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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub
Autoren: Jana Oliver
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der tiefe Löcher in den Boden gerissen, Mini-Tornados ausgelöst und Erdbeben verursacht hatte. Und das alles nur, um einen einzigen Fänger zu erwischen.
    Mich.
    Wenn Ori nicht gewesen wäre, ein freiberuflicher Dämonenjäger, hätte der Fünfer sie umgebracht, so wie er ihren Dad getötet hatte.
    »Wir haben mit Augenzeugen gesprochen, die behaupten, sie hätten letzte Nacht Engel gesehen«, fuhr der Reporter fort. »Wir baten Professor Osbourne, Dozent für religiöse Studien an der Universität in Santa Barbara, sich die Videos anzusehen. Er ist jetzt über Satellit mit uns verbunden.« Ein ernster, grauhaariger Mann tauchte auf dem Bildschirm auf. »Wie bewerten Sie dieses außergewöhnliche Geschehen, Professor?«
    »Ich habe mir die Videos angeschaut, doch man erkennt lediglich einen Kreis aus unglaublich hellem Licht, der die Dämonenfänger umgibt. Kollegen aus Atlanta geben an, sie hätten Engel in der Stadt gesehen. Überall in der Bibel wird von ihnen berichtet, sie erschienen Abraham und Jakob. In Sodom und Gomorrha wurden zwei von ihnen gesichtet. In diesem Fall haben sie die Fänger aktiv vor den Ausgeburten der Hölle beschützt. Meiner Meinung nach ist das von biblischer Bedeutung.«
    Wem sagst du das.
    Riley wühlte in ihrer Botentasche, zog einen Stift hervor und fing auf einer frischen Serviette eine Liste an:
    ∙ Dad finden
    ∙ Die Weihwasser-Betrüger
hochgehen lassen
    ∙ Die Welt retten
    ∙ Einkaufen
    ∙ Wäsche
waschen
    Ihrer Ansicht nach erübrigten sich die letzten beiden Punkte, falls das mit dem dritten nicht klappte.

2. Kapitel

    Denver Beck spürte ein Kribbeln im Hals und hustete kräftig, um den abgestandenen Rauch aus den Lungen zu bekommen. Es half nur wenig. In der Ferne kletterten Feuerwehrleute über die Trümmer des Tabernakels, bekämpften übrig gebliebene Brandherde und suchten unter den Haufen aus zerbrochenen Steinen und verbranntem Holz nach verschütteten Leichen.
    Eigentlich müsste ich tot sein.
In der Vergangenheit wäre das egal gewesen, doch jetzt nicht mehr. Seine Angst um Riley hatte ihn aus dem Rauch und den Flammen hinausgetrieben. Rechts von ihm stützte sich Meisterfänger Angus Stewart in der späten Nachmittagssonne schwer auf seinen Stock. Sein normalerweise rötliches Gesicht war beinahe genauso weiß wie sein Haar, und die blasse Haut hob sich von dem blutbefleckten Verband an seiner Stirn ab. Sie standen neben einem der vielen Löcher auf dem Parkplatz des Tabernakels. Der Gestank von verbranntem Asphalt hing schwer in der Luft. Beck beugte sich vor und starrte in den Kraterschlund, der mit verknäulten Drähten und Schutt gesäumt war. Es war gut drei Meter breit und dreimal so tief. Eine dünne Dampfsäule stieg aus seiner Mitte empor.
    »Wie kann ein Dämon so einen Schaden anrichten?«, fragte er.
    »Der Geo-Dämon wedelt nur einmal mit der Hand, und schon tut sich dieser Abgrund auf. Sie haben außergewöhnliche Macht über die Erde und das Wetter«, sagte Stewart mit seinem starken schottischen Akzent. Er war immer noch deutlich zu hören, obwohl er sich nach zehn Jahren in Atlanta schon etwas abgeschliffen hatte.
    Als Beck sich aufrichtete, spürte er einen Krampf in der Dämonenwunde an seinem Oberschenkel. Der Verband war undicht, und Wundsekret war in seine Bluejeans gesickert. Er brauchte mehr Aspirin – er hatte Fieber, und ab und zu klapperte er mit den Zähnen. Wie bei einer leichten Grippe mit Klauennarben als Zugabe.
    Alles hat sich geändert
. Er wusste, dass es tatsächlich Engel gab; er hatte sie schon überall in Atlanta gesehen. Die meisten gehörten zu den guten Engeln, den fleißigsten Angehörigen des Himmelsvolks, die taten, was immer Gott von ihnen verlangte. Er hatte jedoch noch nie einen aus den höheren Gefilden gesehen, einen von denen mit den flammenden Schwertern. Doch letzte Nacht waren sie hier gewesen.
    Beck schüttelte den Kopf, unfähig, das gespenstische Erlebnis zu vergessen. Sie waren mindestens zwei Meter groß, trugen blendend weiße Kleidung, und die flirrenden, alabasterweißen Schwingen waren grau gesäumt. Ihre flammenden Schwerter hatten gegrollt wie ein Sommergewitter und die Nachtluft mit frischem Ozongeruch erfüllt.
    »Hab noch nie gehört, dass der Himmel dazwischengeht, um Fänger zu schützen«, sagte Beck leise und behielt aufmerksam die Fernsehteams auf der anderen Seite des Parkplatzes im Auge. Sie waren jetzt überall in der Stadt und versuchten, eine der größten Storys seit den
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