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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Autoren: Michelle Günter
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hätte die Angst nur auf diesen Augenblick gewartet, kroch sie nun rasend schnell in jede Zelle ihres Körpers.
    Keuchend blickte sie sich um. Da war nichts, wovor sie Angst zu haben brauchte. Nur die Schatten, die sich unter den kahlen Bäumen auf dem Boden kräuselten…
    Was war nur los mit ihr? Melica fürchtete sich nicht vor der Dunkelheit, hatte es noch nicht einmal als kleines Mädchen getan. Doch irgendetwas heute war anders. Seltsamer, angsteinflößender, lähmender... Dumm nur, dass ihr das erst jetzt auffiel.
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und sie richtete sich auf. Zügig schritt sie auf den großen, schwarzen Wohnblock zu, der dunkel und mächtig über ihr aufragte.
    Ihr Zuhause lag dahinter, thronte reich und erhaben auf einem der Hügel, die durch einen schmalen Bach von der Stadt abgeschnitten wurden.
    Melica hasste das Anwesen. Ihrer Meinung nach war es viel zu imposant, viel zu protzig, viel zu abgeschieden vom Rest der Menschheit. Doch aus irgendeinem Grund liebte ihre Mutter die prächtige Villa. Und es war ja nicht so, als ob sie es sich nicht leisten könnten.
    Das schwache Licht einer alten Straßenlaterne flackerte, als Melica an ihr vorbeihuschte. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und das Blut rauschte laut und mächtig in ihren Ohren. Mit einem Mal wünschte sich Melica, sie hätte Jim nicht fortgeschickt.
    Es geschah im Bruchteil einer Sekunde. Etwas Hartes donnerte gegen ihren Bauch und einen Moment später fand sich Melica fest an eine raue Häuserwand gepresst wieder.
    Eine große, dunkle Gestalt drückte sie hart dagegen und hielt sie scheinbar mühelos gefangen. Melica wollte schreien, doch kaum hatte sie den Mund geöffnet, wurde ihr etwas unsagbar Heißes aufs Gesicht gepresst.
    Dies war der Moment, in dem ihr Verstand komplett aussetzte. In ihrem Kopf gab es nur noch einen Gedanken, abgespielt und noch einmal wiederholt, wie ein ewiges Mantra. „Das passiert nicht wirklich – nicht mir!“
    Melica wimmerte, schlug blind um sich, trat in alle Richtungen, drehte und wand sich, nicht bereit, kampflos aufzugeben. Doch sie hatte keine Chance. Die kräftige Gestalt schien völlig unbeeindruckt, als sie ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich. Melica verstand nicht, wollte gar nicht verstehen, was gerade passierte! Tränen liefen sturzbachartig ihre Wangen hinab und vernebelten ihr die Sicht. Und dann, mit einem Mal, legten sich zwei heiße Lippen auf ihre.
    Melica schluchzte nun hemmungslos, tat alles, um verzweifelt den Kopf zur Seite drehen zu können, doch es war vergebens. Ihre Augenlider wurden schwer und jede Sekunde wurde es unmöglicher, die Augen offen zu halten. Ihre Kopfschmerzen waren einem anderen, alles umfassenden Schmerz gewichen. Dumpf und kalt pochte es gegen ihre Schädeldecke, sie schien von innen heraus zu verbrennen und erfrieren zugleich.
    Das, was dann geschah, war kaum zu beschreiben. Es war, als würde die Gestalt etwas aus ihr heraussaugen, etwas, das mehr war als bloße Luft. Melica schrie gegen die versengenden Lippen des Wesens an, doch kein Laut drang an ihre pochenden Ohren. Und mit einem Schlag wurde ihr klar, dass es stimmte, was gesagt wurde. Man sah tatsächlich das gesamte Leben an sich vorbeiziehen, wenn man starb. Ihre Einschulung, ihre kleine Schwester als Säugling im Krankenhaus, ihren brüllenden Vater, ihre angewiderte Mutter und Jim. Immer und immer wieder blitzten Bilder ihres besten Freundes vor ihren Augen auf, bis auch diese verblassten, davonglitten und verschwanden. Melica bekam keine Luft mehr, wurde immer schwächer.
    Doch dann, plötzlich, keuchte die Gestalt auf und wich ruckartig zurück. Melica glitt kraftlos zu Boden, den Kopf voller Gedanken, Bilder und Gerüche, die unaufhaltsam zurück auf sie einstürzten. Das letzte, was sie spürte, war der kalte Asphalt unter ihren Händen. Dann schien sie zu schweben, zu fallen in eine erlösende Schwerelosigkeit.

~*~
     
    Melica konnte nicht genau sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis sie wieder frei atmen und den Kopf heben konnte. Vielleicht waren es Stunden gewesen, in denen sie bewusstlos auf dem kahlen Boden gekauert hatte, vielleicht aber auch nur Minuten oder gar Sekunden. Sie stöhnte laut, bevor sie sich vorsichtig an der kühlen Wand abtastete und sich hochzog. Schwer atmend lehnte sie sich gegen die harte Mauer und blickte sich verwirrt um.
    Die Gestalt war verschwunden.
    Melica wusste nicht, was genau sie angegriffen hatte, doch trotzdem spürte sie
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