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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos
Autoren: D Koontz
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hat Danny sich im Alter von sechs Jahren das rechte Handgelenk gebrochen, als er beim Schwarzer-Peter-Spielen ein wenig ungestüm die Karten austeilte.
    Treppen stellen daher ein besonders großes Risiko dar. Zumindest in seiner Kindheit wäre Danny wahrscheinlich an mehreren Schädelbrüchen gestorben, wenn er die Stufen hinuntergefallen wäre.
    Obwohl ich keine Furcht vor einem Sturz hatte, war die Hintertreppe mir unheimlich. Es handelte sich um eine Wendeltreppe, weshalb man immer nur wenige Schritte weit sehen konnte.

    Die Intuition sagte mir, dass sich jemand dort unten befand.
    Der Aufzug bot keine echte Alternative, weil er zu viel Krach machte. Simon Makepeace würde darauf aufmerksam werden und mich erwarten, wenn ich unten ankam.
    Zurückziehen konnte ich mich nicht. Ich fühlte mich gezwungen, ins Erdgeschoss zu gehen, und zwar rasch.
    Bevor ich recht merkte, wie mir geschah, hatte ich schon die Ruftaste des Aufzugs gedrückt. Ich riss meinen Finger zurück, als hätte ich mich an einer Nadel gestochen.
    Die beiden Türflügel gingen nicht sofort auf. Offenbar befand sich der Aufzug im Erdgeschoss.
    Während der Motor zu summen begann, der hydraulische Mechanismus ächzte und die Kabine mit leisem Zischen durch den Schacht aufwärtsglitt, wurde mir bewusst, dass ich einen Plan hatte. Gut für mich.
    Eigentlich war der Ausdruck Plan zu grandios. Es handelte sich eher um einen Trick, eine Ablenkung.
    Das Ping!, mit dem der Aufzug ankam, hallte so laut durch das stille Haus, dass ich zusammenzuckte, obwohl ich es erwartet hatte. Als die Tür sich öffnete, spannte ich alle Muskeln an, aber niemand stürzte sich auf mich.
    Ich lehnte mich in die Kabine und drückte den Knopf, der sie ins Erdgeschoss zurückschickte.
    Noch während die Tür sich schloss, eilte ich zur Treppe und rannte blindlings hinunter. Sobald der Aufzug unten ankam, war es mit der Ablenkung vorbei, denn dann entdeckte Simon, dass ich doch nicht an Bord war.
    Die Klaustrophobie verursachende Treppe führte in einen Umkleideraum neben der Küche. In Philadelphia mit seinem regnerischen Frühling und seinem schneereichen Winter war so ein Raum mit Steinfliesen sicher nützlich, um Stiefel und Mantel abzulegen; in einem Haus mitten in der sonnenverbrannten
Mojave-Wüste war er jedoch so überflüssig wie ein Regal für Schneeschuhe.
    Wenigstens war es kein Lagerraum voller Gelignit.
    Von hier aus führte eine Tür in die Garage und eine weitere in den Garten. Durch die dritte gelangte man in die Küche.
    Ursprünglich war das Haus nicht dazu gedacht gewesen, einen Aufzug zu haben. Deshalb war die mit dem Einbau beauftragte Firma dazu gezwungen gewesen, ihn in einer Ecke der großen Küche unterzubringen.
    Kaum war ich, schwindlig von der engen Wendeltreppe, unten angekommen, als ein erneutes Ping! anzeigte, dass auch der Aufzug eingetroffen war.
    Ich griff nach einem Besen, als wäre ich in der Lage gewesen, einen mordlüsternen Psychopathen damit von den Beinen zu fegen. Na gut, immerhin konnte ich ihm die Borsten ins Gesicht stoßen, um seine Augen zu lädieren und ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Der Besen war nicht so beruhigend, wie es ein Flammenwerfer gewesen wäre, aber auf jeden Fall besser als ein Mopp und bedrohlicher als ein Staubwedel.
    Ich postierte mich neben der Tür zur Küche und bereitete mich darauf vor, Simon tatsächlich von den Beinen zu holen, wenn er auf der Suche nach mir hereinstürmte. Das tat er jedoch nicht.
    Nach einer Zeitspanne, die dem Gefühl nach ausgereicht hätte, um die grauen Wände mit einer fröhlicheren Farbe anzustreichen, in Wirklichkeit jedoch wohl nur fünfzehn Sekunden umfasste, warf ich einen Blick auf die Tür zur Garage. Dann auf die Tür zum Garten.
    Ich überlegte, ob Simon Makepeace Danny wohl schon aus dem Haus geschafft hatte. Womöglich befanden die beiden sich
in der Garage, Simon am Lenkrad von Dr. Jessups Wagen und Danny hilflos gefesselt auf dem Rücksitz.
    Oder sie hetzten durch den Garten zum Tor im Zaun. Vielleicht hatte Simon auf dem Weg hinter dem Grundstück sein eigenes Fahrzeug geparkt.
    Statt diesen Überlegungen zu folgen, fühlte ich mich von der Schwingtür zur Küche angezogen. Ich stieß sie auf.
    Nur die Lampen unter den Hängeschränken brannten und erleuchteten ringsum die Arbeitsflächen. Dennoch konnte ich sehen, dass ich allein war.
    Egal, was ich sehen konnte, ich spürte die Gegenwart eines anderen Menschen. Vielleicht hatte sich jemand hinter die große
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