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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein
Autoren: Ake Edwardson
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bin schon unterwegs«, sagte Halders.

52
    Winter und Macdonald fuhren zurück, über Findochty und Portnockie. Der Tag war immer noch strahlend, größer als das Leben. Am Cullen Bay war es leer. Vor zwei Monaten waren die Delphine hier gewesen.
    Sie fuhren unter den Viadukten hindurch, die lange Schatten auf die Stadt warfen, wie Arme oder Beine eines Riesen. Oder wie die Kathedralen Schatten auf ganz Moray und Aberdeenshire warfen.
    In Seatown schien Bewegung zu herrschen. Die Sonne fiel so, dass die kleinen Häuser eine merkwürdige Neigung bekamen.
    Macdonald hatte westlich von Seatown geparkt, bei Cullen Sands.
    Sie konnten das Ufer sehen und das offene Meer. Winter las auf einem Schild: Water never failedE. U. tests.
    Weit entfernt war eine Gestalt am Ufer, nur eine Silhouette.
    Sie gingen durch die namenlose Straße, die die Stadt am Meer zerschnitt, vorbei an der Methodistenkirche. Im Garten des Hauses gegenüber der Kirche hing Kinderkleidung auf der Wäscheleine.
    Von dort konnten sie den Hafen sehen.
    Die Telefonzelle war immer noch rot und stand immer noch da. Die Sonne beschien die Risse im roten Anstrich. Die Tür stand halb offen.
    Winter und Macdonald schauten hinein. Das Telefon hatte noch eine Schnur. Macdonald hob ab und hörte das Freizeichen in der Leitung. Es gab ein Telefonbuch. Es gab kein Geschmier. Keine Telefonnummern von Prostituierten. Kein Gestank nach Urin. Keine leeren Bierdosen. Keine Glasscherben.
    »Diese Zelle ist einzigartig«, sagte Macdonald.
    »Wir sind alle einzigartig«, sagte Winter.
    »Was meinst du damit?«, fragte Macdonald.
    Winter antwortete nicht. Er drehte sich um.
    »Da unten wohnt er«, sagte er, »hier in Seatown.«
    »Mhm.«
    »Hier kann man ein ganzes Leben als Unsichtbarer verbringen«, sagte Winter.
    Macdonald nickte.
    »Wollen wir von Haus zu Haus gehen?«, fragte er. Winter sah ihn an.
    »Vielleicht steht er mit einer Luger da. Übrig geblieben von der Schmuggelware.«
    Macdonald lächelte nicht. Er hielt es nicht für einen Scherz.
    »Warum sollte er das tun?«, fragte er nur.
    »Es geht um seine Geheimnisse«, sagte Winter. »Wir sind eine Bedrohung für ihn.«
    »Ja.«
    Winter sah wieder in die Telefonzelle. Sie lag im Halbschatten. Er konnte sein halbes Spiegelbild in der Scheibe sehen. Er drehte sich um und sah nach Süden, über die Häuser am Abhang nach Castle Terrace, zum Viadukt und dem Hochplateau dahinter. Auf der anderen Straßenseite mündete eine weitere Straße. Er erinnerte sich an den Pub an der Kreuzung.
    »Der Mann, der sich nicht rührte, als wir in dem Pub dort oben waren«, sagte er zu Macdonald. »Nur ein Rücken. Es war ein älterer Mann. Ich erinnere mich, dass er total bewegungslos dagesessen hat, als wir dort waren. Nicht eine Bewegung.«
    »Vielleicht hat er geschlafen«, sagte Macdonald. »Das ist in den Pubs in Schottland nicht ungewöhnlich.«
    »Nein«, sagte Winter. »Ich hab gesehen, dass er zugehört hat, sehr genau zugehört.«
    Macdonald dachte nach.
    »Es war etwas mit der Frau hinter der Theke«, sagte er nach einer kleinen Weile.
    »Sie hat einmal zu viel zu diesem Rücken gesehen«, sagte Winter.
    »Ist dir das auch aufgefAllen?«, fragte Macdonald.
    »Jetzt, wo ich es sage. Aber ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht war es seine Tochter«, sagte Macdonald. »Die Tochter des Rückens.«
    Winter schaute auf die Uhr.
    »Wir können hingehen und fragen. Die Pubs öffnen um elf.«
    Aneta Djanali fuhr in Richtung Süden. Die Straße war leer. Die Sonne schien sehr stark, und Aneta hatte keine Sonnenbrille. Der Himmel war so blau, wie er nur sein konnte.
    »Finden Sie es jetzt?«, fragte Susanne Marke.
    »Ich bin nur einmal dort gewesen«, sagte Aneta Djanali.
    »Ich auch«, sagte Susanne Marke. Sie klappte den Sonnenschutz herunter, als die Straße eine Biegung machte. Sie sah Aneta Djanali von der Seite an. »Was werden Sie machen, wenn wir ankommen?«
    »Nachschauen, ob alles in Ordnung ist.«
    Sie bogen von der Särö-Schnellstraße ab und fuhren durch Felder, die im Sonnenschein zu schweben schienen. Bald würde das Meer auftauchen. Davor lagen das Stück Wald und der Hügel, den Aneta Djanali hinaufgeklettert war. Diesmal wollte sie nicht klettern.
    Sie fühlte sich seltsam sicher mit Susanne Marke an ihrer Seite. Susanne Marke war ruhig. Sie bewegte sich nicht.
    Aneta Djanali fuhr zwischen den Bäumen dahin.
    Plötzlich sah sie ihre Mutter, ihre Mutter aus dem Traum! Die Mutter stand mitten auf der Straße. Aneta
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