah kam.
    Sie war gleichzeitig mit dem Krankenwagen herangestürmt gekommen, der zwischen den Klippen heulte.
    Als der Notruf einging, hatte er sich in der Nähe befunden, auf dem Weg nach Westen von Macduff.
    Er brachte Macdonald in die nächste Notaufnahme, nach Elgin.
    Steves Blut im Sand war schwarz gewesen. Der große Fleck hatte wie ein Stein ausgesehen. Plötzlich war eine flache Welle gekommen, als das Wasser stieg, und das Blut war weggespült worden.
    John Osvald hatte unbeweglich dagestanden.
    Das Gespräch mit ihm hatte noch nicht stattgefunden. Aber er war jetzt verstummt. Er saß in Untersuchungshaft in Inverness, und Kommissar Craig hatte noch nicht mit ihm gesprochen.
    Sein Enkel hatte bewegungslos am Strand gestanden, niedergeschmettert. Winter hatte versucht mit Erik Osvald zu reden, als Macdonald noch verletzt im Sand gelegen hatte. Erik Osvald hatte sich über ihn gebeugt. Winter wusste nicht, ob Steve tot war. Seine Herzschläge hatten sich angefühlt wie die Hammerschläge auf der Werft in Buckie. Er hatte versucht, mit Erik Osvald zu sprechen, er hatte geschrien, immer weiter geschrien, als die Schüsse immer noch über Cullen widerhallten. Winter hatte Erik Osvald die alte, schlichte, verdammte Frage zugeschrien:
    WARUM?
    Sie würden es zusammenfügen, Steinchen für Steinchen. Erik Osvald hatte Kontakt mit seinem Großvater gehabt. Es war natürlich noch nicht aufgeklärt, seit wann dieser Kontakt bestand. Der Enkel stand immer noch unter schwerem Schock.
    Aber der blaue Trawler, »Magdalena«, das glänzende Schiff für die neue Zeit, lag wie ein Beweis in Cullens Hafen. Geld war geflossen, großes Geld.
    Es ging um Buße, um Schuld.
    Aber für John Osvald hatte die Buße schließlich doch nicht gereicht.
    Die Nacht senkte sich über Elgin. Steve war bewusstlos, sein Zustand war kritisch, aber stabil. Winter sah Sarah Macdonald an seinem Bett, die halbe Wand war verglast, und für eine Sekunde dachte er an die Wände um Jamie Craigs Büro im Polizeipräsidium in Inverness.
    Blaues Licht umgab Steve und Sarah.
    Angela legte einen Arm um seine Schultern.
    »Wir gehen eine Weile raus«, sagte er.
    Die Luft auf der Straße war frisch und kräftig, aber der Wind
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