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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Autoren: Michelle Günter
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sechsten Geburtstag aus dem Staub gemacht. Ihr Freund konnte es so oft abstreiten, wie er wollte - Melica kannte Jim gut genug, um erahnen zu können, wie tief ihn dieser Verrat getroffen haben musste. Jim hatte seine Mutter aus tiefstem Herzen geliebt. Diese Liebe jedoch hatte schnell einem unglaublichen Zorn Platz gemacht, als sein Vater aus lauter Frust zum Alkoholiker wurde. Zum Alkoholiker, der nicht nur seinen Sohn schlug, sondern auch noch in der ganzen Stadt als aggressiver Säufer verschrien war. Und das bedeutete bei einer Großstadt wie Hamburg eine ganze Menge.
    Aus den Augenwinkeln sah Melica, dass Jim seine Hände krampfartig zu Fäusten ballte. Zeit für einen unauffälligen Themawechsel.
    „Ich frage dich jetzt zum letzten Mal, Jim! Was ist gestern passiert?“
    Eine Spur Dankbarkeit mischte sich in Jims Blick. Es gelang ihm sogar, ein leichtes Lächeln auf seine Lippen zu zwängen.
    „Das, meine Kleine, wird für immer mein Geheimnis bleiben“, prophezeite er düster und wich lachend ihrem Schlag aus.
    Melica schüttelte den Kopf, verzog aber sofort gequält das Gesicht, als selbst diese Bewegung ein wahnsinniges Stechen durch ihren Kopf schickte.
    Ein mitfühlendes Lächeln legte sich auf Jims Lippen. „Du solltest wirklich nicht so viel trinken, wenn du es nicht verträgst.“
    Melica verdrehte die Augen. „Du hättest mich auch aufhalten können!“
    „Das hätte ich. Aber dann wäre der Abend mit Sicherheit nicht so witzig gewesen.“
    Sie beschloss, das Thema einfach ruhen zu lassen. Schließlich kannte Melica ihren besten Freund. Er würde ihr niemals verraten, was sie getan hatte. Stattdessen fragte sie neugierig: „Weißt du überhaupt, wo wir sind?“
    Ihr bester Freund warf ihr daraufhin einen überraschten Blick zu. „Du läufst mir seit Ewigkeiten hinterher, obwohl du noch nicht einmal weißt, wo ich hingehe?“, erwiderte er und Melica konnte eine Spur Amüsement in seiner rauen Stimme hören. „Ich könnte dich einfach entführen? Bei deiner Familie würde eine hübsche Menge Lösegeld für mich herausspringen!“
    Melica lachte leise. „Du weißt doch, dass ich dir vertraue.“
    Jim schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Dann ließ er ein leises Seufzen hören. „Es tut mir Leid, Mel. Ich hätte wirklich auf dich aufpassen sollen. Deine Eltern werden nicht besonders glücklich sein, wenn du jetzt erst auftauchst.“
    Schön, dass er das auch endlich begriffen hatte! Melica konnte nicht verhindern, dass sich ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen stahl. „Das ist doch nicht deine Schuld.“ Ihr Blick fiel auf einen großen Wohnblock, der ihr vage bekannt vorkam. „Du kennst den Weg ja tatsächlich!“
    Arroganz blitzte auf Jims markantem Gesicht auf. „Du hast doch nicht etwa wirklich daran gezweifelt?“
    Melica legte den Kopf schief, streckte Jim die Zunge raus. „Vielleicht nicht.“ Dann hob sie die Hände und befahl dem kleinen Schlagzeuger in ihrem Kopf zu verschwinden.
    Musste wirklich gesagt werden, dass sich besagter Musiker nicht wirklich für ihre Aufforderung interessierte, sondern munter weitertrommelte?
    Melica seufzte leise. Dann warf sie Jim einen kurzen Blick zu. „Von hier aus kenne ich den Weg auch allein. Danke, Jim.“
    Dieser starrte sie unentschlossen an. „Bist du dir sicher, dass ich dich nicht bis zur Tür begleiten soll?“
    „Auf dem kurzen Weg wird mir doch wohl kaum etwas passieren!“
    Jim vergrub die Hände in seinen Hosentaschen und blickte sie besorgt an. „Ich würde mich besser fühlen, wenn ich dich wegbringen könnte.“
    Gerührt lächelte ihn Melica an, bevor sie langsam den Kopf schüttelte. „Papa würde total durchdrehen, wenn er dich sehen würde. Und jetzt hau' endlich ab! Mir passiert schon nichts!“ Woher hätte sie denn auch ahnen sollen, wie falsch ihre Worte doch waren?
    Jim gab sich mit einem leichten Grinsen geschlagen und drehte sich um. „Wir sehen uns morgen“, rief er rau und schlurfte mit tief in den Taschen vergrabenen Händen davon.
    Melica blickte ihm mit heftig klopfendem Herzen nach. Sie könnte sich selbst dafür anschreien, doch mit einem Mal fühlte sie sich wirklich schutzlos. Vielleicht war es tatsächlich ein Fehler gewesen, Jim fortzuschicken…
    Melica verdrehte die Augen und kuschelte sich noch tiefer in ihre warme Daunenjacke. Das hier war Hamburg, ihre Heimatstadt! Hier würde ihr doch nichts passieren!
    Ein lautes Krähen erklang direkt über ihrem Kopf und Melica zuckte leicht zusammen. Als
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