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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer
Autoren: G O'Carroll
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zurück.
    Zwei kräftig gebaute Männer waren in die Diele getreten. Es handelte sich um besonders große, brutal aussehende Kerle. Einer trug einen Ledermantel, der andere eine gefütterte schwarze Jacke. Beide waren Skinheads, und der eine hatte selbstgemacht aussehende Tätowierungen auf beiden Handrücken.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie. »Was tun Sie in meiner Wohnung?«
    Der eine Mann starrte sie nur an, während der andere ins Bad trat und den Wasserhahn abdrehte.
    »Dein Cousin will mit dir reden«, erklärte er ihr. »Du musst mitkommen.«
    Ehe Jane ein Wort erwidern konnte, packte er sie am Ellbogen und nahm ihren Mantel vom Haken. »Es wird nicht lange dauern, Süße. Komm einfach mit.«

Mittwoch, 3. September, 22:03 Uhr
    Zweiundsiebzig Stunden. Quinn starrte auf die Uhr. Doyle telefonierte, Murphy ebenfalls. Von Frank Maguire war weit und breit nichts zu sehen. Soweit Quinn wusste, war er immer noch auf der anderen Seite des Flusses, in der Amiens Street.
    Quinn fühlte sich hilflos und verloren. Nicht einmal morgens beim Aufwachen war er sich so allein vorgekommen wie jetzt. Nebenan in der Einsatzzentrale herrschte nach wie vor Hochbetrieb: Es wurde hin und her diskutiert, ständig klingelten die Telefone, und Faxnachrichten trafen ein. Was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass Evas Entführung inzwischen zweiundsiebzig Stunden zurücklag. Er war in Blackrock gewesen, in Clare und in Carrigafoyle, wo Doyle ihn ermuntert hatte, nicht aufzugeben. Nun aber schien jede Hoffnung vergebens. Obwohl sie Pat Maguire und Jimmy Hanrahan verhaftet hatten, konnte ihm immer noch niemand sagen, was mit Eva geschehen war.
    Er saß einfach nur da. Seine Frustration war so groß, dass es ihm vorkam, als wäre plötzlich seine ganze Muskulatur gelähmt – und er dazu verdammt, hilflos zuzusehen, wie rund um ihn herum alle fieberhaft arbeiteten, während die Uhr immer weiter über den Punkt hinaustickte, ab dem es keine Wiederkehr gab.
    Sein Handy klingelte. Nachdem er es aus seiner Jackentasche gefischt hatte, starrte er einen Moment auf das Display, konnte die Nummer zunächst jedoch nicht zuordnen. Dann dämmerte ihm, dass es sich um das Labor handelte.
    »Quinn«, meldete er sich.
    »Moss, hier ist John May.« May war ein hervorragender Ballistiker, mit dem er in der Vergangenheit schon oft zusammengearbeitet hatte.
    »Was habt ihr herausgefunden, John?«
    »Gibt es denn schon etwas Neues über Eva?«
    Quinn biss sich auf die Lippe. »Nein, nichts«, antwortete er. »Wir haben zwei Männer verhaftet, aber gebracht hat uns das verdammt wenig.«
    »Lieber Himmel, das tut mir leid. Hör zu, ich wollte dich sofort wissen lassen, was wir bezüglich des Anhängers herausgefunden haben. Die von der Spurensicherung sichergestellten Kettenstücke weisen ja mehrere deutlich verformte Glieder auf.«
    »Ja, stimmt.«
    »Also, ich habe hier gerade den Anhänger unter dem Elektronenmikroskop liegen, das wir normalerweise für die Untersuchung von Kugeln verwenden. Ich habe es dir schon mal gezeigt, es liefert eine zweimillionenfache Vergrößerung.«
    »Was verrät es dir?«
    »Der kleine Ring, an dem der Anhänger befestigt ist, weist keine entsprechende Verformung auf, Moss. Ich führe natürlich noch weitere Untersuchungen durch, und ein paar von meinen Assistenten arbeiten auch gerade daran, aber soweit ich es im Moment beurteilen kann, war der Anhänger, den du mir gegeben hast, niemals mit dieser Kette verbunden.«

Mittwoch, 3. September, 22:03 Uhr
    Jane war noch nie auf dem Boot ihres Cousins gewesen. Während sie neben dem tätowierten Skinhead auf der Rückbank saß, wären beinahe die Nerven mit ihr durchgegangen. Johnny, der Schmierer war eigentlich der Cousin ihres Vaters, und die beiden verstanden sich gar nicht gut. Während Multimillionär Johnny eine Baufirma betrieb und angeblich ein Gangster war, hatte ihr Dad es nur zu einer Stelle im Bauamt gebracht, im Süden von Finglas.
    »Weswegen will Johnny sich denn mit mir treffen?«, wandte sie sich an den neben ihr sitzenden Mann, dessen Blick nach vorne gerichtet war. Sie fuhren in Richtung O’Connell Bridge. »Ich habe ihn schon jahrelang nicht mehr gesehen. Was will er denn plötzlich von mir?«
    Der glatzköpfige Schlägertyp, der mit seinem bulligen Körper den Großteil des Rücksitzes einnahm, gab ihr keine Antwort. Er würdigte sie nicht einmal eines Blickes, sondern starrte weiter mit undurchdringlicher Miene geradeaus, während der Fahrer den Wagen
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