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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Autoren: Michelle Günter
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diese unglaubliche Angst. Sie fühlte sich schwach und ausgelaugt. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, zur Polizei zu gehen – doch was würde das nützen? Sie würde für vollkommen verrückt gehalten werden. Niemand würde ihr Glauben schenken, wenn sie erzählen würde, was ihr widerfahren war. Wie denn auch? Sie glaubte es ja selbst kaum. Es gab keine Tiere, die Menschen anfielen und sie von innen heraus aufsaugten!
    Doch die Risse in ihrer verschmutzten Hose und die Prellungen an ihren Armen und Beinen bewiesen das Gegenteil. Es musste ein Tier gewesen sein! Denn für einen Menschen war die Haut viel zu fest und heiß gewesen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich aufrichtete und davonhastete.
    Auch, wenn sie es nicht wirklich glaubte: das Wesen könnte jederzeit zurückkommen. Und es stand sicherlich nicht auf ihrer Wunschliste, dann noch hier zu sein.

~*~
     
    Panisch durchforstete Melica den Inhalt ihrer Jackentasche und warf alle paar Sekunden einen ängstlichen Blick über die Schulter. Sie stöhnte verzweifelt, als sie auch nach dem 19. Versuch nicht das fand, was sie seit einer gefühlten Ewigkeit verzweifelt suchte.
    Ohne Schlüssel würde sie wohl klingeln und ihre Eltern aus dem Schlaf reißen müssen. Heute war ihr Glückstag, keine Frage.
    Schweren Herzens drückte sie auf den vergoldeten Klingelknopf. Das durchdringende Geräusch, das daraufhin ertönte, war ihrer Meinung nach genauso nervig wie ihre kleine Schwester Paula an ihren schlimmsten Tagen. War es nicht eigentlich unglaublich, dass sie trotz alldem, was sie vor wenigen Minuten erlebt hatte, noch immer eine schreckliche Angst vor ihrem Vater hatte?
    Sie musste nicht lange warten. Kaum eine Minute später wurde die Tür mit einem dumpfen Knall aufgerissen und der blonde, verwuschelte Haarschopf ihrer Mutter lugte heraus.
    „Melica?“, fragte sie verwirrt und legte ihre Stirn in Falten. Jane Parker trat einen Schritt vor und gab zusammen mit dem pinken Frottee-Bademantel und den roten Plüschschuhen ein derart furchteinflößendes Bild ab, dass sie ohne Zweifel und ohne die geringste Anstrengung als Hausfrau des Grauens durchgehen könnte. Ihre braunen Augen weiteten sich überrascht, als ihr Blick auf Melicas zerrissene Hose, die schlammbespritzte Jacke und die zerbeulte Handtasche fiel.
    „Es ist eine Sache, zu spät nach Hause zu kommen“, begann sie schließlich irritiert. „Sich jedoch freiwillig im Dreck zu wälzen, ist etwas ganz anderes.“
    Melica zuckte zusammen. „Ich habe mich nicht im Dreck gewälzt“, wimmerte sie leise. „Ich wurde überfallen!“
    Jane seufzte leise. „Ach Kindchen. Deine Ausreden werden von Mal zu Mal unglaubwürdiger.“
    Melica stieß ein erschüttertes Keuchen aus, starrte Jane ungläubig an. War es nicht eigentlich so etwas wie die Aufgabe ihrer Mutter, ihr zu vertrauen? Doch in Janes Augen hatte sich Melica die Verletzungen wohl selbst beigebracht und sich nebenbei auch noch ein wenig durch den Schlamm geworfen, nur, um die Aussage mit dem Überfall glaubwürdiger aussehen zu lassen.
    Melica stöhnte innerlich auf, als sie feststellte, dass das auf irgendeine recht verdrehte Art und Weise sogar Sinn ergab.
    „Aber es stimmt! Du musst mir glauben!“
    Sie spürte, dass sich einige Tränen in ihren Augen sammelten und blinzelte sie ärgerlich davon. Sie würde nicht weinen, nicht vor ihrer Mutter…
    Jane blickte sie milde beeindruckt an. „Dein Schauspielunterricht scheint sich langsam bezahlt zu machen. Das war ja schon fast überzeugend. Es ändert jedoch nichts an dem Ärger, den du bekommen wirst, wenn dein Vater erst einmal nach Hause kommt.“
    „Was soll das heißen, wenn mein Vater nach Hause kommt?“, fragte Melica fassungslos und schob ihren Frust zur Seite. „Soll das heißen, er ist gar nicht da?“
    „Natürlich nicht, Kind. Er ist mit deiner Schwester zu einem Einsatz aufgebrochen“, erklärte ihre Mutter gelassen.
    Melica konnte es einfach nicht glauben. Sie hatte Jim völlig grundlos davongeschickt! Wäre er dabei gewesen, dann...dann...
    „Du solltest dir ein Beispiel an Liv nehmen. Deine Schwester setzt sich tagtäglich für das Gesetz in unserem Staat ein, bekämpft Verbrecher und verlangt dafür nichts mehr als einfache Anerkennung.“
    Melica tat alles, um ihren Zorn und ihre bittere Enttäuschung hinunterzuschlucken, doch heute wollte es ihr einfach nicht gelingen. Viel zu tief saß der Schock über den unheimlichen Angriff
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