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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht
Autoren: Kelley Armstrong
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wiederzuerkennen. Stereoanlage, DVD , Computer … Sessel. Und ab morgen haben wir hier außerdem eine Wii.«
    »Wirklich?«
    »Yep. Ich hab gesagt ›Leute, wenn ich euch bei eurer komischen Studie helfen soll, müsst ihr mir was im Gegenzug bieten. Und ein GameCube bringt’s einfach nicht.‹«
    »Hast du auch einen größeren Fernseher verlangt?«
    »Hätt’s machen sollen. Nach dem ganzen verkorksten Zeug mit Lyle House fallen die jetzt fast übereinander, damit wir zufrieden sind. Wir werden ja so verwöhnt werden hier. Natürlich verdienen wir alles, was wir kriegen können.«
    »Und wie.«
    Sie grinste. Ihr ganzes Gesicht strahlte. »Hast du’s schon gehört? Ich bin eine Halbdämonin. Eine Exau … Exustio. Das ist die höchste Stufe von Feuerdämon, die man sein kann. Cool, was?«
    Ein Halbdämon zu sein
war
cool. Aber eine halbdämonische Laborratte in unmittelbarer Gefahr, vernichtet zu werden? Ganz entschieden weniger cool. Trotzdem, sosehr ich mir wünschte, ihr die Wahrheit zu sagen, ich konnte es nicht. Noch nicht.
    Gestern Abend erst hatte Rae in Lyle House auf ihrem Bett gelegen und verzweifelt versucht, mit bloßen Fingern ein Streichholz zu entzünden – in der Hoffnung auf einen Beweis dafür, dass sie eine paranormale Fähigkeit besaß. Jetzt hatte sie entdeckt, dass sie ein ungewöhnlicher Typ von Halbdämon war. Das war Rae auf eine ganz besondere Art wichtig, die ich nicht ganz verstand – auf eine Art, die ich wohl einfach akzeptieren musste. Jedenfalls so lange, bis ich mehr Beweise dafür hatte, dass dies eben doch nicht das Beste war, was ihr jemals passiert war.
    »Und weißt du was noch?«, fragte sie jetzt. »Sie haben mir Fotos von meiner Mom gezeigt. Meiner
richtigen
Mom. Keine von meinem Dad natürlich, schon klar, er ist ja ein Dämon. Irgendwie unheimlich, wenn man sich’s überlegt. Dämonen sind ja nicht gerade …« Zum ersten Mal sah ich einen Schatten von Besorgnis in ihren Augen. Sie zwinkerte, und er war fort. »Aber Dr. D. sagt, das macht einen nicht
schlecht
oder so was. Jedenfalls, meine Mom, ihr Name ist Jacinda. Das ist hübsch, oder?«
    Ich öffnete den Mund, um zuzustimmen, aber sie redete aufgeregt weiter.
    »Sie hat früher hier gearbeitet, genau wie Simons Dad. Sie haben Bilder von damals. Sie sah umwerfend aus, wie ein Model. Und Dr. D. sagt, vielleicht kriegen sie sogar raus, wo sie sie finden können, sie wollen’s versuchen. Einfach mir zuliebe.«
    »Was ist mit deinen Adoptiveltern?«
    Der Schatten sank wieder herab, und dieses Mal blieb er länger. Ich fühlte mich schlecht, weil ich es war, die ihr jetzt die Stimmung verdarb. Erst hatte ich Liz mitgeteilt, dass sie tot war, dann hatte ich Brady gezwungen, seinen letzten Abend noch einmal zu durchleben, und jetzt erinnerte ich Rae an ihre Eltern … ich versuchte nur, die Antworten zu finden, die uns allen helfen würden. Aber es kam mir grausam vor.
    Nach einer kurzen Pause sagte Rae: »Sie sind keine Paranormalen.«
    »Oh?«
    »Nee, bloß Menschen.« So wie sie es sagte, bekam das Wort einen hässlichen Beigeschmack. »Sie sagen, als meine Mutter hier weggegangen ist, hat sie alle Verbindungen zu der Gruppe abgebrochen. Und irgendwie bin ich dann zur Adoption freigegeben worden. Dr. D. sagt, das muss ein Irrtum gewesen sein. Jacinda hat mich geliebt, sie hätte mich nie hergegeben. Er sagt, die Geschichte, die meine Adoptiveltern mir da erzählt haben, dass sie mich nicht hat behalten können, war gelogen, und wenn die Edison Group von der Adoption gewusst hätte, hätten sie mir Eltern so wie uns gesucht. Aber als sie mich aufgespürt hatten, war es zu spät, also konnten sie nichts weiter tun, als ein Auge auf mich zu halten. Als sie rausgefunden haben, dass ich Probleme hatte, haben sie meinen Eltern angeboten, mich kostenlos in Lyle House unterzubringen. Ich wette, es dauert Wochen, bis meine Leute auch nur merken, dass ich nicht mehr dort bin, und dann werden sie einfach bloß erleichtert sein.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen …«
    »Ich war fast einen Monat lang in Lyle House. Und weißt du, wie oft meine Eltern mich besucht haben? Angerufen haben?« Aus Daumen und Zeigefinger formte sie eine Null.
    »Vielleicht durften sie ja nicht vorbeikommen? Vielleicht haben sie dir Nachrichten hinterlassen, die du nie gekriegt hast?«
    Sie rümpfte ihre Nase. »Warum sollte ich sie nicht gekriegt haben?«
    »Weil deine Adoptiveltern keine Paranormalen sind. Wenn sie mit ins Spiel kommen, würde
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